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Atropin in Maisprodukten nur in Spuren nachweisbar

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Das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt hat Maisprodukte auf ihren Gehalt an Tropanalkaloiden untersucht. Alle 35 kontrollierten Proben entsprachen den rechtlichen Bestimmungen. Nur in zwei Produkten konnten Spuren von Atropin nachgewiesen werden.

Vergiftungen durch den Verzehr von Lebensmitteln, die mit tropanalkaloid-haltigen Pflanzenteilen kontaminiert waren, treten europaweit vereinzelt auf. Insbesondere Verunreinigungen mit Samen des Stechapfels, Beeren der Tollkirsche oder auch Samen des Bilsenkrauts führen zur Kontamination von Lebensmitteln mit Tropanalkaloiden. Ein einziger Stechapfelsamen auf 10 kg Mehl reicht beispielsweise aus, um den Grenzwert für Mahlprodukte zu überschreiten.

In zehn Basler Läden wurden 35 Lebensmittel erhoben, die einen hohen Maisanteil enthalten. Die Mehrzahl der Produkte wurden in der Schweiz, Belgien, Italien und Deutschland hergestellt.

In einem in Belgien hergestellten Bio-Tortilla-Snack wurden 5 µg/kg Atropin nachgewiesen. Unter Berücksichtigung der Messunsicherheit liegt der ermittelte Atropin-Gehalt nicht mit genügender Sicherheit über dem von der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für Mahlprodukte aus Mais vorgeschlagenen Höchstgehalt von 5 µg/kg. Der Inverkehrbringer des betroffenen Produkts wurde allerdings auf seine Kontrollpflicht hingewiesen. In einer Mais-Frühstückzubereitung, die sich primär an Kinder und Jugendliche richtet, konnte Atropin im Bereich von 1 µg/kg festgestellt werden. In allen anderen untersuchten Produkten konnten keine Tropanalkaloide nachgewiesen werden.

Die niedrige positiv-Befundsquote der untersuchten Produkte deutet an, dass Tropanalkaloid-Verunreinigungen in Maisprodukten nicht häufig vorkommen. Der Nachweis von Atropin-Spuren in zwei Produkten weisen jedoch darauf hin, dass diese Pflanzentoxine auch in Lebensmitteln aus verarbeitetem Mais auftreten können.

Das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt wird deshalb mit weiteren Kontrollaktionen die Situation verfolgen.

Maisprodukte / Tropanalkaloide

Infobox

Tropanalkaloide sind sekundäre Pflanzenmetabolite, die in Nachtschattengewächsen wie Stechapfel, Bilsenkraut, Tollkirsche und Engelstrompete enthalten sind. Sie werden in den Wurzeln gebildet und mit dem Flüssigkeitsstrom in der Pflanze verteilt. Die höchsten Konzentrationen sind in der Regel in den Wurzeln und Samen zu finden, wo sie als Schutz gegen Frassfeinde dienen.

Bisher wurden über 200 verschiedene Tropanalkaloide in diversen Pflanzen identifiziert. Die wichtigsten Tropanalkaloide sind (S)-Hyoscyamin und (S)-Scopolamin. Atropin ist das racemische Gemisch der (S)- und (R)-Enantiomeren von Hyoscyamin, welches sich spontan bei der Isolierung von (S)-Hyoscyamin durch eine sogenannte Racemisierung bildet. Kokain – die Rauschdroge des Cocastrauches – ist ein weiterer prominenter Vertreter der Tropanalkaloide.

(S)-Hyoscyamin und (S)-Scopolamin inhibieren die Bindung des wichtigen Neurotransmitters Acetylcholin zu seinen Rezeptoren und wirken deshalb anticholinerg. Dies hat Folgen für die Herzfrequenz, die Atmung und das Zentralnervensystem. Die (R)-Enantiomeren von Hyoscyamin und Scopolamin kommen in der Natur nicht vor und wirken im Vergleich zu den natürlichen (S)-Enantiomeren weit weniger anticholinerg.

Seit Jahrhunderten werden Tropanalkaloid-haltige Pflanzen in der Pflanzenheilkunde gebraucht. Die in früheren Zeiten noch unbekannte chemische Zusammensetzung verliehen den Pflanzen mystische Fähigkeiten und liessen sie als Hexenkraut gelten. Aus ihnen wurden Hexensalben hergestellt. Die psychoaktiven Substanzen können über die Haut aufgenommen werden und ihre Wirkung entfalten. Tollkirschen-Arten wurden schon im Altertum und Mittelalter auf vielfältige Weise als Rausch-, Liebes- und Zauberdroge genutzt. Noch im 17. Jahrhundert wurden Extrakte von Bilsenkrautsamen von Brauereien verwendet, um Biere berauschender zu machen.