Neue Erkenntnisse zur häuslichen Gewalt an internationaler Tagung
MedienmitteilungJustiz- und Sicherheitsdepartement
Aus Anlass des 10-jährigen Bestehens der Basler Interventionsstelle Halt-Gewalt präsentierten renommierte Forscherinnen und Forscher ihre aktuellsten Ergebnisse zum Thema häusliche Gewalt an einer Fachtagung. Zudem hat Halt-Gewalt das Glossar "Von Angst bis Zuflucht" herausgegeben das die wichtigsten Aspekte und Begriffe im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt erläutert. Häusliche Gewalt betrifft noch immer jede fünfte Frau in der Schweiz. Auch Männer leiden darunter. Regierungsrat Guy Morin betonte in seiner Eröffnungsrede die Notwendigkeit das Thema nicht mehr länger als feministische Angelegenheit zu betrachten sondern es als gesamtgesellschaftliche Problematik zu begreifen und entsprechende Massnahmen zu lancieren. 46 Länder darunter auch die Schweiz starteten 2006 eine zweijährige Europarats-Kampagne zum Thema häusliche Gewalt. Per 1. Juli 2007 wird auf nationaler Ebene die Gewaltschutznorm in Kraft treten auf kantonaler Ebene die polizeiliche Wegweisung voraussichtlich ebenfalls Mitte 2007.
Die Interventionsstelle Halt-Gewalt besteht seit zehn Jahren. Aus diesem Anlass stellten Forschende aus den Bereichen Kriminalpsychologie, Soziologie, Sozialpolitik und Gender Studies an einer Tagung ihre aktuellsten Studienergebnisse der Öffentlichkeit vor. Dabei kamen Aspekte wie die Täterprofile von häusliche Gewalt ausübenden Männern, die Prävention von Tötungsdelikten, der Unterstützungsbedarf von Opfern, insbesondere Kindern, und Tätern sowie Problemfelder im Gesundheitswesen zur Sprache. Die Europaparlamentarierin Ruth-Gaby Vermot-Mangold stellte die zweijährige Kampagne des Europarats zu häuslicher Gewalt vor, die von 46 Ländern – darunter auch der Schweiz – im November 2006 lanciert wurde. Zum 10-jährigen Bestehen von Halt-Gewalt publizierte die Interventionsstelle das Glossar "Von Angst bis Zuflucht". Es versammelt eine Vielzahl zentraler Begriffe zum Thema häusliche Gewalt und erläutert sie in anschaulicher Weise.
Halt-Gewalt wurde 1997 von einem Verein initiiert. Ziel der Interventionsstelle ist es bis heute, Gewalt zu stoppen, Opfer zu schützen, Gewalt ausübende Personen zur Verantwor-tung zu ziehen sowie die breite Öffentlichkeit für die Thematik zu sensibilisieren. In einem Kooperationsgremium, dem Verantwortliche der Polizei, Staatsanwaltschaft, Gerichte, Opferhilfe, Sozialhilfe, Migrationsinstitutionen, des Kindesschutzes sowie des Gesundheits-wesens angehören, wurde seither an einer möglichst lückenlosen Interventionskette gearbeitet. Es finden Weiterbildungsseminare für verschiedenste Berufsleute statt, die mit häuslicher Gewalt in Berührung kommen. Seit 2001 führt Halt-Gewalt zusammen mit der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt Basel-Landschaft ein Lernprogramm für Gewalt ausübende Männer durch. Halt-Gewalt arbeitet bei Gesetzesänderungen auf nationaler und kantonaler Ebene mit. Die kantonale Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt wurde vor vier Jahren dem Justizdepartement angegliedert.
Seit 2004 sind die meisten Delikte im Bereich häusliche Gewalt im Schweizerischen Strafgesetzbuch als Offizialdelikte verankert. Am 1. Juli 2007 tritt eine ergänzende Gewalt-schutznorm bei häuslicher Gewalt in Kraft (Änderung Art. 28b ZGB). Mitte März 2007 hat der Basler Grosse Rat einer Polizeigesetzrevision bei häuslicher Gewalt zugestimmt. Danach soll die Kantonspolizei künftig Gewalt ausübende Personen für maximal zwölf Tage wegwei-sen und es ihnen verbieten können, zum Opfer zurückzukehren oder sich diesem zu nähern.