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Weiterbauen vs. weiter bauen

«Netto-Null» ist in aller Munde. Der Begriff bezieht sich auf das Ziel, die Menge an Treibhausgasen, die in die Atmosphäre gelangen, auf null zu reduzieren. Dies bedeutet, dass die CO2-Emissionen aus verschiedenen Sektoren wie Verkehr, Gebäude, Industrie und Energieerzeugung drastisch gesenkt werden müssen. In der Schweiz sind ca. 40% des Energieverbrauchs und 30% der CO2-Emissionen auf die Erstellung und den Betrieb von Gebäuden zurückzuführen. Ein Löwenanteil also, welcher bei jedem Bauprojekt kritisch hinterfragt werden muss und nach ressourcenschonenden Lösungen ruft.

Klimaneutral zu sein bedeutet emissionsarm zu handeln. Noch vor dem Betrieb steht der energieintensive Bau von Gebäuden. Die heute vorhandenen Gebäude wurden oft vor längerer Zeit erstellt. Eine Menge sogenannter grauer Energie ist «im Stein gebunkert» und soll möglichst dort bleiben. Um emissionsarm zu bauen, stellt sich zwangsläufig die Frage nach Erhalt und Umnutzung statt Abriss und Neubau. Ausgewählte Gebäude im Kanton Basel-Stadt wurden unter anderem über Jahrzehnte erhalten, weil sie aus bauhistorischer Sicht erhaltenswert sind. Dies kommt uns heute in der Energiebilanz zugute und ist weiter anzustreben. Die Substanzerhaltung ist ein grosser Hebel für ein klimaneutrales Handeln.

Die Abteilung Hochbau bearbeitet aktuell über 160 Bauprojekte, wobei reine Neubauten in der Minderheit sind. Diese schmeichelhafte Tatsache ist aber auch trügerisch, denn das Leben in der Stadt ist attraktiv und Basel wächst. Neuer Wohnraum und neue Arbeitsplätze müssen geschaffen werden. Die Erhaltung des Bestands mit geringem Verbrauch an grauer Energie ist aufgrund des Wachstums, von gesellschaftlichen Ansprüchen an Platz und Komfort oder auch aufgrund der hohen Anforderungen hinsichtlich Sicherheit und Lärmschutz leider nicht immer möglich.

Zum Beispiel das Amt für Wirtschaft und Arbeit

Eigentlich handelt es sich beim Gebäude an der Utengasse 36 fast schon um eine «Burg» in der Kleinbasler Altstadt. Und Burgen reisst man nicht ein. Im Gegenteil, es läuft bereits der zweite Sanierungszyklus. Das 1932 von Erwin Rudolf Heman erstellte – dem Dessauer Arbeitsamt von Walter Gropius nachempfundene – Arbeitsamt wurde in den vergangenen zwei Jahren einer Generalsanierung mit zeitgemässen räumlichen Anpassungen unterzogen. Im Gegensatz zu anderen Bauprojekten des Kantons, bei denen emissionsarme Materialien oder die Wiederverwendung von Bauteilen im Zentrum stehen, wurde hier auf die Erhaltung der über 90 Jahre alten Bausubstanz gesetzt. Bei der ersten Sanierung in den 1980er Jahren wurden die historischen Schalter im Erdgeschoss zugunsten eines grosszügigeren Eingangsbereichs aufgelöst. Durch den aktuellen Umbau wird die Eingangshalle nun als Ganzes erlebbar; der Empfang und die Erstberatungen finden in spezifisch gesetzten Möblierungen statt. Die Mitarbeitenden werden neu in modernen und grosszügigen Bürolandschaften mit Team-Zonen arbeiten. Bereits zwei Mal erfolgte also eine grosse Bedarfsanpassung und eine Arbeitsplatzverdichtung innerhalb der bestehenden Mauern. Dabei wurde darauf geachtet, möglichst viel Bausubstanz zu erhalten. Die vielen historischen Fenster wurden in Handarbeit mit einem zusätzlichen Isolierglas ertüchtigt. Die Energie, die in den Mauern steckt, bleibt für weitere Jahrzehnte gespeichert. Beim Amt für Wirtschaft und Arbeit hat man sich einmal mehr fürs Weiterbauen entschieden, statt weiter zu bauen.

Bewährtes erkennen und zeitgemäss weiterentwickeln
Die strategischen Fragen zur Weiterentwicklung des Gebäudeparks des Kantons werden bereits vor dem Start eines konkreten Bauprojekts geklärt. Über die gesellschaftlichen Ansprüche sowie die regulatorischen und politischen Forderungen muss also zu einem frühen Zeitpunkt diskutiert werden. Immer im Wissen, dass das, was wir haben, sich meist schon mal bewährt hat. Beziehen wir uns darauf, wo immer möglich!


Autor: Sascha Vogel, S&A, Hochbau

Städtebau & Architektur

Karte von Basel-Stadt
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Münsterplatz 11
4001 Basel

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