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Rosental - Ehemaliges Werkareal der Geigy AG

Der ehemalige Betriebsstandort der chemischen Industrie im Rosental erfährt teilweise eine Transformation und wird neu bebaut. Während der Bauarbeiten werden der Untergrund gründlich untersucht und allfällige Belastungen entfernt. Über die Resultate der Untersuchungen wird hier laufend informiert.

Chemiegeschichte in Gebäuden und Boden

Das Areal «Rosental Mitte» befindet sich zwischen Messe und Badischem Bahnhof. Mit dem sukzessiven Erwerb des Areals in den Jahren 2016 und 2019 durch den Kanton Basel-Stadt wird nun eine Öffnung, Erneuerung und Transformation des bislang abgeriegelten Betriebsareals möglich.

Auf dem Areal wurde im Jahr 1862 die erste Farbenfabrik eingerichtet. Seither vergrösserte sich das Betriebsareal und die Palette der hier entwickelten und hergestellten chemischen Produkte wurde umfangreicher. Auf dem Areal wurden nicht nur Farbstoffe, sondern auch Agro- und Pharmawirkstoffe erforscht und hergestellt. Dazu brauchte es Fabrikationslokale, Farbstofftrocknereien und -mühlen, Chemikalienzwischenlager, Umschlagplätze, Labore und Büroräumlichkeiten. Die früheren Produktionsweisen und der damit verbundene, heute eher als sorglos geltende Umgang mit Abfällen führten dazu, dass sich ein Teil der Chemiegeschichte auch in der Bausubstanz und im Untergrund des Geländes wiederfindet.

Wie historische Bilder und Kartenausschnitte zeigen, hat sich das Areal im Laufe der über 150-jährigen Geschichte stets gewandelt.

150 Jahre Rosental

Heute ist das Areal in den Kataster der belasteten Standorte unter der Nummer B238 eingetragen und wird aufgrund der historischen und technischen Untersuchungen als «belastet, weder überwachungs- noch sanierungsbedürftig» beurteilt.

Untersuchungen und Massnahmen bis 2017

Eine historische Untersuchung nach Altlasten-Verordnung aus dem Jahr 2000 wertete alle wichtigen Informationen aus dem Novartis-Archiv aus. Mit ihr konnten die belastungsrelevanten Einrichtungen und Tätigkeiten lokalisiert und die eingesetzten Chemikalien im Sinne einer Übersicht identifiziert werden.

Keine Auffälligkeiten im Grundwasser

Da das Areal viele Jahre nahezu vollständig versiegelt war, bestand keine Gefahr für die Mobilisierung von Schadstoffen durch einsickernde Niederschläge. Die technische Untersuchung von 2002 fokussierte sich deshalb auf das Schutzgut Grundwasser. Das Grundwasser wurde zwischen 2004 und 2008 im Zu- und Abstrom des Areals periodisch überwacht. Auch der Schadstoff Benzidin wurde damals im Untersuchungsprogramm analysiert, aber nicht nachgewiesen. Dem Stand der Technik entsprechend lag die analytische Nachweisgrenze noch im Mikrogrammbereich. Da sich im Allgemeinen im Grundwasser keine Auffälligkeiten zeigten, wurde die Überwachung nach 2008 beendet. Das Areal Rosental wurde damals als belasteter Standort mit Untersuchungsbedarf bei Bauvorhaben bewertet.

Keine Auffälligkeiten im Aushubmaterial

Auf dem Syngenta-Teil des Areals fanden zwischen 2012 und 2017 Aushub- und Baumassnahmen für die Projekte ROSE und SRES statt. Auch an der Ecke Maulbeer-/Mattenstrasse erfolgte 2017 ein Aushub für den Neubau des Zentrums für Zahnmedizin. Bei all diesen Bauvorhaben mussten von insgesamt rund 8'500 m3 Aushubmaterial nur 127 Tonnen als Sonderabfall entsorgt werden, die übrige Menge war nur geringfügig maximal bis B-Material (ehemals Inertstoff) belastet.

Vorbereitung Arealtransformation Rosental Mitte 2017 - 2020

Für die geplante Arealtransformation wurde im Jahr 2017 ein Grundlagenbericht erstellt, der die Aspekte zur Geotechnik, zur Hydrogeologie und zur abfall- und altlastenrechtlichen Situation aufzeigt. Ausgehend von diesem Grundlagenbericht wurde 2020 eine weitere Etappe der technischen Untersuchung durchgeführt: Aus zahlreichen neuen Bohrungen und Sondierungen wurden Feststoff- und Grundwasserproben untersucht. 

Spuren von Schwermetallen im Grundwasser

Im Grundwasser fanden sich Spuren von Schwermetallen und chlorierten Lösungsmitteln, alle übrigen untersuchten Substanzen liessen sich nicht nachweisen. 

Heterogene Belastung im Untergrund

Durch die Analyse der Feststoffproben zeigte sich, dass der Untergrund mit moderaten bis sehr hohen Gehalten an Schwermetallen (insb. Arsen, Chrom und Quecksilber), PAK, Anilinen und leichtflüchtigen organischen Verbindungen (CKW) belastet ist. Die Belastungen konzentrieren sich dabei vorwiegend auf die oberflächennah anstehenden künstlichen Auffüllungen, die darunter folgenden natürlichen Deckschichten, Talaueschotter und auf die oberen Bereiche der bindig ausgebildeten Niederterrassenschotter. Aus einer speziellen «Purge- &Trap-Analytik» wurde klar, dass eine Kenntnislücke hinsichtlich flüchtiger Schadstoffe in der Porenluft besteht.

Flüchtige Schadstoffe in der Porenluft

So wurden in einer weiteren ergänzenden technischen Untersuchung Rammkernsondierungen abgeteuft, Feststoffproben entnommen und Porenluftpegel eingerichtet. Die Feststoffproben bestätigten das bisherige Bild einer in Art, Stärke und Lage heterogenen Belastungssituation des Untergrunds. Aus den Porenluftpegeln wurden jeweils zwei Proben entnommen und untersucht. Die erste Probenahme erfolgte nach ca. 10 Minuten Vorpumpen (Probenahme nach Altlasten-Verordnung), die zweite Probenahme erfolgte nach einer Abpumpzeit von ca. 60 Minuten (Absaugversuche), es konnten aber keine hohen Werte festgestellt werden: Quecksilber erreichte in einer Messstelle rund einen Viertel des Konzentrationswertes nach Altlasten-Verordnung. Die übrigen Konzentrationen in der Porenluft lagen im tiefen Spurenbereich. Kein Nachweis erfolgte für die untersuchten BTEX, CKW und Aniline.

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) und die Einzelsubstanz Benzidin (mit Ausnahme der Grundwasseruntersuchungen 2002 - 2008) wurden bis 2020 nicht untersucht.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass im Jahr 2023 weitere Untersuchungen an Feststoffen, im Grundwasser und in der Porenluft stattfanden, die für die Planung einer späteren Phase der Arealtransformation ausserhalb des Perimeters von Rosental Mitte dienen werden. In 91 Feststoffproben untersuchte man fallweise Schwermetalle, PAK, Mineralölkohlenwasserstoffe, PCB, flüchtige organische Stoffe (VOC), Cyanide, Organochlorpestizide, Herbizide, Aniline, Phenole, Nitroverbindungen und PFAS. Die sechs  Grundwasserproben wurden auf Anionen, Kationen, Silikate, Schwermetalle, organische Summenparameter, Phenole, Nitroverbindungen, Aniline, PAK und PFAS geprüft. In neun Porenluftproben bestimmte man die Gehalte von leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen, BTEX, Chlorbenzolen und Kohlenwasserstoffen C5-C10.

Rückbau Rosental Etappe 1 ab 2021

Im Sommer 2021 begannen die Dekontaminationsarbeiten in den Gebäuden. Problematische Baustoffe wie z.B. Asbest, PCB-haltige Fugen und teerölgetränkte Korkisolationen wurden gezielt entfernt. Anschliessend fanden die Entkernungsarbeiten statt, bei denen z.B. Leitungen, Fenster und Elektroinstallationen ausgebaut wurden. Dann erfolgte der Rückbau der mineralischen Bausubstanz bis auf das Niveau des Erdgeschosses.

Seit Mitte 2023 bis ca. Winter 2025 finden auf dem Areal Rückbau- und Aushubarbeiten statt. Dabei werden die Gebäude WRO-1040 (unterirdische Autoeinstellhalle inkl. Rampe), WRO-1065, WRO-1037, WRO-1030, WRO-1038 und WRO-1010 abgebrochen. Danach folgen die Aushubarbeiten bis zu einem Umfang, der für die geplanten Neubauten und Freiflächen erforderlich ist. Eine Totaldekontamination des Perimeters ist dabei nicht erforderlich. Während der gesamten Rückbauarbeiten findet eine umfangreiche Grundwasserüberwachung statt. Die Lage der Rückbauobjekte und der Überwachungspegel sind auf der folgenden Karte dargestellt:

Da sich im Untergrund eine in Art, Lage, Stärke und Toxizität heterogene Belastung befindet, sind umfassende Überwachungs- und Schutzmassnahmen für die Umwelt, das Baupersonal und die Bevölkerung notwendig. Eine Zusammenstellung dieser Massnahmen findet sich im folgenden Dokument:

Rückbau und Aushub WRO-1040

Beim Gebäude WRO-1040 sind die Rückbau- und Aushubarbeiten abgeschlossen. Im Grundwasser war lediglich der Summenparameter PFAS auffällig. Allerdings ist die Belastung mit PFAS bereits im Zustrombereich erhöht und erfährt beim Durchströmen des Areals keinen weiteren Anstieg. Alle anderen untersuchten Parameter liegen im Vergleich zu den Konzentrationswerten der Altlasten-Verordnung im einstelligen Prozentbereich. Benzidin lässt sich im Grundwasser nicht nachweisen, wurde aber im Aushubmaterial gefunden. Die Ergebnisse der Grundwasserüberwachung sind im folgenden Dokument aufgeführt:

Nach dem Rückbau des Gebäudes WRO-1040 (Einstellhalle) folgte innerhalb der Einhausung der Aushub der belasteten Schichten. Die Aushubtiefe war unterschiedlich und reichte von einem bis fast vier Meter. Ein tiefer gehender Aushub war ohne Wasserhaltung nicht möglich, da dort der Grundwasserspiegel angetroffen wurde. Insgesamt wurden rund 11'000 Tonnen belastetes Aushubmaterial ausgehoben, untersucht und entsprechend der Belastung der Entsorgung zugeführt. Material, welches mit PFAS in Kombination mit Benzidin belastet war, wurde als Sonderabfall nach Holland in eine thermische Verwertung geführt., da es in der Schweiz keine entsprechende Entsorgungs- oder Aufbereitungsanlage gibt. Einzelheiten können dem folgenden Schlussbericht entnommen werden:

Benzidin im Rosental

Benzidin war ein wichtiger und verbreitet verwendeter Ausgangsstoff für die Herstellung von Farbstoffen. Die Ärztinnen und Ärzte für den Umweltschutz (AefU) schätzen, dass auf dem Rosentalareal im Zeitraum 1900-1954 zwischen 1'000 und 1'500 Tonnen reines Benzidin hergestellt resp. verarbeitet wurden (Bericht vom 22.2.2023).

Die höchste gemessene Benzidinkonzentration im Aushubmaterial lag bei 3.5 µg/kg, wobei die analytische Nachweisgrenze im Sommer 2023 bei 1.0 µg/kg lag. Es hat sich gezeigt, dass die Benzidin-Bestimmung im Feststoff zu wenig empfindlich war, um die Aushubchargen einer Entsorgung zuweisen zu können. In der Folge wurde auf eine Benzidinbestimmung im Eluat umgestellt. Im Eluat erfolgt die Resultatangabe für Benzidin in Nanogramm pro Liter und die Nachweisgrenze liegt bei 0.1 ng/l (entspricht ca. 1 ng/kg), was um einen Faktor 1’000 empfindlicher ist als im Feststoff. 

Aufgrund der Angaben in der «Schlussdokumentation Aushub WRO-1040» lassen sich zwei Frachtabschätzungen für die entfernte Menge Benzidin anstellen, die bemerkenswerte Resultate zeigen: 

11'000 Tonnen Aushubmaterial wurden mit rund 550 LKW-Fahrten abgeführt, was ca. einer Kolonne vom Badischen Bahnhof bis zum Tunnelportal Schweizerhalle entspricht; damit wurden schätzungsweise 0.11 g bis 17.5 g Benzidin fachgerecht entsorgt. 

Rückbau WRO-1038 West

Anfang 2024 wurden 14 Sondierbohrungen abgeteuft, um die Qualität des Untergrundes im Bereich der Fundamente der neuen Einhausung sowie entlang des Spundwandkastens zu erfassen, der später die Gebäude WRO-1030, WRO-1037, WRO-1038 und WRO-1065 bei deren unterirdischem Rückbau einschliessen wird. In diesem Bereich wird zudem ein neuer ELT (Energieleitungstunnel) erstellt und später ein neues Gebäude gebaut.

Fortsetzung der Aushubarbeiten

Im Juni 2024 konnte die Einhausung am neuen Standort in Betrieb genommen werden, sodass die Aushubarbeiten weitergeführt werden. Die Keller der ehemaligen Bauten 52 und 70 waren mit stark kontaminiertem Bauschutt aus einem früheren Rückbau dieser Gebäude aufgefüllt. Bei den beiden Gebäuden handelte es sich um Produktionslokale für Farbstoffe, die eine Belastung mit Benzidin aufwiesen. Entlang der Bleichestrasse fand man im Bereich der alten Kanalisation ebenfalls starke Verunreinigungen, hier mit Arsen, Chrom(VI) und Benzidin. Die Dekontaminationsarbeiten werden weiter fortgesetzt.

Auch das Grundwassermonitoring wird immer wieder an die neuen Rückbauetappen angepasst: Es wurde nun um die Messstelle 6205 erweitert, weil diese näher an den baulichen Eingriffen liegt. Die folgende Tabelle stellt die bisherigen Ergebnisse der Überwachung dar:

Hier finden Sie weitere Informationen zu Benzidin:

Unter den folgenden Links finden Sie Informationen zum gesamten Arealentwicklungsprojekt Rosental Mitte.


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