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Geschlechterperspektive fehlt

Medienmitteilung

Justiz- und Sicherheitsdepartement

Zur aktuellen Diskussion über die Ursachen sexueller Gewalt gegen Mädchen und Frauen -- Die Vergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens durch eine Gruppe von Jugendlichen hat landesweites Entsetzen und eine riesige mediale Aufmerksamkeit hervorgerufen. Die öffentliche Diskussion und Analyse dieses Vorfalls spiegelt allerdings auf erschreckende Weise wider wie eine der Hauptursachen sexueller Gewalt gegen Mädchen und Frauen ausgeblendet wird: Kein Thema auch nicht für ausgewiesene Fachleute der Psychologie Pädagogik und Kriminalistik ist bei diesem schockierenden Ereignis das Geschlechterverhältnis.

Weit über 90 Prozent der Sexualdelikte werden von Männern begangen. Die grosse Mehrheit der Opfer ist weiblich. Das ist in allen Kulturen und Gesellschaften so. Sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen liegt in Strukturen begründet, in denen Männer über mehr Macht verfügen als Frauen und in denen Geschlechterrollen eingeübt werden, die Männer tendenziell zu Tätern und Frauen zu Opfern machen. Extremster Ausdruck davon sind millionenfach übers Internet verbreitete Videoclips, Computergames und Pornofilme, in denen Frauen zu Objekten degradiert werden, über die Männer uneingeschränkt verfügen können. Weniger spektakulär, aber ebenso prägend ist die alltägliche Erfahrung, dass Mädchen und Frauen, die im realen Leben eigene Ansprüche, Wünsche und Forderungen anmelden und durchsetzen wollen, anecken und auf Ablehnung stossen.

Bei den Erklärungsversuchen der Vergewaltigung einer 13-Jährigen durch mehrere männliche Jugendliche in Zürich Seebach wird die ungleiche Machtverteilung zwischen Männern und Frauen in unserer Gesellschaft kaum je angesprochen. Im Blickfeld der medialen Fachdiskussion sind (fast) ausschliesslich Herkunft und Familienverhältnisse der jugendlichen Täter. Das Machtverhältnis zwischen Männern und Frauen ist – im Gegensatz zu interkulturellen Diskursen – kein modisches Thema. Solange dieses Thema aber tabuisiert bleibt, kann sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Frauen nicht wirksam bekämpft werden.

Hinweise

Eben erschienen ist die Nummer 24 der "Olympe" mit dem Schwerpunktthema "Sexuelle Gewalt". Es finden sich verschiedene Beiträge von Fachpersonen, die sexuelle Gewalt aus Genderperspektive und im Migrationskontext thematisieren.

Weitere Auskünfte

Karin Grütter Telefon +41 (0)61 321 15 06 Gabriella Matefi Telefon +41 (0)79 768 87 29

Justiz- und Sicherheitsdepartement