Direkt zum Inhalt springen

Breadcrumb-Navigation

Epidemiologische Abklärungen bei Legionellosen

News

Das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt hat im Auftrag des Basler Kantonsarztes bei der Abklärung von 17 Legionellose-Erkrankungsfällen bei Einwohnern aus dem Kanton Basel-Stadt 165 Wasserproben auf Legionellen untersucht. 37 Proben im Umfeld von 9 Erkrankten waren positiv. Dies deutet darauf hin, dass das private Umfeld eine wichtige Infektionsquelle bei Legionellosen darstellt.

Die Legionellose ist in der Schweiz eine meldepflichtige Krankheit. Bei Auftreten von Erkrankungen gilt es – insbesondere, wenn es sich um öffentlich zugängliche Gebäude bzw. Anlagen handelt oder solche, die von mehreren Nutzern gebraucht werden - die Ansteckungsquelle so schnell wie möglich ausfindig zu machen und entsprechende Massnahmen zu treffen, um weitere Infektionen möglichst zu vermeiden. Im Auftrag und unter Federführung des Kantonsärztlichen Dienstes Basel-Stadt führt das Kantonale Labororatorium im Rahmen der Abklärung von Legionellosefällen entsprechende Wasseranalysen durch. Dabei werden Wasserproben aus dem privaten Umfeld von gemeldeten erkrankten Personen erhoben. In einem zweiten Schritt werden weitere Proben aus dem Freizeitbereich und an der Arbeitsstelle erhoben.

Zur Eruierung möglicher Infektionsquellen wurden zuerst periphere Wasserentnahmestellen wie Duschen und Wasserhähne an Waschbecken beprobt. Daneben wurden im Rahmen von weiterführenden Untersuchungen zur Eruierung von Ursprung und Ausmass der Kontamination mit Legionellen die zentralen Trinkwassererwärmeranlagen der jeweiligen Liegenschaften beprobt.

Im Umfeld von acht erkrankten Personen konnten keine Legionellen nachgewiesen und somit die Ansteckungsquelle nicht eruiert werden. In 37 Wasserproben aus dem Umfeld von neun erkrankten Personen konnte hingegen Legionella pneumophila nachgewiesen werden.

Die entsprechenden Betriebe bzw. Liegenschaftsverwaltungen wurden durch den Kantonsärztlichen Dienst zum Ergreifen von geeigneten Sanierungsmassnahmen aufgefordert, um die Kontamination mit Legionella pneumophila schnellstmöglich unter den vom Bundesamt für Gesundheit empfohlenen Höchstwert zu senken und dort zu halten. Dabei haben die Verantwortlichen den Erfolg dieser Massnahmen mit weiteren Untersuchungen zu überprüfen.

Epidemiologische Abklärungen bei Legionellosen / Duschenwasser und andere Leitungswasser zur Untersuchung auf Legionellen

Infobox

Legionellen sind Bakterien, die ihren Lebensraum im Wasser haben und weitverbreitet vorkommen. Sie leben in natürlichen Gewässern (Süsswässern) wie Grundwasser, Oberflächenwasser, Quellwasser und Regenwasser, wo sie in geringer Konzentration nachgewiesen werden können. Daneben besiedeln sie aber auch jegliche Form von künstlichen wasserführenden Systemen wie verschiedene haustechnische Anlagen, in die sie mit der direkten Wasserzufuhr gelangen. Wenn Legionellen in Hausinstallationen auf günstige Bedingungen treffen (Wassertemperaturen von 25 °C bis 45 °C, genügend Nährstoffe, stehendes Wasser), kann es zu einer Vermehrung und Verbreitung dieser Keime kommen. Bei Temperaturen ab 50°C wird ihr Wachstum gehemmt, bei Temperaturen über 60°C werden Legionellen abgetötet. Ideale Bedingungen für eine Vermehrung von Legionellen geben mit Wasser benetzte Oberflächen, zum Beispiel Rohre und Armaturen. Für ihre Vermehrung brauchen Legionellen nebst relativ hohen Eisenspiegeln andere Mikroorganismen, die ihnen Nährstoffe, zum Beispiel Aminosäuren, liefern, die im Wasser nicht frei verfügbar sind und die sie nicht selbst herstellen können. Hierzu dienen ihnen Einzeller wie Amöben, in welche die Legionellen eindringen und sich stark vermehren, bis die Amöbenzelle schliesslich platzt und Tausende von Legionellen freisetzt. Legionellen nutzen die Einzeller jedoch nicht nur als Nährstofflieferanten, sondern auch als Schutz vor Temperatur- und Säuregradschwankungen sowie chemischen Desinfektionsmitteln und bioziden Substanzen.

Eine Gesundheitsgefährdung besteht dann, wenn legionellenhaltiges Wasser als feinste Wassertröpfchen, sogenanntes Aerosol, mit der Luft eingeatmet wird und somit die Bakterien in die Atemwege gelangen und die Lunge infizieren. Damit stellen sanitäre Einrichtungen, insbesondere Duschen, lüftungstechnische Anlagen (Klimaanlagen, Luftbefeuchter), Industrieanlagen (Kühltürme) sowie Warmsprudelbecken eine potentielle Gefahr dar. Der Genuss von Wasser als Trink-wasser stellt kein Risiko dar. Ein erhöhtes Infektionsrisiko haben Personen mit ausgeprägter Abwehrschwäche, Ältere, Personen mit schweren Grunderkrankungen (zum Beispiel Lungen-, Herz- und Nierenerkrankungen, Diabetes, Leberzirrhose, Krebserkrankungen, entzündliches Rheuma) sowie starke Raucher. Männer über 50 erkranken häufiger als Frauen der gleichen Altersgruppe.

Es gibt zwei durch Legionellen hervorgerufene Krankheitsformen. Bei der milderen Verlaufsform handelt es sich um das Pontiac-Fieber, ein grippeähnliches Krankheitsbild ohne Beteiligung der Lungen mit Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche, bei dem in der Regel nach wenigen Tagen eine folgenlose Genesung eintritt. Daneben gibt es die Legionärskrankheit (Legionellose), eine schwerwiegende Lungenentzündung mit starkem Husten, Brustschmerzen, bis zu 40 °C Fieber. Typisch für eine Legionellose sind auch Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Dazu zählen Übelkeit und Durchfall. Einige an Legionärskrankheit erkrankte Personen entwickeln eine Gehirnentzündung (Enzephalitis), die  zu Verwirrtheit führen kann. Es sterben trotz Antibiotika-Behandlung rund 5 bis 10 Prozent der Erkrankten.

Von den über 60 verschiedenen Legionellenarten wurden 26 mit Erkrankungen beim Menschen in Zusammenhang gebracht. L. pneumophila Serogruppe 1 ist verantwortlich für 70-90% aller Legionellosefälle beim Menschen, bei denen ein Bakterienisolat gewonnen werden konnte.