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Basler Tourismus im Juni: Trendwechsel oder nur eine sommerliche Erholung?

Medienmitteilung

Präsidialdepartement

Basel vermochte im Juni letzten Jahres als einzige Schweizer Gastgeberstadt der Fussball-Europameisterschaft bei den Übernachtungen zuzulegen. Überraschenderweise wurde im diesjährigen Juni trotz ungünstigem konjunkturellem Umfeld der hohe Vorjahreswert welcher seinerzeit schon eine Zunahme um 43% bedeutet hatte überboten. Die insgesamt 96 165 registrierten Übernachtungen bedeuten die höchste je in einem Juni in Basel generierte Logiernächtezahl.

Das festgestellte Logiernächteplus beruht auf einer überraschend starken Nachfrage aus dem Ausland. Noch nie wurden in einem Juni so viele Logiernächte von ausländischen Gästen verzeichnet: Sie buchten insgesamt 71 857 Logiernächte, 3 667 oder 5,4% mehr als im Juni 2008. Dies dürfte auf die ART 40 Basel sowie das vielfältige kulturelle Angebot mit Vincent van Gogh im Kunstmuseum und Giacometti in der Fondation Beyeler zurückzuführen sein. Die inländische Nachfrage lag mit 24 308 Logiernächten unter dem Vorjahresstand. Zwar kamen 10,7% mehr Gäste aus der Schweiz, sie blieben aber weniger lang, was eine Abnahme der Logiernächte um 614 oder 2,5% zur Folge hatte.

Die ausländische Kundschaft sorgte im Berichtsmonat für rund drei Viertel der Nachfrage. Nach Herkunftsländern strukturiert resultierte das stärkste Wachstum bei den Gästen aus den USA. Sie verbuchten 12 543 Übernachtungen, was im Vorjahresvergleich einer Zunahme von 3 763 oder 42,9% gleichkommt. Weiterhin stark gefragt sind die Hotels bei den Gästen aus Deutschland (+1 537; +10,2%), dem wichtigsten ausländischen Markt der Basler Hotellerie. Hohe Zuwachsraten erzielten auch Frankreich (+992; +22,8%), Italien (+856; +27,0%) und Spanien (+594; +30,2%). Eine bemerkenswerte Zunahme des Reiseverkehrs bei Nationen mit vergleichsweise kleinem Besucheraufkommen wurde bei den Reisenden aus der Volksrepublik China verzeichnet (+100,6%).

Nennenswerte Abnahmen des Reiseverkehrs gegenüber dem Juni letzten Jahres wurden wie erwartet bei den EURO-Gastnationen beobachtet, die ein Jahr zuvor Zuwachsraten im dreistelligen Bereich aufgewiesen hatten. Am stärksten zurückgegangen ist die Übernachtungszahl der Gäste aus den Niederlanden, was angesichts der in Scharen kommenden Oranje-Fans während der EURO 08 nicht erstaunt. Vergleicht man jedoch die diesjährige Abnahme der Logiernächte (-2 865; -51,8%) mit der letztjährigen Zunahme (+3 246; +141,9% gegenüber Juni 2007), so kommt man zum Schluss, dass die Holländer Basel trotz der erlittenen Niederlage offensichtlich ins Herz geschlossen haben. Weitere starke Abnahmen wurden bei den generierten Logiernächten der Gäste aus Portugal (-1 178; -77,6%), Österreich (-754; -31,2%), der Türkei (-625; -46,3%), Russland (-529; -45,6%) und der Tschechischen Republik (-410; -60,4%) festgestellt.

Die Gästezimmer waren im Juni durchschnittlich zu 68,4% ausgelastet. Während der ART 40 Basel wurden in den Hotels jedoch Auslastungen von bis zu 96% erreicht. Die mittlere Aufenthaltsdauer der Inlandgäste nahm von 1,94Tagen im Vorjahr auf 1,71Tage ab. Der Aufenthalt ausländischer Gäste blieb mit 2,12Tagen (Vorjahr: 2,13) praktisch konstant. Insgesamt ergab sich eine mittlere Aufenthaltsdauer von 2,00 Tagen.

Der Basler Tourismus bewies in den letzten Jahren eine hohe Konjunkturresistenz. Die bereits Ende 2008 sichtbar gewordenen Schatten der Finanzkrise führten in den ersten Monaten 2009 zu schwächeren Frequenzen. Der baselstädtische Tourismus konnte sich somit den Folgen der Wirtschaftskrise nicht entziehen, auch wenn sich das Marktumfeld erst mehrere Monate später als in Zürich oder Genf verdüsterte. Das gute Juni-Ergebnis reicht jedoch nicht ganz aus, um für die gesamte erste Jahreshälfte 2009 einen Zuwachs auszuweisen. Gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres zeugt das Ergebnis der vergangenen sechs Monate mit einer Abnahme um 22 759 oder 4,6% auf insgesamt 476 279 Übernachtungen von einem Abwärtstrend. Es ist allerdings zu bemerken, dass das 2008 ein absolutes Rekordjahr war und sich der Basler Tourismus trotz rückläufiger Entwicklung immer noch auf sehr hohem Niveau befindet: Das vorliegende Ergebnis stellt den zweithöchsten Wert seit der Einführung der Tourismusstatistik in Basel vor gut 75 Jahren dar.

Der Rückgang des Binnentourismus, der sehr stark vom Veranstaltungsprogramm abhängig und daher volatil ist, fiel mit 12 787 Übernachtungen oder 8,6% stärker aus als bei den Auslandgästen mit 9 972 oder 2,8%. Es sei aber darauf hingewiesen, dass nur gerade 2 000 Schweizer Gäste weniger nach Basel kamen. Sie blieben aber weniger lang. Der Trend zur kürzeren Aufenthaltsdauer ist mitunter Ausdruck des typisch kurzfristigen Städtetourismus mit einer Aufenthaltsdauer von zwei Tagen, der zunehmend auch in Basel anzutreffen ist. Auch wird deutlich, dass die Hauptklientel Geschäftsreisende sind. Zudem reduzieren wichtige Firmen ihre Ausgaben für Geschäftsreisen und Veranstaltungen markant, was ebenfalls eine kürzere Aufenthaltsdauer zur Folge hat.

Die Aussichten für die zweite Jahreshälfte müssen sehr vorsichtig beurteilt werden. Es wird erwartet, dass sich die nachlassende Dynamik in der Basler Hotellerie aufgrund des dichtgedrängten Kongresskalenders etwas verlangsamt. Die nationale und internationale Konjunktur sowie die Entwicklung der Wechselkurse werden jedoch die weitere Zukunft des Basler Tourismus massgebend beeinflussen.

Weitere Auskünfte

Irma Rodiqi, lic. oec., Telefon +41 (0)61 267 87 31 Wissenschaftliche Mitarbeiterin Statistisches Amt Basel-Stadt