Das Gebäudemodell Basel-Stadt 3.0
Die Überarbeitung des Gebäudemodells Basel-Stadt ist ein typisches Netzwerkprojekt im Schnittbereich der Geoinformation mit dem Datenmanagement im Kanton. Das Gebäudemodell ist seit über zwei Jahrzehnten im Betrieb und ist, nach nur einer grösseren Überarbeitung im Jahr 2007, abermals in die Jahre geraten. Aktualisierte gesetzliche Vorgaben, neue Zuständigkeiten und neue technologische Rahmenbedingungen haben es nötig gemacht, eine Überarbeitung anzustossen.
Dr. Christian Michel, Leiter Koordiantion und Projekte, Fachstelle für Geoinformation
Das Gebäudemodell Basel-Stadt
Der Kanton Basel-Stadt ist auf mehr als 63% seiner Fläche von einer intensiven städtischen Nutzung, mit Strassen, Gebäuden und anderen Bauten geprägt. Im Jahr 2022 gab es im Kanton 23'593 Gebäude von denen 19’032 auf die Stadt Basel entfallen. Diesen Gebäuden können zahlreiche wichtige Informationen zugeordnet werden, bei deren Erfassung und Nachführung oft mehrere Dienststellen involviert sind. Der Gebäudebestand unterliegt dabei einem stetigen Wandel, wie man an den diversen Bauvorhaben sehen kann.
Dazu kommen weniger offensichtliche Veränderungen, die möglichst aktuell erfasst und bekannt gemacht werden sollten, weil sie sowohl für die Verwaltung als auch die Bürger/-innen wichtig sind. Ein Beispiel hierfür ist die Schaffung neuer Wohnungen durch Umnutzung, Umbau oder Erweiterung. Eine Anmeldung in einer solchen neuen Wohnung ist erst möglich, wenn eine Adresse verfügt, die Wohnung baupolizeilich freigegeben und all diese Informationen im Fachsystem der Einwohnerkontrolle ersichtlich sind. Allein bei diesem Beispiel sind im Kanton Basel-Stadt bis zu vier Dienststellen involviert.
Damit die richtigen Daten in korrekter Reihenfolge erfasst und zeitnah weitergegeben werden, hat der Kanton bereits im Jahr 2000 mit dem Gebäudemodell die Nachführung zentraler Gebäude- und Grundstücksdaten übergeordnet geregelt. Dabei werden neben den Daten zu den Gebäuden selbst, viele damit zusammenhängende Informationen strukturiert erfasst.
Von zentraler Bedeutung sind hier die Informationen aus der Baueingabe, wo neue Gebäude im Rahmen eines Baugesuchs als erstes entstehen oder Umbauten an bestehenden Gebäuden bekannt gegeben werden. Nach der Baueingabe werden dann diverse weitere Daten erfasst. Die amtliche Vermessung erstellt die Adressen und Eingänge und liefert zusätzlich die Informationen zu den Strassen. Aus dem Grundbuch werden die Informationen zu Grundstücken geliefert. Die Wohnungen erfasst das statistische Amt im Rahmen des kantonalen Gebäude- und Wohnungsregisters. Daten der Versicherungsobjekte werden aus dem Fachsystem der Gebäudeversicherung Basel-Stadt ebenfalls integriert.
All diese Daten werden koordiniert in der kantonalen Geodateninfrastruktur (KGDI) über räumliche Verschnitte angereichert und der internen Datendrehscheide des Kantons, dem kantonalen Datenmarkt zusammengezogen. Die KGDI erfüllt hierbei auch die Funktion das Gebäudemodell mit Daten aus räumlichen Verschnitten anzureichern (z.B. die ein Grundstück betreffenden Grundnutzungszonen).
Zum einen werden sie dann im Geoportal Basel-Stadt als strukturierte Geodaten und in GIS-Applikationen (z.B. MapBS, MapBS 3D) publiziert und zum anderen über den kantonalen Datenmarkt zur Verfügung gestellt. Der kantonale Datenmarkt stellt sie damit den Fachabteilungen und zur Nutzung im Bereich eGovernment zur Verfügung. Ebenso bilden die Daten des Gebäudemodells den Kern verschiedener statistischer Auswertungen und die regelmässigen Datenlieferungen des Kanton an das Bundesamt für Statistik (eidg. GWR).
Was lange wärt, wird langsam gut
Das Gebäudemodell ist seit über zwei Jahrzehnten im Betrieb und ist nach nur einer grösseren Überarbeitung im Jahr 2007 abermals in die Jahre geraten. Aktualisierte gesetzliche Vorgaben von Seiten der amtlichen Statistik, neue Zuständigkeiten und Informatik-Altlasten sowie neue technologische Rahmenbedingungen haben es nötig gemacht, eine Überarbeitung anzustossen.
Mit der derzeit auch laufenden Digitalisierung der Baueingabe im Kanton besteht aktuell zusätzlich die Chance, hier ein besseres Zusammenspiel in Bezug auf die Datenerfassung zu erreichen. Diese Chance galt es zu nutzen, und mit der laufenden Anpassung werden auch zentrale Punkte der neuen Digitalstrategie Basel-Stadt im Bereich Gebäudedaten angegangen.
Hierzu gehört das Ziel mit einem Angleich des Datenmodells an die eCH-Standards im Bereich Gebäude und Grundstücke die Standardisierung im Bereich kantonaler Gebäudedaten als auch die Harmonisierung mit dem eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregister voranzubringen. Dabei wird das Datenmodell weitestmöglich generalisiert, um zukünftig schrittweise Anpassungen, z.B. bei neuen Anforderungen bzgl. Dateninhalten, zu vereinfachen.
Um Redundanzen zu verringern und eine “once-only” Datenerfassung bestmöglich sicherzustellen, sollen darüber hinaus klar geregelte Informationsflüsse und Prozesse für die Zusammenarbeit sicherstellen, dass die Daten zum richtigen Zeitpunkt erfasst und zeitnah zur Verfügung stehen.
Diese organisatorischen Anpassungen bedürfen einer starken kollaborativen Zusammenarbeit über organisationale Grenzen hinweg. Hier soll mit pragmatischen Lösungen die Aktualität und Qualität der Daten verbessert sowie interne Arbeitsaufwände möglichst verringert und aufeinander abgestimmt werden. Es geht darum, sinnvoll zu automatisieren und mit digitaler Unterstützung die Zusammenarbeit sowie den Informationsaustausch und die Datenerfassung zu verbessern.
Eine komplexe Herausforderungen wird angegangen
Die Daten des Gebäudemodells werden in sechs verschiedenen Fachsystemen erfasst und nachgeführt, über den kantonalen Datenmarkt an 16 Dienststellen im Kanton ausgeliefert und über zwei Webauskünfte intern zur Verfügung gestellt.
Damit besitzt das Projekt eine hohe Komplexität. Neben den technischen Anpassungen des Datenmodells und der Schnittstellen gilt es auch, die organisationsübergreifende Zusammenarbeit zu prüfen und punktuell neu zu regeln. Dass dies vor dem Hintergrund bestehender IT-Systeme in den verschiedenen Departementen und über Jahre gewachsener Organisationstrukturen nicht einfach ist, hat das Projektteam glücklicherweise nicht abgeschreckt, so dass im ersten Quartal diesen Jahres mit einer Umsetzung in Etappen gestartet werden konnte.
Nach aktueller Planung sollen die Datenliefernden Systeme bis ca. dem vierten Quartal 2024 angepasst werden und die Daten gemäss den neuen Vorgaben im Testsystem des kantonalen Datenmarkts zur Verfügung stehen. Im Anschluss besteht eine Übergangsphase von mindestens sechs Monaten, damit die datenbeziehenden Fachsysteme angepasst werden können.
In dieser Phase sollen auch die Datenprodukte und Applikationen des Geoportals Basel-Stadt auf die neuen Dateninhalte adaptiert werden. Wir informieren weiterhin auf unsere Informationskanälen (GeoInfo-Newsletter, Twitter) sowie intern in mittels 3KP News über den Stand der Arbeiten.