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Der Ackermannshof in der St. Johanns-Vorstadt – ein geschichtsträchtiges Altstadthaus erhält eine neue Zukunft

Medienmitteilung

Bau- und Verkehrsdepartement

Die Geschichte des Ackermannshofes lässt sich bis zum Jahre 1325 zurückverfolgen. Die Denkmalpflege entdeckte im Haus bei ihren Untersuchungen eine reiche und geschichtsträchtige Innenausstattung. Gemeinsam mit den Architekten und der Bauherrschaft entwickelte sie ein Konzept zur Integration der wertvollen historischen Substanz in die neue Nutzung.

Vor 17 Jahren, als in der ehemaligen Volksdruckerei im Ackermannshof die Räume in einer Zwischennutzung vermietet wurden, untersuchte der Restaurator Gregor Mahrer Wände und Decken der Innenräume und fand als Erstes eine markante, aufgemalte Maske. Weitere Freilegungsarbeiten förderten die Dekorationsmalerei eines Festsaales zutage. Der Raum war damals allerdings noch mit Wänden unterteilt und eine Restaurierung blieb vorerst aus.

2008 trat die Ackermannshof AG mit neuen Partnern als Aktionären auf und beauftragte die LOST Architekten mit einem Konzept, das von den bestehenden Denkmalwerten der Liegenschaft ausgeht. Als Grundlage für ein Renovations- und Umbaukonzept führte die Denkmalpflege eine detaillierte Bauuntersuchung durch, um die Geschichte des Hauses genauer kennenzulernen.

Im Jahr 1325 befanden sich an dieser bevorzugten, dem Rheinufer abgewandten Adresse an der St. Johanns-Vorstadt zwei mittelalterliche Häuser, das Haus Zum hohen Sul und ein Ackermanns des Vischers hus genanntes Gebäude. Wie die bauarchäologischen Untersuchungen aufzeigen, verschmolzen die beiden Häuser im Laufe der Jahrhunderte durch vielfaches Um- und Weiterbauen zu einem breiten dreigeschossigen Gebäude, dessen Grundstück sich noch bis ins späte 19. Jahrhundert mit Garten, Hofbauten und Remisen bis zur Spitalstrasse hin ausdehnte.

Im Ackermannshof residierten bedeutende Personen wie der Buchdrucker Johannes Petri Anfang des 16. Jahrhunderts oder ab 1737 der Seidenbandhändler Balthasar Burckhardt Beck, dessen Familie über mehrere Generationen ansässig blieb. Ab 1930 erfolgten die Abtrennung der Grundstücksteile an der Spitalstrasse und die Übernahme der Hauptliegenschaft durch die Volksdruckerei.

Im Zuge der Freilegungen befasste sich die Bauforschung vor allem mit den spektakulären Detailbefunden im Innern, die vornehmlich in Form von Malereien aus dem 16. Jahrhundert zahlreich zutage traten und vom hochrangigen Status der Liegenschaft zeugen, die seit 1480 in einer Hand vereinigt ist. Die bislang vorliegenden Ergebnisse der Bauforschung zeigen, dass innerhalb der über 20 m breiten Gebäudefront insgesamt vier durch Brandmauern getrennte Einzelbauten vereinigt sind. Der älteste Teil ganz links datiert nach Ausweis der Dendrochronologie aus der Zeit um 1284. Er wurde nach 1402 um das erste Obergeschoss erweitert und 1545 mit dem rechts angrenzenden Nachbargebäude unter dem noch heute vorhandenen Dachstuhl vereinigt. Zwischenzeitlich erfolgte der Bau des dritten Gebäudes um 1486 mit drei Geschossen und liegendem Dachstuhl. Als letzte Baumassnahme war gemäss urkundlicher Überlieferung 1578 die Häuserzeile mit der Überbauung der Hofeinfahrt geschlossen worden. Dieser letzte Gebäudeabschnitt am rechten Ende des Ackermannshofs wurde dann um 1769 aufgestockt und mit einem eigenen Dach versehen.

Im Innern tauchten in etlichen, ursprünglich gross angelegten Räumen auf verschiedenen Geschossen unter jüngeren Verputzschichten ältere hervorragende Wand- und Deckenmalereien aus der Spätrenaissance bzw. dem beginnenden Manierismus zutage. Im Zentrum dieser aussergewöhnlichen Malereifunde steht die hochstehende, dekorative Ausgestaltung eines Festsaals aus der Mitte des 16. Jahrhunderts im ersten Obergeschoss des Gebäudeteils, der um 1545 zu einem Doppelhaus zusammengelegt wurde. Die hochwertige Dekorationsmalerei zeichnet diesen vornehmen Wohnsitz ganz besonders aus und stellt ihn auf die gleiche Stufe mit so seltenen Beispielen, wie sie die Eisenburg an der Martinsgasse 18 oder der Spalenhof am Spalenberg 12 darstellen. Die Entdeckungen im Ackermannshof sind für Basel eine der aussergewöhnlichsten Trouvaillen der letzten Jahrzehnte.

Die Vorgabe der Denkmalpflege für das Renovations- und Umbaukonzept war der Erhalt der wertvollen Substanz von Malereien, Stuckdecken und neu gemachten Entdeckungen. Die Geschichte des Hauses über die Jahrhunderte soll auch nach dem Umbau erlebbar bleiben. Deshalb legte die Denkmalpflege beim Ackermannshof grosses Gewicht auf die Erhaltung der Primärkonstruktion, die das Zusammenwachsen des Hauses über die Jahrhunderte nachvollziehbar macht. An der Strassenfassade sollen die Fenster mit Vorfenstern und die Fensterläden als wichtige Bestandteile ihres Erscheinungsbildes erhalten werden. Zur Verbesserung der Energieeffizienz ermöglicht die Denkmalpflege den Einbau von Isoliergläsern in die historischen Fensterflügel aus Eichenholz.

Im Erdgeschoss ermöglicht die Denkmalpflege, im mittleren Hausteil die Fassade zugunsten eines grosszügigeren Ausblicks gegen die Strasse hin zu öffnen. Dieser Eingriff ist denkmalpflegerisch verantwortbar, da sich hier bereits zur Zeit der Volksdruckerei eine grosse Fensteröffnung befand.

Im ersten Stock wird der wiederhergestellte Festsaal neu als Vortragsraum genutzt. Die Restauratoren konservierten nach Vorgabe der Denkmalpflege die Wandmalereien aus dem frühen 16. Jahrhundert und retouchierten die Fehlstellen zurückhaltend. Die Patina soll dabei nicht verschwinden.

Im Hausteil 21 werden eine gotische Stube und die barocken Räume restauriert. Die restlichen Zimmer in den Vorderhäusern mit Wandtäfern aus Holz sowie Riemen- und Dielenböden werden instand gesetzt und erhalten.

Weitere Auskünfte

Dr. Daniel Schneller, Telefon +41 (0)61 267 66 29\ Kantonaler Denkmalpfleger

Bau- und Verkehrsdepartement

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