Zustandsbericht Boden
Die Region ist gekennzeichnet durch eine ausserordentliche Bodenvielfalt. Boden, das ist die durchwurzelte, wenige Dezimeter bis etwa zwei Meter mächtige belebte Haut der Erde. Gesunde Böden sind unsere Lebensgrundlage. Sauberes Trinkwasser, die Produktion gesunder einheimischer Nahrungsmittel, die Existenz artenreicher Wälder, das Zurückhalten von starken Niederschlägen, die Speicherung von CO2 sowie eine funktionsfähige Umwelt insgesamt hängen von ihnen ab.
Boden ist in menschlichen Zeiträumen nicht erneuerbar und in seiner Fläche nicht vermehrbar. Gleichzeitig beanspruchen wir Menschen die Böden und die Bodenfläche immer stärker. Die Gefährdung gesunder Böden durch Übernutzung und der Verlust an Böden durch Infrastruktur für Wohnen, Arbeiten, Freizeitaktivitäten, Mobilität sowie für die Ver- und Entsorgung sind nach wie vor sehr aktuell.
Erfreulicherweise sind Teilerfolge beim sorgsamen Umgang mit Böden und Bodenfläche in der Region erkennbar. So hilft die zunehmende Verdichtung beim Bauen, Bodenfläche zu sparen. Der Eintrag von Schadstoffen in die Böden ist aufgrund sauberer Luft und strengeren Vorgaben zum Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln deutlich zurückgegangen. In der Bauwirtschaft wird vermehrt schonender mit Boden umgegangen.
Für den haushälterischen Umgang mit der Bodenfläche (quantitativer Bodenschutz) ist das eidgenössische und kantonale Raumplanungsgesetz (RPG) die rechtliche Grundlage. Das eidgenössische und kantonale Umweltgesetz (USG) und die Verordnung über Belastungen des Bodens (VBBo) schützen die Böden vor physikalischen, chemischen und biologischen Belastungen. Sie geben auch vor, wie mit bereits bestehenden Bodenbelastungen umzugehen ist (qualitativer Bodenschutz).
Im revidierten eidgenössischen RPG von 2014 wurden zur Verminderung der Zersiedlung unter anderem folgende Grundsätze aufgenommen:
- Verdichtung der Siedlungsfläche
- Landwirtschaftsflächen und insbesondere Fruchtfolgeflächen erhalten
- Brachflächen im Siedlungsraum nutzen
Inhalte aktualisiert im Oktober 2022.
Indikatoren
Ursachen
Wirtschaft und Bevölkerung in der Region wachsen nach wie vor stetig. Dies führt zu einem Bedarf an Arbeitsstätten, Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten, Freizeiteinrichtungen und an Infrastruktur für Energieversorgung, Verkehr und die Entsorgung von Bauaushub. Die damit verbundene Bautätigkeit beansprucht Bodenfläche, was Bodenversiegelung oder -verdichtung mit sich bringt. Diese Entwicklung resultiert in einem Verlust der ökologischen Bodenfunktionen (Produktions-, Regulierungs-, Lebensraumfunktion). Die Konflikte sind in der Regel dort am grössten, wo die ertragreichsten Böden sind.
Die land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden sind ebenfalls Nutzungskonflikten ausgesetzt. Diese Flächen waren früher der Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln vorbehalten. Heute müssen diese Böden unterschiedlichste Ansprüche erfüllen, von Freizeitaktivitäten auf der «grünen Wiese» über erdverlegte Leitungen bis hin zur befristeten Nutzung als Deponieraum. Gleichzeitig stehen die Land- und Forstwirtschaft unter stetigem Intensivierungsdruck. Auch darunter leiden die Böden. Sie müssen Abfälle und Schadstoffe ertragen, werden verdichtet oder durch Regen abgeschwemmt.
Belastungen
Über Jahrtausende natürlich gewachsene Böden sind von gut sichtbaren bis mikroskopisch kleinen Hohlräumen durchzogen. Diese sind für den Luft- und Wasserhaushalt nötig. Ohne diese Poren sind Böden tot. Werden die Böden ungeschützt mit Bau- oder Landwirtschaftsmaschinen befahren, können die Poren verdichtet oder gar zerstört werden. Der Schaden ist umso grösser, je feuchter der Boden und je schwerer die Maschinen sind. In verdichteten Böden gelangt Wasser nicht mehr zu den Quellen oder ins Grundwasser. Pflanzenwurzeln und Bodenlebewesen können nicht mehr atmen.
Bodenerosion ist eine unerwünschte Begleiterscheinung des Ackerbaus. Starker oder langanhaltender Regen schwemmt die feine Erde ab. Die Schäden sind umso grösser, je weniger der Boden mit Pflanzen bedeckt ist. Besonders anfällig für Erosion sind die sehr ertragreichen Böden auf Löss in der Region. Abgeschwemmter Boden kann auch die Gewässer mit Resten von Düngern und Pflanzenschutzmitteln belasten.
Schadstoffe dringen auf verschiedenen Wegen in die Böden ein. Durch das Ausbringen von Phosphordüngern können beispielsweise Cadmium und Uran als unerwünschte Verunreinigungen in die Böden gelangen. Durch die Verbrennung von Treibstoffen erreichen polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe die Böden letztlich über die Luft. Viele Schadstoffe bauen sich im Boden gar nicht (z.B. Schwermetalle) oder nur sehr langsam ab (viele organische Schadstoffe). Böden zu schützen, heisst deshalb, solche Einträge an der Quelle zu vermeiden.
Sowohl Erosion und Verdichtung als auch der Eintrag von Schadstoffen sind schwere Bodenschäden, weil sie kaum rückgängig zu machen sind. Trotz aller Gegenmassnahmen ist die Entwicklung bezüglich Erosion und Verdichtung für die Böden der Region als negativ zu beurteilen. Demgegenüber kann die Entwicklung der Belastung mit Schadstoffen vorsichtig positiv beurteilt werden. Viele in der Zwischenzeit zur Reinhaltung der Luft getroffenen Massnahmen wirken sich positiv auf die Böden aus. Es gelangen neu weniger Schadstoffe in die Böden.
Zustand
Das Umweltgut Boden ist Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen. Bodenfläche ist nicht vermehrbar und erodierte, verdichtete oder mit Schadstoffen belastete Böden können sich kaum regenerieren. Es ist deshalb zentral, mit der Bodenfläche haushälterisch umzugehen und Bodenbelastungen vorsorgend zu vermeiden.
In einer Gesamtbeurteilung ist der Verbrauch an Bodenfläche nach wie vor als kritisch zu beurteilen. Ebenso übersteigen die Belastungen durch Verdichtung und Erosion oft das regenerierbare und damit bodenverträgliche Mass. Erfreulicher ist die Entwicklung hinsichtlich der Belastung mit Schadstoffen. Hier zeigen sich die positiven Wirkungen der Massnahmen zur Minderung von neuen Einträgen in die Böden am deutlichsten.
In der Detailbetrachtung ist aber je nach Art der Belastung und je nach regionaler Situation differenziert zu urteilen. So zeigen die Ergebnisse des Erosionsmonitorings 1982 bis 2012, dass die Erosionsgefährdung in den Landwirtschaftsböden in den letzten 10 Jahren im Oberbaselbiet und im Laufener Becken etwa gleich geblieben ist. Im Unterbaselbiet stieg sie hingegen um etwa 30% an. Hauptgrund dieser Entwicklung ist eine intensivere ackerbauliche Nutzung. Kunstwiesen sind weggefallen und wurden abgelöst durch einen höheren Anteil an erosionsgefährdeten Kulturen in der Fruchtfolge. Die mechanische Belastung des Bodens durch die Bewirtschaftung steigt tendenziell weiter. Die Traktorengewichte und die Achslasten der jeweils schwersten eingesetzten Landwirtschaftsmaschinen nehmen seit 1992 kontinuierlich zu. Minderungsmassnahmen wie zum Beispiel Breitreifen vermögen diesen Anstieg nicht zu kompensieren. Damit steigt das Risiko von Bodenverdichtung und in der Folge auch von Erosion.
Die meisten Schadstoffe werden im Boden zurückgehalten und reichern sich dort über Jahrzehnte an. Es gibt somit in der Region keine unbelasteten Böden mehr. Alle zeigen mehr oder weniger deutliche Spuren der Zivilisation. In der Vergangenheit waren es Luftschadstoffe aus filterlosen Abluftkaminen, das Ausbringen von belastetem Klärschlamm, die Abfallverbrennung und -entsorgung oder die Spuren des verbleiten Benzins, die die Böden belasteten. Verbreitet sind auch Belastungen mit Blei, Cadmium, Kupfer, Zink und polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) anthropogener Herkunft. Ebenso finden sich heute noch Spuren von früher verwendeten Pflanzenschutzmitteln (sogenannten Organochlorpestiziden, z.B. DDT oder Aldrin) oder Bauhilfsstoffen (z.B. Polychlorierte Biphenyle, PCB). Heute sind viele dieser Schadstoffquellen saniert. In den Böden sind die Spuren der Vergangenheit aber immer noch nachweisbar und auch wirksam.
Auswirkungen
Böden erfüllen viele Aufgaben für Mensch und Umwelt. Werden sie geschädigt oder gar zerstört, können sie diese Aufgaben nicht mehr uneingeschränkt wahrnehmen. Viele der Funktionen sind kaum sichtbar, die Auswirkungen bei Störungen können aber deutlich sein.
Bodenfläche ist ein knappes, nicht vermehrbares Gut. Übermässiger Verbrauch schränkt deshalb die Handlungsmöglichkeiten kommender Generationen ein. Gleichzeitig steht weniger Bodenfläche für die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln zur Verfügung.
Werden Böden verdichtet, ist das Hohlraumsystem in den Böden geschädigt. Bodentiere, Pilze und Pflanzenwurzeln können nicht mehr atmen. Die biologischen Prozesse im Boden sind beeinträchtigt, die Böden können weniger Wasser speichern und weniger Grund- und Quellwasser anreichern. Das Wasser fliesst oberflächlich ab und kann Erosion und Hochwasser auslösen.
Darüber hinaus gibt es sogenannte Nachbarschaftswirkungen: Bei Erosion wird fruchtbarer Humus vom Acker abgeschwemmt. Er kann in Bäche und Flüsse gelangen und diese mit Resten von Pflanzenschutzmitteln und Düngern belasten.
Schadstoffe in den Böden gefährden nicht nur die Mikroorganismen im Boden selbst. Sie können in Nahrungs- und Futterpflanzen gelangen und so über die Nahrungskette die Gesundheit von Menschen und Tieren gefährden.
Massnahmen
Überbaute Böden sind verloren und Schäden an den Böden sind in menschlichen Zeiträumen kaum zu beheben. Es ist somit unabdingbar, mit der Bodenfläche haushälterisch umzugehen und die Böden vorsorgend vor Erosion, Verdichtung und Schadstoffen zu schützen. Dabei sind die Handlungsschwerpunkte regional unterschiedlich. In der Agglomeration Basel liegt der Fokus in erster Linie auf dem haushälterischen Umgang mit Bodenfläche und dem Umgang mit schadstoffbelasteten Böden, namentlich beim Bauen. Im eher ländlich geprägten Teil der Region steht die Erhaltung gesunder Böden bei grossen Bauvorhaben und bei der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung im Vordergrund.
Für den haushälterischen Umgang mit der Bodenfläche (quantitativer Bodenschutz) ist das eidgenössische und kantonale Raumplanungsgesetz (RPG) die rechtliche Grundlage.
Im revidierten eidgenössischen RPG von 2014 wurden zur Verminderung der Zersiedlung unter anderem folgende Grundsätze aufgenommen:
- Verdichtung der Siedlungsfläche (Siedlungsentwicklung nach innen lenken)
- Landwirtschaftsflächen und insbesondere Fruchtfolgeflächen erhalten
- Brachflächen im Siedlungsraum nutzen
Da rund 39% der Bodenfläche in der Region Wald sind, hat die Forstwirtschaft ihre Anstrengungen zum Schutz der Böden vor Verdichtung bereits verstärkt. Verschiedene Massnahmen sollen dazu beitragen, die Böden noch besser vor Verdichtung und Erosion zu schützen. Erwähnt seien:
- Weitere Sensibilisierung in der Land- und Forstwirtschaft: vermehrter Einsatz von bodenschonenden Bewirtschaftungsmethoden zum Schutz des Ackerbodens vor Erosion (z.B. Mulchsaat bei Mais); Anreize für die Landwirte durch Ressourceneffizienzbeiträge des Bundes für schonende Bodenbearbeitung; Hinweise auf Tragfähigkeit der Böden beim Einsatz von Maschinen (z.B. Messnetz Bodenfeuchte); Hinweise auf besonders erosionsgefährdete Böden.
- Bei Grossbaustellen, Bauten in der Landwirtschaftszone und Festanlässen auf der «grünen Wiese»: Fachbegleitung durch bodenkundliche Baubegleiter; Anwendung technischer Anleitungen zum Bodenschutz.
Der Eintrag von Schadstoffen in die Böden soll weiter vermindert werden. Dies wird mit verschiedenen Massnahmen und Vorschriften erreicht. Im Sinne von Beispielen erwähnt seien:
- Überwachung des Umgangs mit schadstoffbelasteten Böden bei Bauvorhaben
- Überprüfung von Komposten, Gärgut und Mineraldünger auf Schadstoffgehalte
- Sorgsamer Umgang mit und geringerer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft und im Hobbygartenbereich
- Förderung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung nach strengen ökologischen Vorgaben (ÖLN, Biodiversitätsförderflächen) oder biologischer Anbau
- Emissionsminderungen bei Verbrennungsanlagen und -motoren (z.B. Partikelfilter)
Einen Spezialfall stellen die in Böden natürlicherweise übermässig vorkommenden Schwermetalle dar. Bekannt sind in der Region Blauen-Nenzlingen mit erhöhten Gehalten an Cadmium, die Erzmatt bei Buus mit erhöhten Gehalten an Arsen und Thallium sowie Gebiete im Laufental mit auffälligen Gehalten an Arsen. In diesen Fällen können Massnahmen nötig sein, um zu vermeiden, dass die Schadstoffe in Nahrungs- oder Futtermittel gelangen.
Ausgewählte Bodenakteure sollen weiterhin auf ihre Handlungsmöglichkeiten hingewiesen werden. Nur was man kennt, schätzt und schützt man auch. Es ist deshalb wichtig, regelmässig über die Böden zu informieren und über die nötige Fachkompetenz und das Wissen über die Böden der Region zu verfügen.