Umsetzung der Vision
Zur Umsetzung der Vision tragen Projekte und Massnahmen der Verwaltung bei. Ebenso sind Innovationen und Beiträge aus Wirtschaft und Bevölkerung notwendig. Diese erhält die Möglichkeit, sich einzubringen. Begleitet wird der Prozess von einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe unter der Leitung der Stabsstelle Planungskoordination im Gesundheitsdepartement.
Die Interdepartementale Koordinationsgruppe Alter (IKA)
Die Interdepartementalen Koordinationsgruppe Alter (IKA) besteht aus Vertretern aller Departemente des Kantons sowie der Landgemeinden Riehen und Bettingen. Die IKA hat die Rückmeldungen aus einer Online-Befragung zur Vision gesichtet und konkrete Herausforderungen nach Wichtigkeit und Dringlichkeit bewertet. Zusammen mit den Resultaten der Bevölkerungsbefragung 55+, dem verwaltungsinternen Fachwissen und unter Einbezug politischer Vorstösse wurde entschieden, welche Projekte und Massnahmen in einem ersten Schritt angegangen werden sollen.
Umsetzung in 10 Bereichen
Die IKA hat zehn Bereiche identifiziert, die angegangen werden sollen:
- Soziale Teilhabe fördern – Soziale Isolation verhindern
- Schutz vor Ausschluss und Benachteiligung
- Arbeitsmarktfähigkeit
- Wohnen
- Wertschätzung für betreuende Angehörige
- Die Beziehungen zwischen den Generationen positiv gestalten
- Queer altern
- Autonomie bis ins hohe Alter
- Gesunde Stadt
- Gewalt im Alter
Die Bereiche bilden wahrgenommene, aber nicht unbedingt tatsächlich vorhandene Lücken in der bestehenden Basler Alterslandschaft ab. Fünf Bereiche stammen aus dem Sorgenbarometer, zu dem sich die Baslerinnen und Basler in der Umfrage zur Vision hatten äussern können. Fünf weitere bilden Bestrebungen aus der Bevölkerung ab. Alle zehn Bereiche können zu Strategien oder Massnahmenpaketen führen und alle werden einzeln in einem Ergebnisbericht dokumentiert.
Einige Bereiche steuert die Interdepartementale Koordinationsgruppe Alter, in anderen sollen auch Ideen und Projekte aus der Bevölkerung zur Umsetzung der Vision beitragen.
Bereich Nr. 1: Sozialer Teilhabe fördern – Soziale Isolation verhindern
Das Verhindern von Einsamkeit wurde in der Umfrage vom Herbst 2020 als wichtigste Herausforderung identifiziert. Als Gefühl ist Einsamkeit etwas sehr Persönliches. Als Gesellschaft können wir erkennen, ob unsere Mitmenschen sozial isoliert sind. Soziale Teilhabe zu fördern und damit auch möglichst vielen Mitmenschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, ist das Ziel dieses Bereichs. Viele Organisationen aus der Zivilgesellschaft nehmen sich bereits auf unterschiedliche Arten dem Thema an. Viele Menschen erreichen in ihrem Alltag mit ihrem freiwilligen Engagement Grossartiges.
Wie können wir diese Anstrengungen noch besser bündeln, damit es immer weniger sozial isolierte Personen in unserem Kanton hat? Wie erreichen wir sozial isolierte Personen und bringen sie dazu, diese Angebote in Anspruch zu nehmen? Solche und ähnliche Fragen stellten wir 18 Seniorinnen und Senioren. Im Juni 2022 wurde der Zwischenbericht an einem Netzwerkanlass der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert. Der Ergebnisbericht mit Massnahmenvorschlägen wurde anlässlich des Netzwerkanlasses 2023 vorgestellt.
Bereich Nr. 2: Schutz vor Ausschluss und Benachteiligung
Oft geht eine Benachteiligung oder ein Ausschluss von älteren Menschen auf stereotypische Annahmen zurück wie ein schlechtes Gehör oder einer Abneigung gegenüber Computern – alles nur, weil wir graue Haare sehen… Älter zu sein kann Vorteile mit sich bringen. Das Alter ist eine Eigenschaft unter vielen, die es zu beachten gilt bei Angeboten oder Informationen. Wenn das Alter mit anderen Merkmalen wie Geschlecht, Armut oder mangelnden Deutschkenntnissen zusammenkommt, können sich Benachteiligungen verstärken.
Wie zeigen sich die Diskriminierungen konkret? Und wie können wir präventiv wirken, damit solche Benachteiligungen nicht mehr vorkommen? Um solche Fragen geht es in diesem Bereich.
Bereich Nr. 3: Arbeitsmarktfähigkeit
Als Top 3 Thema auf dem Sorgenbarometer gelten die Schwierigkeiten, denen sich Personen mit fortschreitendem Alter auf dem Arbeitsmarkt ausgesetzt sehen. Mit der Pensionierung möchten nicht alle gleich vollständig ihre professionellen Tätigkeiten abbauen, auch wenn viele Tätigkeiten sich zum freiwilligen und sozialen Engagement verschieben. Dieser Bereich bearbeitet die Optionen, die Seniorinnen und Senioren offenstehen.
Bereich Nr. 4: Wohnen
Fragen des altersgerechten Wohnens sind kein neues Thema in der Alterspolitik. 2 Aspekte kommen hier zusammen. Zuerst geht es um den Bestand an genügend altersgerechtem Wohnraum im Kanton. Daneben geht es um Fragen über den Umzug in altersgerechte Wohnungen respektive darum, in der eigenen Wohnung verbleiben zu können – je nach der persönlichen Situation. Da der Wohnungsmarkt im Kanton Basel-Stadt im Umbruch ist, befindet sich diese Lücke, die vielleicht gar keine ist, in der Konzeptionsphase.
Bereich Nr. 5: Wertschätzung für betreuende Angehörige
Angehörige, Bekannte und Freiwillige leisten einen grossen Beitrag bei der Betreuung von älteren Menschen. Zumeist sind es Frauen, die sich um diese Aufgabe kümmern. Das Thema schaffte es in die Top 5 des Sorgenbarometers der Umfrage zur Vision. Es sich in der Konzeptionsphase.
Bereich Nr. 6: Die Beziehungen zwischen den Generationen positiv gestalten
Wie steht es um das Zusammenleben der verschiedenen Generationen in unserem Kanton? Welche Beziehungen braucht es zwischen den Generationen, damit sich dieses Zusammenleben für alle Beteiligten positiv gestaltet und von gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist?
Dem Verein 55+ Basler Alterskonferenz (55+ BA) sind das gute Zusammenleben der verschiedenen Generationen und tragende, wertschätzende Beziehungen zwischen diesen Generationen ein grosses Anliegen. 55+ BA hat die Initiative zur Schaffung eines Generationenleitbildes Basel-Stadt ergriffen. Dieses soll zur Richtschnur werden für alle in Basel, die sich konkret dem Thema Generationenbeziehungen annehmen.
Bereich Nr. 7: Queer Altern
Das Älterwerden ist eine persönliche Erfahrung. Durch den Wandel der Generationen und der Gesellschaft tauchen neue Biografien auf. Mit der demographischen Entwicklung werden diese in Zukunft häufiger werden. Der Verein queerAltern Region Basel ist eine Gruppe engagierter Menschen, die sich mit Themen von homosexuellen älteren Personen beschäftigen. Sie erleben das Älterwerden jenseits der Mehrheitsgesellschaft. Im Frühjahr 2022 organisierte der Verein eine Veranstaltungs-Trilogie. Die Ergebnisse aus diesen Gesprächen fliessen nun ein Überlegungen, wie der Staat und wie die Zivilgesellschaft unterstützend wirken können.
Weitere Informationen
Ergebnisbericht Bereich Nr. 7 (Startet einen Download) Verein queerAltern Region BaselBereich Nr. 8: Autonomie bis ins hohe Alter
Der Wunsch nach einem möglichst selbstständigen Leben bis ins hohe Alter ist weitverbreitetet. Die eigene Autonomie nimmt mit den steigenden Jahreszahlen schrittweise ab. Hilfsmittel und Unterstützungsleistungen können den Verbleib in der eigenen Wohnung verlängern. Mit der Digitalisierung und anderen Innovationen ergeben sich neue Möglichkeiten, beispielsweise das Engagement untereinander oder aus der Ferne. Neue Apps, Geräte und Roboter liefern konkrete Alltagsunterstützung, die eine möglichst grosse Entscheidungsfreiheit über das eigene Leben ermöglichen.
Wie können wir die Verbreitung dieser neuen, nicht nur digitalen Innovationen im Kanton Basel-Stadt fördern? Wie müssen sie gestaltet sein, damit sie bei älteren Menschen und ihren Angehörigen oder freiwilligen Helfenden Anklang finden? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, unterstützt das Gesundheitsdepartement ein Pilotprojekt namens Portier der Stiftung Bonjour.
Bereich Nr. 9: Gesunde Stadt
Wir verbringen einen grossen Teil unserer Zeit im öffentlichen Raum. Wenn wir älter werden, nimmt diese Zeitspanne ab, weil man mehr zu Hause macht. Die Zeit im öffentlichen Raum nimmt aber auch zu, denn es dauert länger, sich von einem zum anderen Ort zu bewegen.
Ältere Menschen haben andere Ansprüche an den öffentlichen Raum, der sich selber ebenfalls wandelt und nicht mehr wie früher aussieht. Seniorinnen und Senioren, die seit mehreren Jahrzehnten in einem Quartier wohnen, haben einen Blick für diese Veränderungen. In Zukunft – Stichworte Hitzewellen und Mobilitätswandel – werden weitere Anpassungen im öffentlichen Raum notwendig sein.
In diesem Sinne unterstützen wir diverse zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich der Frage beteiligend annehmen, was all diese Entwicklungen für die älteren Menschen von heute und morgen bedeuten. Mit der Unterstützung von zivilgesellschaftlichen Initiativen wie zum Beispiel dem Projekt «PhotoVoice» des Netzwerks Caring Community Gundeli gewinnen diese Themen an Stellenwert.
Weitere Informationen
Ergebnisbericht Bereich Nr. 9 (Startet einen Download)Bereich Nr. 10: Gewalt im Alter
Gewalt und Missbrauch im Alter ist ein Tabuthema. Darüber spricht man gesellschaftlich und medial wenig. Dabei geht es nicht nur um körperliches Schädigen. Wer jemanden ignorieren oder sich nicht um ihn kümmert, übt ebenfalls Gewalt aus. Jede Form der Nötigung tut der Seele und dem Körper weh. Es ist die Pflicht der Gesellschaft, alles zu unternehmen, damit ältere Menschen keine Gewalt erleben.
Den Betroffenen fällt es schwer, sich zur Wehr zu setzen. Das Gesundheitsdepartement widmet sich dem Wahrnehmen von Gewalt gegen ältere Personen durch Fachleute und im häuslichen Umfeld. Ziel ist es, den Handlungsbedarf abzuklären und Massnahmen zu finden.
Gesundheitsdepartement
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag:
07.45 - 17.15 Uhr