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Familien leben gerne im Kanton Basel-Stadt, fordern aber mehr Unterstützung

Medienmitteilung

Regierungsrat

Von April bis Juni 2009 wurden in Basel-Stadt im Auftrag des Regierungsrates 3119 Familien zu ihrem Befinden und ihren Bedürfnissen befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Familien gerne im Kanton Basel-Stadt leben und sich hier wohl fühlen. Allerdings ist die Zufriedenheit an das Vorhandensein von genügend materiellen und immateriellen Ressourcen gebunden.

Die befragten Familien leben zu 89 % sehr oder eher gerne an ihrem Wohnstandort, sind zu 83 % auch mit dem Wohnumfeld zufrieden und leben mit deutlicher Mehrheit auch eher oder sehr gerne im Quartier (90 %). Dabei erleichtert die urbane Kleinräumigkeit den Familien, die einzelnen Angebote – vom Kindergarten bis zum Kinderarzt - innert kürzester Zeit zu erreichen. Besonders geschätzt werden die kurze Distanz zu Grünflächen und Einkaufsmöglichkeiten sowie die gute Erschliessung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die sich auch darin widerspiegelt, dass nur eine von zehn Familien kein ÖV-Abonnement besitzt.

Die Zufriedenheit im Quartier ist gerade deshalb ein wichtiger Indikator, weil die Eltern die meiste gemeinsame Freizeit mit ihren Kindern dort verbringen: Mit jüngeren Kindern vor allem auf Spielplätzen und beim Spazierengehen. Beliebt ist auch das gemeinsame Bücheranschauen und bei Kindern ab neun Jahren darüber hinaus das gemeinsame Fernsehen. Die individuelle Freizeit verbringen die Kinder und Jugendlichen gemäss der Aussagen ihrer Eltern am häufigsten auf Spielplätzen, in Parks und in Hallen- und Freibädern. Kinder aus gut situierten Familien haben mehr organisierte Freizeit in Form von Musik- oder Sportunterricht. Das erste Taschengeld erhalten die Kinder in der Regel beim Eintritt in die Primarschule, ein eigenes Handy haben 50 % der Jugendlichen dann im Alter von 11 Jahren.

Eine deutliche Einschränkung betreffend das Wohlbefinden im Quartier stellt der Verkehr dar: Die Hälfte aller Vorschulkinder mit Spielmöglichkeiten im nahen Wohnumfeld kann nur unter Aufsicht dort spielen. Die Verkehrsbelastung schränkt die Mobilität und Selbständigkeit der Kinder im näheren und weiteren Wohnumfeld merklich ein.

Der Hauptgrund, weshalb 10 % der Familien mit ihrer Wohnsituation im Kanton Basel-Stadt unzufrieden sind, ist eine zu kleine Wohnung. Viele der unzufriedenen Familien hegen konkrete oder vage Umzugspläne, wobei 70 % gerne innerhalb des Kantons umziehen würden. Von allen 3119 Familien äusserten 20 % den Wunsch nach mehr grossen und auch bezahlbaren Familienwohnungen. Wohnungs- und Familiengrösse passen sich zwar der Tendenz nach einander an, trotzdem haben Kinder aus 28 % der Familien kein eigenes Zimmer bzw. teilen dieses mit einem Geschwister. Zusätzlich zu grossen Wohnungen ist den Familien der Ausbau der Freizeitangebote ein Anliegen, namentlich von Spielplätzen, Begegnungszonen, Plätzen und Treffpunkten für Jugendliche, Grünflächen und Parks sowie von familienfreundlichen Restaurants.

Am dringendsten allerdings wünschen sich die Familien finanzielle Unterstützungen oder Entlastungen. Diese reichen von Krankenkassenbeiträgen über Verbilligungen bei Freizeit- und ÖV-Angeboten bis hin zu Elterngeld und einer familienfreundlichen Steuerpolitik. Diese Wünsche machen deutlich, dass das familiäre Wohlbefinden in vielen Fällen in direktem Zusammenhang mit dem Haushaltseinkommen der Familie steht, welches wiederum stark mit Bildungsgrad und Herkunft zusammenhängt. Erwirtschaftet wird das Haushaltseinkommen von drei Vierteln der Mütter sowie von 90 % der Väter, wobei die Väter häufiger vollzeiterwerbstätig und in höheren Positionen vertreten sind. Den Arbeitsweg legt ein Viertel der Eltern mit dem Fahrrad zurück, mit dem ÖV fahren 33 % der Mütter und 23 % der Väter. Insgesamt sind 27 % der Familienhaushaltungen autofrei. Die Väter sind mit dem aktuellen Arbeitspensum zufriedener als die Mütter, welche zu 30 % den Wunsch nach einer Veränderung, mehrheitlich einem Ausbau, äussern. Hätten sie einen Wunsch frei, würden die Väter ihr Pensum gerne von einer Fünf- auf eine Viertagewoche reduzieren.

Nebst den materiellen Ressourcen haben auch immaterielle Ressourcen wie z.B. Unterstützungsleistungen durch Dritte, Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit aber auch die innerfamiliäre Arbeitsteilung einen Einfluss auf die Zufriedenheit der Familie. Unterstützungen im Sinne einer Übernahme von Hütediensten oder anderen Verpflichtungen erfahren die Familien, so vorhanden, durch die Grosseltern sowie gute Freunde und Bekannte. 36,7 % der Familien machen zudem von einem familienergänzenden Tagesbetreuungsangebot Gebrauch, am häufigsten von einem Tagesheim oder einer Kinderkrippe. Die Zufriedenheit mit dieser Art der Unterstützung beträgt 90 % und ein Ausbau der Angebote wird von der Mehrheit der Familien als wünschenswert erachtet. Von den weiteren familienpolitischen und arbeitsmarktlichen Errungenschaften zur Vereinbarkeit werden die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit, flexible Arbeitzeiten sowie der Mutterschaftsurlaub am häufigsten als Hilfen genannt, wobei die besser situierten Familien häufiger von diesen profitieren. Der positive Trend bei der partnerschaftlichen Arbeitsteilung u.a. bei Tätigkeiten wie Einkaufen, Kochen und der Kinderbetreuung, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Frauen, egal ob erwerbstätig oder nicht, die Mehrheit der Familien- und Hausarbeit erledigen. Fast doppelt so viele Mütter (17 %) wie Väter (9 %) sind mit der Arbeitsteilung innerhalb der Familie unzufrieden. Generell deutlich belasteter und daher auch unzufriedener als Paare sind in den meisten der erfragten Bereiche die Einelternfamilien.

Die erste kantonale Familienbefragung stellt eine Bestandesaufnahme dar. Die Befragung wird in einem Abstand von vier Jahren wiederholt. Dies ermöglicht es, längerfristige Entwicklungen abzulesen.

Hinweise

Sämtliche Analysen und Berichte der Familienbefragung inkl. Grundauswertung mit Tabellen und Grafiken zu jeder Frage sind unter www.statistik-bs.ch abrufbar.

Weitere Auskünfte

Regierungspräsident Dr. Guy Morin, Telefon +41 (0)61 267 80 45 Vorsteher Präsidialdepartement Regierungsrat Dr. Christoph Eymann, Telefon +41 (0)61 267 84 40 Vorsteher Erziehungsdepartement Lic. phil. Michèle Thommen, Telefon +41 (0)61 267 87 42 Projektleiterin Familienbefragung, Statistisches Amt