Archäologische Blicke unter Marktplatz und Freie Strasse
In den Jahren 2020 bis 2024 wurden auf dem Marktplatz, in der Freien Strasse und deren Seitengassen Werkleitungen saniert und ein neues Trassee für die Fernheizung verlegt. Die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt begleitete die Bauarbeiten von Anbeginn.
Wer heute durch die Freie Strasse und über den Markt in Basel schlendert, ahnt kaum, wie es hier vor wenigen Jahrhunderten noch aussah: Der Birsig floss offen über den Platz, die Gassen waren eng und der stechende Geruch der Gerberlauge mischte sich mit dem Rauch der Schmelzöfen. Jüngste Ausgrabungen aufgrund der neuen Fernwärmeleitungen haben erstaunliche Erkenntnisse zum Handwerkerviertel erbracht, das sich spätestens ab dem 9./10. Jh. rechts und links des Baches entwickelt hatte.
In Kooperation mit dem Museum Kleines Klingental hat die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt die Sonderausstellung «Geborgen aus dem Untergrund – Archäologische Funde aus dem Zentrum Basels» erarbeitet. Neue Funde vom Marktplatz und der Freien Strasse sowie ausgewählte Objekte älterer Grabungen führen die Besucher*innen durch 2000 Jahre Geschichte: von der Römerzeit bis in die Moderne.
Römische Relikte im Birsigtal
Die Ausstellung beginnt mit der römischen Zeit. Damals bestand im Birsigtal bereits eine wirtschaftlich wichtige Verkehrsroute. Sie ist eine der ältesten Hauptachsen Basels und kann bis ins 1. Jahrhundert n. Chr. zurückverfolgt werden. Das Zentrum der römischen Siedlung befand sich auf dem heutigen Münsterhügel und in dessen südöstlichem Vorfeld. Die römische Spolie, ein grosses Architekturfragment, das in der Freien Strasse gefunden wurde, war vermutlich in spätrömischer Zeit sekundär in der Umfassungsmauer auf dem Münsterhügel verbaut worden und hatte von dort den Weg in die Freie Strasse gefunden.
Für das Frühmittelalter gibt es nur wenige Anhaltspunkte, die Ausmass und Art der Bebauung entlang der Freien Strasse und am Marktplatz erahnen lassen. Zahlreiche, zum Teil reich ausgestattete Gräber aus der Stadt zeigen jedoch, dass hier weiterhin Menschen lebten.
Handwerk und Handel im Hoch- und Spätmittelalter
Im Hochmittelalter lassen sich mehrere Siedlungszentren in Basel fassen, die an und um den Birsig sowie um den Münsterhügel mit der um 820 erbauten Bischofskathedrale und im heutigen Kleinbasel entstanden waren.
Leder- und Textilverarbeitung sind dank der dazu benötigten Werkzeuge und der aussergewöhnlich guten Erhaltung organischer Reste an der Spiegelgasse nachgewiesen. Eisenverhüttung und Schmieden gehörten ebenso zu den ansässigen Gewerken. Seltene Funde wie ein Aquamanile, eine Gussform und ein Münzstempel gewähren wertvolle Einblicke in den Alltag des Bürgertums im 14. Jahrhundert.
Nichts bleibt wie es war
Für das Spätmittelalter und die frühe Neuzeit verdichten sich die Befunde. Immer wieder werden auf Ausgrabungen Mauerreste ehemaliger Gebäude angetroffen, so auch unter der Freien Strasse, für deren Verbreiterung im 19. Jahrhundert etliche Häuser abgerissen wurden. Ebenso war der heutige Marktplatz im Spätmittelalter viel kleiner. Nach einem Brand im Jahr 1377 nutzte der Rat die Gelegenheit, den Platz zu vergrössern. Er liess zwölf Liegenschaften niederreissen, die sich am Südende zwischen dem damals noch offenen Birsig und der unteren Freien Strasse befanden.
Überreste des Hab und Guts der einstigen Bewohnerinnen und Bewohner dieser Gebäude sind im Museum Kleines Klingental ausgestellt. Verkohlte Ackerbohnen und Tongefässe mit massiven Brandspuren machen die Katastrophe greifbar und zeigen die sozialen Verhältnisse in diesem Stadtviertel.
Sonderausstellung
«Geborgen aus dem Untergrund – Archäologische Funde aus dem Zentrum Basels»
Bis 16.03.2025
Mi, Sa 14-17 Uhr, So 10-17 Uhr
Museum Kleines Klingental
Unterer Rheinweg 26, 4058 Basel