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Verleihung des Wissenschaftspreises der Stadt Basel an Helena Kanyar-Becker

Medienmitteilung

Regierungsrat

Der diesjährige Wissenschaftspreis der Stadt Basel geht an Frau Dr. Helena Kanyar-Becker. Ausgezeichnet wird die Historikerin Slavistin und Kunsthistorikerin sowie ehemalige Fachreferentin der Universitätsbibliothek Basel für ihre herausragenden und von der Öffentlichkeit viel beachteten Arbeiten und Ausstellungen über die schweizerische Flüchtlingspolitik und die Humanitäre Schweiz.

Der Regierungsrat hat den diesjährigen Wissenschaftspreis Frau Dr. Helena Kanyar-Becker verliehen. Der Wissenschaftspreis in der Höhe von 20'000 Franken wird alljährlich und im Turnus der sieben Fakultäten Forschenden zuerkannt, die zur Universität Basel in Beziehung stehen und sich durch herausragende wissenschaftliche Leistungen hervorgetan haben. Die diesjährige Preisträgerin war bis zu ihrer Pensionierung an der Universitätsbibliothek Basel tätig und vertrat dort die Fachreferate Slavistik, Medien, Theater, Volkskunde und historische Hilfswissenschaften. Sie hat in Prag Geschichte, Literaturwissenschaft und Bohemistik studiert und nach ihrer Emigration in die Schweiz im Jahre 1969 in Zürich ein zweites Studium der Slavistik, der allgemeinen und der Osteuropa-Geschichte sowie der Kunstgeschichte mit der Promotion abgeschlossen.

Neben ihrer Berufstätigkeit an der Universitätsbibliothek Basel hat Dr. Helena Kanyar-Becker durch eine Vielzahl an wissenschaftlichen Publikationen, Zeitungsartikeln, Vorträgen und Ausstellungen wichtige Themen der neueren Schweizer Geschichte sowie der Politik und Kultur Mitteleuropas aufgegriffen und einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Mit hohem persönlichen Einsatz hat sie sich dabei einer anderen, weniger beachteten Schweiz zugewandt: der Behandlung von Fremden und Flüchtlingen sowie dem humanitären Einsatz und Wirken unbekannter Schweizer und Schweizerinnen. In ihren Forschungen konnte sie so auch für die schweizerische Historiographie wichtige Quellenbestände sammeln und sichern, unter anderem Dokumente und Selbstzeugnisse von Schweizer Helferinnen und Helfern in französischen Internierungslagern und Kinderheimen während des zweiten Weltkrieges.

Während ihrer gesamten wissenschaftlichen Tätigkeit war Frau Kanyar-Becker zudem erfolgreich darum bemüht, durch Vermittlung historischer Kenntnisse Brücken zwischen der Schweiz und Osteuropa, insbesondere nach Tschechien, zu schlagen und die Grenzziehung des "Eisernen Vorhangs" zu überwinden. So machte sie in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten und Zeitungsartikeln die Pragerdeutsche, tschechische und russische Literatur bekannt. Zum "Prager Frühling" von 1968 erarbeitete sie eine umfangreiche, viel beachtete Ausstellung in der Universitätsbibliothek mit Originalquellen aus der ganzen Welt, die sie dem Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte am Historischen Seminar der Universität Basel zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung stellte. Mit der langjährigen bibliothekarischen Betreuung der Bibliothek des Theologen Fritz Lieb (1892-1970) hat sie zudem dazu verholfen, dass der gesamte Nachlass dieses bedeutsamen Gelehrten, der auch Korrespondenzen mit Walter Benjamin, Bert Brecht, Hannah Arendt und Karl Jaspers enthält, in den Besitz der Universitätsbibliothek gelangte. Die Bibliothek "Lieb" gehört mit 13'000 Titeln zu den bedeutendsten slavischen Bibliotheken in der nichtslavischen Welt.

Der Verleihung des Wissenschaftspreises der Stadt Basel findet am 21. September im Regierungsratssaal statt.

Hinweise

Bilder von der Preisübergabe: Bilder-Datenbank

Weitere Auskünfte

Dr. Barbara von Reibnitz, Telefon +41 (0)61 267 04 45 (G) / +41 (0)61 692 40 05 (P) barbara.vonreibnitz@unibas.ch Mitglied der Kommission für die Verleihung des Wissenschaftspreises