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Zustandsbericht Abfall

Greifer voller Müll in einer Abfallanlage.
© Emanuel Ammon

Die Schweiz verfügt heute über eine gut eingespielte Abfallwirtschaft und die Behandlung von Abfällen hat sich als allgemeiner Standard etabliert. So wird schweizweit rund die Hälfte der Siedlungsabfälle dem Recycling zugeführt und brennbare, nicht verwertbare Abfälle müssen von Gesetzes wegen verbrannt werden. Die bei der Abfallverbrennung in einer Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) frei werdende Energie wird dabei als Fernwärme oder in Form von elektrischer Energie genutzt.

Trotz dieser guten Ausgangslage stehen in der Abfallwirtschaft immer noch grosse Herausforderungen an. Die Stossrichtungen dazu sind im Bericht des Bundesamts für Umwelt (BAFU) «Nachhaltige Rohstoffnutzung und Abfallentsorgung – Grundlagen für die Gestaltung der zukünftigen Politik des Bundes» von 2006 [1] erläutert. Eine zentrale Rolle spielen dabei der Umgang mit den Ressourcen sowie das Konsumverhalten. Denn in einer Welt mit knapper werdenden Rohstoffen haben Verfahren und Abläufe ohne umfassenden stofflichen Kreislaufschluss keine Zukunft. Die Abfallwirtschaft muss sich deshalb von einer Entsorgungswirtschaft hin zu einer Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft entwickeln. 

Inhalte aktualisiert im Juli 2024.

Indikatoren

Ursachen

Die stetige Zunahme der Bevölkerung, die steigende industrielle Produktion, die intensive Bautätigkeit und der steigende Konsum verursachen immer mehr Abfälle, die wiederverwertet oder entsorgt werden müssen. Die Entsorgung erfolgt dabei durch Verbrennung (z. B. in einer Kehrichtverbrennungsanlage, KVA) oder bei nicht brennbaren und nicht verwertbaren Abfällen durch die Deponierung. Die bei der Verbrennung anfallenden Reststoffe wie KVA-Schlacken oder -Aschen müssen ebenfalls deponiert werden.

Bei der abgebrochenen Bruttogeschossfläche handelt es sich um einen Indikator, welcher über die allgemeine Baukonjunktur Auskunft gibt. Über die Baukonjunktur kann indirekt auch auf die angefallene Menge an Bauabfällen geschlossen werden.

Abfälle zu vermeiden, ist die effizienteste Massnahme gegen die stetig wachsenden Abfallmengen. Die Abfallvermeidung ist gleichzeitig aber auch die grösste Herausforderung. Bis anhin ist es nicht gelungen, die anfallende Abfallmenge vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) als Referenzgrösse zur Messung der wirtschaftlichen Leistung in der Schweiz nimmt nahezu parallel zur Siedlungsabfallmenge zu.

Belastungen

Im Verlauf der letzten 25 Jahre hat die Siedlungsabfallmenge in der Schweiz kontinuierlich zugenommen [2]. Es ist aber davon auszugehen, dass die Situation in den beiden Basel vom gesamtschweizerischen Mittel nicht massgebend abweicht.

In Kehrichtverbrennungsanlagen wie beispielsweise der KVA Basel werden nicht stofflich verwertbare und brennbare Abfälle verbrannt, wobei die darin enthaltene Energie genutzt wird. Durch die Abfallverbrennung werden das Volumen und die Masse des Abfalls stark reduziert. Die Verbrennungsrückstände wie Schlacken und Aschen werden gegebenenfalls weiterbehandelt und schliesslich deponiert.

Bauabfälle und Rückbaustoffe machen in der Schweiz die weitaus bedeutendste Abfallmenge aus. Auch der Ressourcenverbrauch ist in der Bauwirtschaft sehr hoch. Demzufolge liegt es auf der Hand, diese Abfälle in einen Verwertungskreislauf überzuführen, sofern dies technisch möglich und wirtschaftlich tragbar ist.

Bei Deponien handelt es sich um Abfallanlagen zur geordneten und kontrollierten Ablagerung von nicht brennbaren und nicht verwertbaren Abfällen sowie ausgeschleusten Schadstoffen. Die Abfallverordnung (VVEA) regelt die auf Deponien zugelassenen Abfälle beziehungsweise deren maximale Schadstoffbelastung. Die gesamthaft auf Deponien abgelagerten Abfälle stellen ein Mass für das Abfallaufkommen dar. Bei einer Teilmenge der deponierten Abfälle handelt es sich um nicht verwertbare Bauabfälle, welche auf Deponien vom Typ B (Inertstoffdeponien) abgelagerten werden. Abfälle mit einem hohen Anteil an Wertstoffen, für die es gegenwärtig noch keine wirtschaftlichen und technischen Verwertungsmöglichkeiten gibt, werden in Monokompartimenten abgelagert, sodass eine eventuelle Verwertung in Zukunft möglich sein wird. Man kann diese Monokompartimente auch als Ressourcenlagerstätten bezeichnen. Das gilt zum Beispiel für die phosphorreiche Klärschlammasche (Deponierte Klärschlammasche), die bei der Verbrennung des Klärschlamms aus den Abwasserreinigungsanlagen in den beiden Basel anfällt.

Sonderabfälle sind gemäss Verordnung über den Verkehr mit Abfällen (VeVA) Stoffe, deren umweltverträgliche Entsorgung aufgrund ihrer Zusammensetzung, ihrer chemisch-physikalischen oder ihrer biologischen Eigenschaften auch im Inlandverkehr umfassende besondere technische und organisatorische Massnahmen erfordert. Grundsätzlich ist die separate Erfassung und Behandlung von Sonderabfällen sinnvoll und wichtig. Die Menge ist stark von der Konjunktur beeinflusst und speziell in den beiden Basel durch den hohen Anteil an pharmazeutischer und chemischer Industrie geprägt. In den letzten Jahren haben die Sonderabfälle der Klasse 4 (mineralische Abfälle) zugenommen. Es handelt sich dabei um Abfälle aus der Sanierung von Altlasten und von Bauvorhaben auf belasteten Standorten. Der Indikator ist deshalb - projektabhängig - grösseren Schwankungen unterworfen.

Zustand

Die Gemeinden sind zuständig für die Sammlung von Siedlungsabfällen. Sie sorgen für die Entsorgung von Kehricht- und Sperrgut sowie für die Verwertung von separat gesammelten, verwertbaren Abfällen. Die gesamthaft durch Gemeinden gesammelten Siedlungsabfälle pro Einwohner sind dabei ein Mass für das Konsumverhalten der Bevölkerung.

Die durch die Gemeinden gesammelte Kehricht- und Sperrgutmenge hat im Kanton Basel-Landschaft zwischen 1993 und 1994 parallel zur Einführung der verursachergerechten Sackgebühr deutlich abgenommen. Im Zeitraum von 1995 bis 2010 bewegte sich die Kehricht- und Sperrgutmenge zwischen 170 und 180 kg pro Einwohner und Jahr. Seit 2011 ist eine Abnahme der Menge feststellbar. Im 2023 beträgt die Menge nun 139 kg pro Kopf und Einwohner. Die Wertstoffmenge hat seit 1993 mehr oder weniger kontinuierlich auf 180 kg pro Einwohner und Jahr zugenommen. Seit ca. 2009 ist eine Abnahme der Menge feststellbar und liegt nun bei 150 kg. Die Abnahme betrifft vor allem Papier / Karton, Glas und Textilien. Grüngut ist gleichbleibend hoch und Metalle und Öle schwanken jährlich.

Im Kanton Basel-Stadt ist die Verbrennungsmenge seit 1994 rückläufig. Sie sank von damals 330 auf aktuell rund 152 kg pro Einwohner und Jahr. Im Gegenzug hat die Separatsammlung lange leicht zugenommen und pendelte um 130 kg pro Einwohner und Jahr. Seit ein paar Jahren nimmt die Wertstoffmenge aber analog zu Basel-Landschaft tendenziell ab und beträgt aktuell rund 98 kg. Massgebend ist dabei die anteilmässig grösste, aber seit Jahren rückläufige Separatsammlung von Papier- und Karton, deren Menge 2023 zum Mittelwert der letzten 5 Jahre um rund 15% abgenommen hat. Zudem fehlt in der Stadt Basel eine flächendeckende Abfuhr für biogene Abfälle. Bei den Wertstoffen nicht eingerechnet sind die von Handel und Gewerbe direkt erfassten Wertstoffe (PET, Elektro- und Elektronikschrott, Batterien etc.).

Inzwischen gelangen in der Regel aus den Haushalten ebenso viele Abfälle ins Recycling wie in die Kehrichtverwertungsanlage. In Basel-Landschaft liegt die Recyclingquote bei knapp 52%, in Basel-Stadt aber nur bei 40%.

Abfälle aus Haushalten, welche über die an Bedeutung gewinnenden, privatwirtschaftlichen Entsorgungszentren entsorgt werden (Sperrgut und Wertstoffe), werden kantonal nicht statistisch erfasst. Der vermeintliche Rückgang der Abfallmenge ist demzufolge zumindest teilweise auf die Art der Datenerfassung zurückzuführen. Eine Differenzierung zwischen privaten und gewerblichen Anlieferungen bei Entsorgungszentren ist nicht möglich. Die Abfallstatistik des Bundes gibt einen Überblick über die gesamthaft in der Schweiz anfallende Abfallmenge. Diese Statistik zeigt, dass die Abfallmenge nach wie vor zunimmt.

Auswirkungen

Der Lebensstil und das Konsumverhalten der Bevölkerung sowie der Rohstoffeinsatz und die Produktionsverfahren bei Industrie und Gewerbe haben einen bedeutenden Einfluss auf das Abfallaufkommen.

Konsumentscheide haben eine grosse Auswirkung auf die anfallende Abfallmenge und generell auf die Umwelt. Bei den Konsumgütern beispielsweise sind die gekauften Mengen, die Herkunft, die Qualität und die Produktionsmethoden entscheidend. Aus Sicht der Umwelt sind lokal und nachhaltig produzierte sowie qualitativ hochwertige, langlebige und reparierbare Produkte zu bevorzugen. Dies auch deshalb, weil die Produktion und Nutzung von Konsumgütern heute im Vergleich zur Entsorgung die grösseren Umweltbelastungen mit sich bringen. Daher muss es vermehrt darum gehen, Konsum- und Produktionsentscheide zugunsten ressourcenschonender Produkte zu fällen und den gesamten Lebenszyklus eines Produktes mit einzubeziehen.

Durch die generelle Verknappung von endlichen Ressourcen wie Metallen, Phosphor oder geogenen Baustoffen (beispielsweise Kies) gewinnen die stoffliche Verwertung von Abfällen und der Kreislaufschluss zunehmend an Bedeutung. Dies gilt insbesondere für Branchen mit einem hohen Abfallaufkommen und einem grossen Ressourcenbedarf wie beispielsweise dem Baubereich (Hoch- und Tiefbau). Durch die Verwertung von mineralischen Bauabfällen können nicht nur Ressourcen gespart, sondern auch wertvoller und knapper Deponieraum geschont werden.

Mit den steigenden Abfallmengen steigen parallel auch die Mengen an Sonderabfällen. Sonderabfälle erfordern aufgrund ihrer chemischen und/oder physikalischen Eigenschaften eine aufwendige Behandlung zum Schutz von Mensch und Umwelt.

Massnahmen

Die Abfallpolitik von Bund und Kantonen sowie der Vollzug der rechtlichen Grundlagen haben über die letzten Jahrzehnte durch die Abfallentsorgung zu einer deutlichen Reduktion der Umweltbelastung geführt. Die Schweiz verfügt heute auch im internationalen Vergleich über einen hohen Standard im Abfallbereich und über griffige rechtliche Grundlagen. Die grössten Herausforderungen im Abfallbereich betreffen die Reduktion des Ressourcenverbrauchs beziehungsweise die Abfallvermeidung sowie die Transformation der heutigen Abfallwirtschaft in eine Kreislaufwirtschaft sowie die Entsorgungssicherheit.

Im Rahmen der Ausarbeitung der gemeinsamen Abfallplanung der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft wurden dazu verschiedene Ziele und Massnahmen definiert. Im Zentrum stehen dabei insbesondere

• die Optimierung der stofflichen Verwertung von Ressourcen aus Siedlungsabfällen,
• die verstärkte Verwertung von Bauabfällen,
• die Gewährleistung der Entsorgungssicherheit in der Region,
• die Rückgewinnung von Phosphor aus dem Klärschlamm der ARA und
• die Rückgewinnung von Metallen aus Schlacke und Flugasche der KVA.

Quellen

Weiteres