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Jahresbericht Staatsarchiv 2016

Staatsarchiv

Historisches Foto von Arbeitern auf einem Gebäude mit Blick auf den Fluss, Staatsarchiv 2016.
© Staatsarchiv Basel-Stadt

Was wohl diesen Handwerkern auf dem Foto durch den Kopf ging, als sie 1925 auf dem Silodach in Kleinhüningen für den Fotografen posierten? Blickten sie in die Zukunft der Stadt, in den wachsenden Rheinhafen? Oder machten sie sich Gedanken über ihre eigene Zukunft, ihre Verdienstmöglichkeiten nach dem Ende des Baus? Die Fotografie lässt offen, was diese Menschen dachten und erlebten. Aber sie macht sichtbar, dass es Menschen waren, welche die Stadt bauten. Allzuoft wird die Geschichte einer Stadt nur als Chronologie baulicher Veränderungen erzählt. Doch wie fragte Bertolt Brecht 1935: «Wohin gingen an dem Abend, wo die chinesische Mauer fertig war, die Maurer?». Bestimmt hätte er im Archiv eine Antwort gefunden: in den Akten der Einwohnerkontrolle, in Vereinsakten, in den Akten des Arbeitsamtes und der Spitäler, in Polizeiberichten.

Denn das Archiv sichert solche Spuren, macht Hinterfragen und Neuerzählen möglich. Die Spur desjenigen, der auf dem Bild unsichtbar bleibt, ist vorerst kaum lesbar. Wer war dieser waghalsige Fotograf, der mit seiner ganzen Fotoausrüstung auf das stark abschüssige Dach kletterte und diese aussergewöhnlichen Fotos schoss? «W. Tominski, Reise-Photograph» ist auf der Rückseite des Bildes vermerkt. Eine kurze Recherche ergibt: Er hiess mit vollem Namen Wilhelm Tominski-Daurer, wohnte in Basel und lebte hier von 1912 bis 1946. Was für weitere Spuren es von ihm im Archiv gibt, bleibt herauszufinden. Ob er etwa ein Ausländer war, der sich 1912 in Basel niedergelassen hatte und dann eingebürgert worden war?

In diesem Sinne präsentiert der Jahresbericht 2016 nicht einfach Fotos von historisch interessanten Baustellen, sondern Bilder von Arbeitenden, Erinnerungsbilder von Arbeitserfahrungen, die einer vertieften Spurensuche noch harren.

Dereinst wird auch die Geschichte des Neubaus von Staatsarchiv und Naturhistorischem Museum im Archiv nachlesbar sein, mit allen Planungen, Handlungen, Beteiligten. Noch steht kein Baugerüst an der Entenweidstrasse. Der Silobau 1925 war ein herausragendes Ereignis für die Stadt, architektonisch, städtebaulich, für die Volkswirtschaft wie für die vor Ort Beschäftigten. Wir sind überzeugt, dass auch die Erbauer des neuen Staatsarchivs dereinst voller Stolz über die Stadt blicken werden, die sie mit ihrem Schaffen veränderten.

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