Basel übernimmt schweizweit eine Vorreiterrolle in der Förderung Clubkultur
MedienmitteilungRegierungsrat
Der Regierungsrat setzt die vom Volk Ende 2020 angenommene «Trinkgeld-Initiative» zur Stärkung der Basler Jugend- und Alternativkultur schrittweise um. Neu sollen Clubs für qualitative hochstehende Live-Programme Unterstützung beantragen können. Bedingung dafür sind faire Honorare und Gagen. Das neue Fördermodell stützt sich auf eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Musikbüro, dem Verein Kultur und Gastronomie und der Abteilung Kultur Basel-Stadt.
Der Regierungsrat setzt die sogenannte «Trinkgeld-Initiative» Schritt für Schritt um. Nun legt er dem Grossen Rat ein weiteres Förderpaket vor, um das Volksbegehren zu verwirklichen. 2020 nahmen die Stimmberechtigten die vom parteiunabhängigen Komitee Kulturstadt Jetzt lancierte «Trinkgeld-Initiative» deutlich an. Diese fordert, dass jährlich mindestens fünf Prozent des ordentlichen Kulturbudgets des Kantons – sinnbildlich: das Trinkgeld – in die aktive Basler Jugend- und Alternativkultur aller Sparten fliessen soll. Regierung und Parlament haben sich 2021 in einem richtungsweisenden Entscheid gegen eine Kompensation der Mittel in anderen Kulturbereichen, etwa bei den etablierten Kulturinstitutionen, ausgesprochen. Festgelegt wurden Handlungsfelder, in der die Förderung der Jugend- und Alternativkultur greifen soll.
Fördermittel für Live-Programme der Nachtkultur
Eines davon ist die Basler Clubszene. Sie verfügt über Publikumsmagnete, die nachts Tausende von Besucherinnen und Besucher anziehen. Doch im Unterschied zu Städten wie Hamburg, Wien oder Stuttgart kennt Basel bisher keine Förderung der Nacht- und Clubkultur. Dies soll sich nun ändern: Der Regierungsrat schlägt vor, dass Clubs mit Sitz in Basel-Stadt Fördergelder beantragen können, sofern sie ihrem Publikum unabhängig von kommerziellen Mechanismen ein vielfältiges und qualitativ hochstehendes Live-Programm von Musik über Kleinkunst bis zu Spoken Word bieten. Ausserdem müssen sie faire Honorare und Gagen bezahlen. Darauf sind Musikerinnen und Musiker heute mehr denn je angewiesen. Denn ihre ökonomische Situation hat sich angesichts schlechter Konditionen der Streaming-Dienste bei den Tantiemen und Internetpiraterie in den letzten Jahren stark verschlechtert.
Das geplante integrale Modell zur Clubförderung sieht eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Musikbüro Basel, dem Verein Kultur und Gastronomie sowie der Abteilung Kultur Basel-Stadt vor. Die Förderung qualitativer Live-Programme soll das Musikbüro im Auftrag des Kantons wahrnehmen. Dafür wird seinem Trägerverein für die Jahre 2024 bis 2026 ein Staatsbeitrag in der Höhe von total 2,895 Millionen Franken zugesprochen.
Kulturstadt Basel soll auch für Junge attraktiv bleiben
Im Rahmen der neuen Clubförderung sollen auch kleinere Investitionen in die betriebliche Infrastruktur ermöglicht werden. So sollen beispielsweise kleinere bauliche Massnahmen unterstützt werden, die dazu beitragen, Lärmkonflikte zu entschärfen. Die Beurteilung dieser Anträge erfolgt durch die Abteilung Kultur. Zudem hat der Regierungsrat einen Staatsbeitrag an den Verein Kultur und Gastronomie für die Jahre 2023 bis 2026 von 640'000 Franken bewilligt, um ein Tandemmodell für die Vermittlung zwischen Anwohnerschaft, Behörden und Veranstaltern aufzubauen. Gemeinsam mit einer neu geschaffenen Stelle in der Abteilung Kultur wird der oder die Nachtmanger/in den Kompetenzaufbau in der Club- und Nachtkultur stärken. Pro Jahr kostet das Paket Clubförderung total 1,0685 Millionen Franken. Es unterliegt somit dem Referendum.
Mit dem neuen Förderprogramm für die Club- und Nachtkultur übernimmt Basel schweizweit eine Pionierrolle. Es sichert Arbeitsplätze der Kreativwirtschaft in der Region. Und es trägt dazu bei, dass die Kulturstadt Basel ihre Anziehungskraft für jüngere Menschen behält und für Städtereisende im Freizeittourismus ein attraktives Reiseziel ist.
GGG Kulturkick: Erste Anlaufstelle für Einzelprojekte der Jugendkultur
Am 28. März entschied der Regierungsrat bereits über einen weiteren Schritt zur Umsetzung der «Trinkgeld-Initiative»: Er erhöhte die Mittel für die Förderung der Jugendkultur und legte fest, dass der von der GGG Basel getragene GGG Kulturkick erste Anlaufstelle für die Förderung von Einzelprojekten in der Jugendkultur wird. (vgl. dazu die Medienmitteilung vom 28. März 2023, https://www.bs.ch/nm/2023-kurzmitteilungen-aus-der-regierungsrats-sitzung-bulletin-rr-10.html)
Zuvor, am 14. März, überwies die Regierung die neu konzipierte Kulturpauschale ans Parlament. Sie richtet sich an alle Kulturschaffende – unabhängig davon, welcher Sparte oder Altersgruppe sie angehören. Die Kulturpauschale stärkt die Einzelprojektförderung. Ausserdem ist vorgesehen, die 2022 erstmals als Pilot ausgeschriebenen Recherchebeiträge künftig in die Regelförderung zu übernehmen. Darüber hinaus sollen ab 2024 selbstorganisierte Projekträume wie Off-Spaces und andere Plattformen und Dienstleistungen für die Alternativkultur mit einer jährlichen Ausschreibung für Programmbeiträge gefördert werden.
Der Regierungsrat ist zuversichtlich, dass mit den vorgelegten Massnahmen die prekäre Arbeitssituation vieler Kulturschaffenden massgeblich verbessert wird. Die Jugend- und Alternativkultur aller Sparten erhält mehr Sichtbarkeit, wobei der Zugang zur Förderung insgesamt niederschwelliger wird. Die freie Szene in Basel wird so gestärkt, wie dies im Kulturleitbild 2020 bis 2025 des Kantons vorgesehen ist.