Wissenswertes zu Erdbeben
Was sind die Ursachen für Erdbeben? Warum gibt es Erdbeben bei uns? Und was hat Geothermie mit Erdbeben zu tun? Auf dieser Seite finden Sie Informationen und Antworten zu diesen und weiteren Fragen.
Erdbeben und ihre Ursachen
Erdbeben sind plötzliche Erschütterungen der Erdkruste, die durch Freisetzen von Energie entlang von Bruchlinien im Gestein verursacht werden. Die Beben reichen von geringfügigen bis zu sehr starken Intensitäten. Sie haben das Potenzial, erhebliche Schäden an Gebäuden, Infrastruktur und Leben zu verursachen.
Erdbeben werden in der Regel durch Bewegungen von tektonischen Platten verursacht, welche die äussere Schicht der Erdkruste bilden. Wenn diese Platten gegeneinanderstossen, reiben oder sich auseinander bewegen, können Spannungen im Gestein entstehen. Der plötzliche Abbau dieser Spannungen entlang von Brüchen im Gestein führt zu dem, was wir als Erdbeben wahrnehmen. Wo und wann die Erdbeben entstehen, kann man nicht voraussagen. Die Gebiete auf der Welt, wo die grössten und meisten Erdbeben auftreten, liegen an den Grenzen der aktiven Kontinentalplatten. Dazu gehört zum Beispiel Japan, Indonesien, Neuseeland, die Westküste Nord- und Südamerikas, der Himalaya – aber auch der Mittelmeerraum, wo sich viele kleinere Kontinentalplatten gegeneinander verschieben.
Erdbebenland Schweiz
Die Schweiz liegt in einer seismisch aktiven Region. Bei uns treten Erdbeben auf, weil die eurasische und die afrikanische Platte sich bewegen. Sie stossen entlang der Alpen aufeinander und haben das Gebirge über Jahrmillionen aufgetürmt. Die Plattenbewegungen sind langsamer als in anderen Regionen der Welt. Trotzdem bauen sich über die Zeit Spannungen im Untergrund auf. Werden die Spannungen zu gross, bauen sie sich durch ruckartige Bewegungen entlang von Brüchen ab. Diese spüren wir als Erdbeben an der Oberfläche.
Erdbeben können überall in der Schweiz auftreten. Am meisten gefährdet sind das Wallis, die Region Basel und Graubünden. Zu den bekannten Bruchsystemen in der Schweiz gehören die Störungszone entlang dem Rhonetal im Wallis und der Oberrheingraben bei Basel. Entlang dieser Bruchsysteme ereignen sich immer wieder Erdbeben. Darunter auch grosse wie das Erdbeben von Basel von 1356 oder das Erdbeben von Sierre im Jahr 1946.
Erdbebenregion Basel
Erdbeben sind in der Region Basel nichts Aussergewöhnliches. Das Gestein unter Basel ist durch zahlreiche Brüche des Oberrheingrabens zerschnitten. Diese bilden Schwachstellen, an denen sich die aufgebauten Spannungen entladen und Erdbeben auslösen.
Im Jahr 1356 erschütterte ein katastrophales Erdbeben die Stadt Basel und seine Region. Das Erdbeben mit einer Magnitude von 6.6 zerstörte einen grossen Teil der Stadt. Es war bis nach Bern und Strassburg zu spüren. Das Erdbeben von 1356 war zwar das grösste, aber nicht das einzige Beben, das die Region Basel in der Vergangenheit erschütterte. Seit dem 14. Jahrhundert haben mehrere Erdbeben die Region heimgesucht und Schäden verursacht. Es gibt Belege, dass sich möglicherweise bereits im Jahr 250 ein katastrophales Erdbeben bei der römischen Siedlung Augusta Raurica ereignet hat.
Das Basler Erdbeben von 1356
Das Erdbeben von Basel im Jahre 1356 hatte sein Epizentrum bei Reinach, südlich von Basel. Mit einer geschätzten Magnitude von 6.6 ist es das bisher stärkste bekannte Erdbeben der Schweiz. Aufgrund zahlreicher historischer Dokumente und Berichte sind die Ereignisse von damals relativ gut überliefert.
Es ist der 18. Oktober im Jahr 1356, als um die Mittagszeit eine Serie von Erdbeben die Stadt Basel zu erschüttern beginnt. Am frühen Abend folgt ein erstes starkes Erdbeben und führt zu ersten Schäden. Viele Leute flüchten zu diesem Zeitpunkt erschrocken ins Freie. Gegen 22 Uhr setzt das Hauptbeben ein. Dieses ist so heftig, dass Kamine herabfallen, Fassaden von Häusern und Kirchen einstürzen und Teile der Stadtmauer einfallen. Die Schäden an der Stadtmauer kann man heute noch am mittelalterlichen Eckturm beim Lohnhof entdecken. Auch das Basler Münster nimmt heftigen Schaden. Das Chorgewölbe und die Türme stürzen ein. Mit Eisenklammern zusammengehaltene Risse und Spuren des Wiederaufbaus im Mauerwerk sind heute noch Zeugen der Zerstörung. Nachbeben erschüttern die Stadt die ganze Nacht lang und sorgen für weitere Schäden.
Viele offene Herdstellen werden unbeaufsichtigt zurückgelassen. In der Folge entzünden sich Brände und zerstören grosse Teile der Innenstadt. Die Feuer wüten mehrere Tage lang, und die Stadt ist teilweise unbewohnbar. Auch die umliegende Region wird stark vom Erdbeben getroffen. Viele Burgen erleiden grosse Schäden. Das Erdbeben wurde auch in entfernten Städten wie Solothurn, Bern oder Strassburg gespürt. Noch monatelang erschüttern Nachbeben die Region.
Die Stadt Basel zählte damals etwa 6'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Interessanterweise sind beim Erdbeben wahrscheinlich nur sehr wenige Menschen ums Leben gekommen. Die starken Vorbeben haben viele erschreckt. Sie sind ins Freie oder aus der Stadt geflüchtet. Beim Hauptbeben waren die meisten Leute nicht mehr in ihren Häusern.
Nach dem Chaos und dem ersten Schock ging die wohlhabende Stadt den Wiederaufbau schnell an. Auch wenn die Wiederherstellung der zerstörten Bauwerke noch lange dauern sollte, kehrte kurz nach dem Ereignis wieder eine gewisse Normalität ein.
Was wäre, wenn heute ein Erdbeben kommt?
Ein Erdbeben wie das von 1356 würde heute zu sehr starken Schäden und grossen Verlusten führen. Der Schweizerische Erdbebendienst an der ETH Zürich schätzt, dass alleine im Kanton Basel-Stadt über 1000 Tote und mehr als 10'000 Verletzte zu erwarten wären. Mehr als die Hälfte aller Gebäude im Kanton wäre beschädigt. Die Kosten würden sich auf über 10 Milliarden Franken belaufen.
Heutzutage sind in Basel immer wieder Erdbeben zu spüren. So zum Beispiel im September 2022, als es in der Nähe von Mulhouse zu einem Beben der Stärke 4.7 kam. Die meisten der Erdbeben sind klein und nicht zu spüren. Trotzdem müssen wir uns bewusst sein, dass Basel eine Erdbebenregion ist: Es kann jederzeit zu einem schweren Erdbeben kommen.
Geothermie und Erdbeben
Nutzt man die natürliche Wärme aus dem Inneren der Erde, um Energie zu gewinnen, sei es für Heizung, Kühlung oder Stromerzeugung, sprechen wir von Geothermie. Erdbeben können in einigen Fällen mit der Geothermie in Verbindung gebracht werden.
Wenn Menschen in den Untergrund bohren, um die Wärme im Untergrund zu nutzen, können sie unbeabsichtigt Spannungen im Gestein freisetzen. Dies kann dazu führen, dass sich bereits vorhandene Brüche im Gestein bewegen, was letztendlich zu einem Erdbeben führen kann. Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle geothermischen Bohrungen zu Erdbeben führen. Ob ein Risiko besteht, um Erdbeben auszulösen, ist stark davon abhängig wo, wie tief und mit welchem Verfahren man bohrt. Bei sogenannten Wärmesonden besteht kein Risiko, dass spürbare Erdbeben ausgelöst werden.
Tiefere Bohrungen werden sorgfältig geplant und überwacht, um das Risiko von Erdbeben zu minimieren. Trotzdem bleibt bei tiefen Bohrungen ein Risiko bestehen; menschengemachte Erdbeben sind nicht auszuschliessen. Dies hat leider auch Basel erfahren, als im Jahr 2006 durch Aktivitäten an einer Tiefbohrung in Kleinhüningen eine Serie von spürbaren Erdbeben die Stadt erschüttert hat.
Möchten Sie mehr erfahren?
Auf der Webseite des Schweizerischen Erdbebendiensts finden Sie viele weitere Informationen und Antworten rund um das Thema Erdbeben.
Schweizerischer Erdbebendienst an der ETH Zürich