Die Autorin Irena Brežná wird mit dem Basler Kulturpreis geehrt, der Kulturförderpreis geht an den Performancekünstler Steven Schoch
MedienmitteilungRegierungsrat
Der Regierungsrat ehrt Irena Brežná mit dem Kulturpreis des Kantons Basel-Stadt für ihr literarisches und journalistisches Werk sowie für ihr Engagement zugunsten der Menschenrechte. Mit dem Kulturförderpreis, der ergänzend zum etablierten Kulturpreis ein kulturpolitisches Signal für junge kulturelle Initiativen setzt, zeichnet die Abteilung Kultur Basel-Stadt den Performancekünstler Steven Schoch aus.
Der Regierungsrat ehrt die national und international bereits mehrfach preisgekrönte Schriftstellerin, Journalistin und Publizistin Irena Brežná mit dem Kulturpreis der Stadt Basel. Der heuer zum 49. Mal in Folge vergebene Preis ist mit 20'000 Franken dotiert. Regierungspräsident Beat Jans wird ihn Irena Brežná am 1. November 2021 überreichen. Am selben Anlass wird auch der Kulturförderpreis der Abteilung Kultur vergeben. Die Preisverleihung für beide Anlässe findet im Grossratssaal im Rathaus statt.
Prägende Migrationserfahrung
Mit Irena Brežná ehrt der Regierungsrat eine literarische und journalistische Stimme, die sich seit Jahrzehnten für die Menschenrechte einsetzt. Zentrale Themen in ihrem in viele Sprachen übersetztem Werk sind Spielarten des Unrechts, der Fremde – und was daraus wachsen kann. Prägende Erfahrung dafür ist die persönliche Biografie der 1950 in Bratislava Geborenen: Nach dem Einmarschs der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei 1968 erlebte sie als 18-Jährige die Emigration der Familie in die Schweiz. Seither lebt und arbeitet sie in Basel. Die Autorin scheut sich nicht, mit kritischer Stimme - in deutscher Sprache - Reizthemen wie Zuwanderung und Integration, das Spannungsverhältnis von Anpassung und Widerstand oder das Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft aufzugreifen. Der Regierungsrat würdigt mit der Wahl der international bekannten, vielfach preisgekrönten Autorin und Publizistin ihr umfassendes kulturelles Engagement.
Die Bedeutung von Irena Brežnás Werk zeigt sich nicht nur in den zahlreichen Übersetzungen ihrer Bücher, sondern auch in ihrer mehrfachen Auszeichnung mit Literatur- und Publizistikpreisen. So erhielt sie 2012 den Schweizer Literaturpreis für ihr Werk «Die undankbare Fremde», 2002 den Theodor-Wolff-Preis für das Porträt einer tschetschenischen Menschenrechtlerin und 2021 den Hermann Kesten-Preis des PEN Zentrums Deutschland als Anerkennung dafür, dass sie Verfolgten und Dissidenten aus Osteuropa immer wieder eine Stimme gegeben hat.
Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit ist Irena Brežná in Basel regelmässig als Dolmetscherin am Gericht, an Schulen und in Kindergärten tätig. Ausserdem diskutiert sie an Schweizer Gymnasien mit Schülerinnen und Schülern die Themen Einwanderung sowie Dialekt und Hochdeutsch. Sie engagierte sich bei Amnesty International, unterstützte etwa den ersten feministischen Verlag in der Slowakei, humanitäre Frauenprojekte in Tschetschenien und sammelte Bücher für Guinea. Diese Verschränkung von Leben und Schreiben, das Ineinandergreifen von journalistischem und literarischem Schreiben – und nicht zuletzt die Reflexion über ihr Verhältnis zu Sprache und Schreiben mache das Besondere ihres Werks aus, kommt die Jury zum Schluss.
Neue Perspektiven auf gesellschaftliche Mechanismen
Gleichzeitig mit dem traditionsreichen Kulturpreis vergibt die Abteilung Kultur seit 2012 den mit 10‘000 Franken dotierten Kulturförderpreis. Es setzt ein öffentlich sichtbares, kulturpolitisches Zeichen für junge kulturelle Initiativen. Dieses Jahr geht der Preis an den Basler Künstler Steven Schoch. Der 34-Jährige lässt sich nicht auf ein bestimmtes künstlerisches Format festlegen, sondern arbeitet stark interdisziplinär: Sein Werk umfasst Performances, Installationen, Theater und Choreografien. Zentrales Moment ist dabei das partizipative Live-Moment in der Begegnung mit dem Publikum. Seine Themen behandeln gesellschaftliche Mechanismen und Automatismen und stellen diese in Frage. 2019 war der gebürtige St. Galler für den Performancepreis Schweiz nominiert.
Neben seinem künstlerischen Wirken hat die aus jungen Kulturschaffenden zusammengesetzte Jury auch das Engagement überzeugt, mit dem Steven Schoch sich in kulturellen Initiativen in Basel engagiert. So ist er seit 2010 in unterschiedlichen Offspaces und Ausstellungsräumen Basels involviert, darunter das Atelierhaus «Flatterschafft», welches er 2012 mitinitiierte, oder der 2020 neukonzipierte «KASKO - Raum für aktuelle Kunst, Performance und Vermittlung». Auch als Tutor, Mentor und Workshop-Leiter an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel sowie anderen Hochschulen der Schweiz steht er im Austausch mit jungen Kunstschaffenden.
Unabhängige Jurys
Beide Preise werden auf der Grundlage von Empfehlungen von Jurys vergeben. Die vom Regierungsrat eingesetzte Kommission für die Verleihung des Kulturpreises 2021 setzt sich zusammen aus: Peter Bläuer, ehemaliger Direktor der Kunstmesse LISTE Art Fair Basel; Markus Erni, Leiter Bibliothek Musik-Akademie Basel; Katrin Grögel, Leiterin Abteilung Kultur (Vorsitz), Jennifer Jans, Programmteam B-Sides Festival Luzern und Projektleiterin deren Vermittlungsplattform „SAY HI!“, Bereichsleiterin Demotape Clinic m4music Festival Zürich, Musikerin; Anna Jessen, Architektin, Basel; Frank Matter, Produzent und Filmemacher, soap factory GmbH; Dorothea Trottenberg, Bibliothekarin Universitätsbibliothek Basel, literarische Übersetzerin; Jeannette Voirol, Leiterin Kulturinstitutionen Abteilung Kultur; Dagmar Walser, Theaterkritikerin und Kulturredaktorin bei SRF2 Kultur.
In der von der Abteilung Kultur einberufenen Jury für den Kulturförderpreis 2021 haben Einsitz: Mariella Bachmann, Klarinettistin mit Schwerpunkt in zeitgenössischer Musik; Petra Dokic, Literaturschaffende, Vorstandsmitglied Kulturverein Slam Basel und Wortstellwerk; Heike Dürscheid, Beauftragte für Kulturprojekte, Abteilung Kultur Basel-Stadt (Vorsitz); Gerome Gadient, Künstler und Musiker; Lukas Stäuble, Sound Arts und Performance; Patricia Strübin, Filmschaffende.
Hinweise
Der Anlass findet im Rathaus, Grossratsaal statt. Eine Einladung an die Medien folgt.