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Ehemalige Fabrikantenvilla St. Alban-Rheinweg 118 neu im Denkmalverzeichnis

Medienmitteilung

Regierungsrat

Nach der Neuüberbauung des einstigen "Plus-Areals" vor dem Mühlegraben zeugt dort auch künftig die alte Fabrikantenvilla von der industriellen Vergangenheit des St. Alban-Tals. Der Regierungsrat hat die Aufnahme des bedeutsamen historistischen Architekturdokuments am St. Alban-Rheinweg 118 ins kantonale Denkmalverzeichnis beschlossen.

Das herrschaftliche Wohnhaus ist 1892 für den Eigentümer der Maschinenfabrik Mertz&Cie. erbaut worden, welche das dahinterliegende Gelände bis zur Weidengasse einnahm. Die Villa wurde in historistischen Architekturformen als Schaufront vor der Industrieanlage konzipiert und in der Höhenwirkung betont, indem die beiden Hauptgeschosse auf einen rheinseitig vollgeschossigen Sockel gesetzt sind. Die äusseren Fensterachsen sind durch Pilaster zu schlanken Eckrisaliten gefasst, die über das Kranzgesimse hinausragen und mit turmhelmartigen Spitzwalmdächern versehen sind. Zur betonten Vertikalität tragen auch die zu senkrechten Bändern zusammengefassten Fensterachsen sowie die als Ziergiebel ausgebildeten Lukarnen der überhöhten Eckrisalite bei. Die der Spätrenaissance entlehnte Formensprache assoziiert französische Schlossarchitektur.

Im Innern enthält der schlanke Bautrakt jeweils eine rückwärtige Ganghalle und rheinseitige Räume. Besonders aufwendig sind dabei die beiden grossen Salons im Hochparterre ausgebildet: der östliche als Täferzimmer im Stil der gründerzeitlichen Neurenaissance mit opulenter Holzkassettendecke, der westliche in Neubarock mit üppigen Stuckaturen in der Formensprache des 18. Jahrhunderts. In ihrer Ausgestaltung, räumlichen Grosszügigkeit, konsequenten Stilkombination und schliesslich auch bezüglich des Erhaltungsgrades handelt es sich um exemplarische Zeugnisse einer selten gewordenen Gattung.

Im Ortsbild nimmt das Gebäude als Nachbar des Letziturms und der mittelalterlichen Wehranlage am Mühlegraben in der Rheinfront einen erheblichen Stellenwert ein. Kunsthistorische Bedeutung erlangt es insbesondere im typologischen Sinn als äusserst repräsentatives Beispiel des späten Historismus. Dabei sind die erwähnten Interieurs sowohl in ihrer besonders reichen Ausstattung als auch in ihrem sammlungsartigen Nebeneinander unterschiedlicher historischer Anlehnungen ganz besonders sprechend für das grossbürgerliche Wohnen des Fin-de-Siècle. Das Bauwerk ist einschliesslich des Vorgartens durch die privaten Eigentümer 2006/2007 vorbildlich restauriert worden.

Hinweise

Urheberhinweis: "Foto Basler Denkmalpflege, Kathrin Schulthess"

Weitere Auskünfte

Dr. Thomas Lutz, Telefon +41 (0)61 267 66 30 Adjunkt des Denkmalpflegers