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Aktuelle Forschungsprojekte in der Forensischen Medizin

Forschungsprojekte in der forensischen Medizin umfassen ein breites Spektrum an Themen. Diese berühren sowohl die wissenschaftliche als auch die rechtliche Dimension.

Aktuelle Projekte

Forschungsprojekte am Institut für Rechtsmedizin der Universität Basel behandeln verschiedene Bereiche der forensischen Medizin. Sie werden im Rahmen von Doktorarbeiten und Masterarbeiten durchgeführt.

Doktorarbeiten

Schmauchspuren und IR-Fotografie

Es wird der Einsatz von Infrarot-Fotografie (IR) zur Erkennung und Dokumentation von Schmauchspuren (gun shot residue, kurz: GSR) in forensischen Untersuchungen untersucht. Schmauchspuren liefern wertvolle Hinweise zum Schützen, zur Schussentfernung und zur verwendeten Munition. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung von Vorfällen wie der Unterscheidung zwischen Selbstmord und Mord. Da GSR häufig unsichtbar ist, können herkömmliche Methoden das Spurenmuster zerstören. IR-Fotografie ermöglicht es, GSR sichtbar zu machen, ohne sie zu beeinträchtigen. Ziel der Studie ist es, das Verteilungsmuster von GSR mittels IR-Fotografie zu dokumentieren und diese Technik als kostengünstigen und nicht-invasiven Vorabtest zu etablieren.

Diese Arbeit entsteht unter der Leitung von Frau Prof. Dr. med. Dipl. phys. Eva Scheurer am Institut für Rechtsmedizin der Universität Basel.
  

Erhebung und Dokumentation von Verletzungen und Abweichungen der anatomischen Norm des weiblichen Genitales

Die Studie untersucht Verletzungen im weiblichen Genitalbereich, die durch alltägliche Handlungen wie Geschlechtsverkehr, Sport und Körperpflege entstehen können. Bislang fehlen in der Literatur detaillierte Daten zu solchen Verletzungen, was die Interpretation von Verletzungen nach erlebter sexueller Gewalt erschwert. Ziel der Studie ist es, die Wundmorphologie und Lokalisation von Verletzungen in der Normalbevölkerung zu dokumentieren und deren Zusammenhang mit alltäglichen Handlungen zu untersuchen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen die Beurteilung und Interpretation von Verletzungen des Genitals verbessern und zur Weiterbildung von Fachkräften beitragen.

Diese Arbeit entsteht unter der Leitung von Frau Dr. med. Kathrin Gerlach am Institut für Rechtsmedizin der Universität Basel.
  

Frakturdatierung mittels MRI bei Frakturen der langen Röhrenknochen bei Kindern im Alter von 5 bis 15 Jahren 

Die Studie untersucht die Anwendung der Magnetresonanztomographie (MRT) zum Erkennen und Datieren von Frakturen bei Kindern. Die genaue Bestimmung des Frakturalters ist entscheidend, insbesondere bei Verdacht auf Missbrauch, um Hinweise auf die Täterschaft zu geben. Derzeit ist das Röntgen der Goldstandard. Das ist jedoch in seiner Genauigkeit eingeschränkt und auf die Beurteilung von Knochen fokussiert. Die MRT bietet umfassendere Informationen über das betroffene Areal, einschliesslich Weichteile und entzündliche Reaktionen. Sie arbeitet ohne schädliche Strahlung. Ziel der Studie ist es, die Genauigkeit der Frakturdatierung mittels MRT zu verbessern und dadurch das Aufklären von Kindesmisshandlungen zu unterstützen.

Dieses Pilotprojekt wird unter der Leitung von Prof. Dr. med. Dipl. phys. Eva Scheurer am Institut für Rechtsmedizin der Universität Basel in Zusammenarbeit mit dem Universitäts-Kinderspital beider Basel und dem Universitätsspital Basel durchgeführt. 
  

Anwendbarkeit des idiomuskulären Wulstes zur forensischen Todeszeitdiagnostik im frühen postmortalen Intervall 

Diese Studie befasst sich mit der idiomuskulären Reaktion, welche ein wichtiger Bestandteil der forensischen Todeszeitschätzung ist. Die genaue Bestimmung des Todeszeitpunkts hilft, Ermittlungszeiträume einzugrenzen und Verdächtige zu identifizieren oder zu entlasten. Die Studie fokussiert sich auf die idiomuskuläre Reaktion der Beugemuskulatur des Oberarms in den ersten 7 Stunden nach dem Todeseintritt, die durch Anschlagen mit einem Reflexhammer ausgelöst wird. Ziel ist es, die Zuverlässigkeit der Todeszeitschätzung durch statistische Analyse dieser Reaktionen zu verbessern.

Diese Arbeit entsteht unter der Leitung von Frau Dr. med. Kathrin Gerlach am Institut für Rechtsmedizin der Universität Basel.
  

Masterarbeiten

Gewalt und Seniorinnen und Senioren

Seniorinnen und Senioren stellen, wie auch Kinder, eine vulnerable Personengruppe dar, insbesondere, wenn sie auf Hilfe Dritter angewiesen sind. Sie erleben verschiedene Formen von Gewalt. Dieses Thema wird in der rechtsmedizinischen Forschung bislang nur wenig betrachtet. Im Rahmen einer Masterarbeit soll untersucht werden, aus welchen Gründen es zur weiterführenden strafrechtlichen Untersuchung von Todesfällen mittels Obduktion kommt (Obduktionsindikation) und welche Todesursachen und Todesarten bei den Obduktionen festgestellt werden konnten. Zudem wird geprüft, in wie vielen Fällen eine Gewalteinwirkung durch Dritte festgestellt wurde und ob diese der Grund für die weiterführende Abklärung des Todesfalles war oder als Zufallsbefund festgestellt wurde. Des Weiteren wird untersucht, ob der Gewalteinwirkung eine todesursächliche Relevanz zukommt, ob für die Strafverfolgungsbehörden Empfehlungen («red flags») formuliert werden können und wann eine strafrechtliche Untersuchung des Todes einer Seniorin oder eines Seniors erfolgen sollte.

Diese Arbeit entsteht unter der Leitung von Frau Dr. med. Kathrin Gerlach am Institut für Rechtsmedizin der Universität Basel.

Abgeschlossene Projekte

Die Mumie der Anna Catharina Bischoff

Nach dem erfolgreichen Abschluss des 1. Forschungsprojekts zur Mumie der Anna Catharina Bischoff in Buchform beim Christoph Merian Verlag wurden die wissenschaftlichen Untersuchungen an der Mumie fortgesetzt. Der Schwerpunkt lag dabei auf genetischen Untersuchungen hinsichtlich der vermuteten Syphilis-Infektion. Das Institut für Rechtsmedizin Basel hat die Forschungsgruppe dabei bei der Probennahme unterstützt (Sarhan et al 2023). 

Die Zusammenarbeit mit dem Musée historique de Strasbourg führte zu einem weiteren Mumien-Forschungsprojekt an einer in Strasbourg, dem langjährigen Lebensmittelpunkt von Anna Catharina Bischoff, aufbewahrten Mumie eines Kindes aus dem 17. Jahrhundert. Die Forschungsgruppe traf sich in Strasbourg zu einem 1. Austausch. Dort konnte die gut erhaltene Mumie im Aussenlager des Museums durch 2 Mitarbeiter des Institut für Rechtsmedizin Basel (H. Wittig, D. Neuhaus) besichtigt werden. 

Publikationsliste

Berger C, Bauer M, Wittig H, Gerlach K, Scheurer E, Lenz C. Investigation of post mortem brain, rectal and forehead temperature relations. Journal of Thermal Biology. 2023;103615. doi.org/10.1016/j.jtherbio.2023.103615

Jackowski C, Bollmann M, Eisenhart D, Fracasso T, Hausmann R, Martinez RM, Schrag B, Schweitzer W, Wittig H. Memento mori! Todesfeststellung und Leichenschau in der Praxis. Swiss Med Forum. 2023;23(24):1128-1130. doi.org/10.4414/smf.2023.09399

Neuhaus D, Wittig H, Scheurer E, Lenz C. Fully automated radiologic identification focusing on the sternal bone. Forensic Sci Int. 2023 May;346:111648. doi: 10.1016/j.forsciint.2023.111648. Epub 2023 Mar 22

Sarhan MS, Wurst C, Tzankov A, Bircher AJ, Wittig H, Briellmann T, Augsburger M, Hotz G, Zink A, Maixner F. A nontuberculous mycobacterium could solve the mystery of the lady from the Franciscan church in Basel, Switzerland. BMC Biol 21, 9 (2023). doi.org/10.1186/s12915-022-01509-7

Bauer M, Berger C, Gerlach K, Scheurer E, Lenz C. Post mortem evaluation of brain edema using quantitative MRI. Forensic Sci Int. 2022 Aug;337:111376. doi:10.1016/j.forsciint.2022.111376

Lackermair K, Fischer F, Manhart J, Scheurer E, Graw M, Boy D, Lenz C, Hartrampf B, Kellnar A, Sams L, Estner H, Fichtner S. Determination of time of death by blinded post-mortem interrogation of cardiac implantable electrical devices. Sci Rep. 2022 May 17;12(1):8199. doi: 10.1038/s41598-022-12390-3

Berger C, Bauer M, Wittig H, Scheurer E, Lenz C. Post mortem brain temperature and its influence on quantitative MRI of the brain. MAGMA. 2022 Jun;35(3):375-387. doi: 10.1007/s10334-021-00971-8

Gay MH, Born G, Mehrkens A, Wittig H, Müller-Gerbl M. Computed tomography osteoabsorptiometry for imaging of degenerative disc disease. N Am Spine Soc J. 2022 Feb 12;9:100102. doi: 10.1016/j.xnsj.2022.100102

Buchkapitel und andere Publikationen 

Wittig H, Scheurer E (2022). Miscellaneous: Mummification, Adipocere, and Artefacts. In: Dedouit F, Yen K, Heinze S (eds) Forensic Imaging. Medical Radiology(). Springer, Cham. doi.org/10.1007/978-3-030-83352-7_6

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