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Epidemiologische Abklärungen bei Legionellosen

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Das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt hat im Auftrag des Basler Kantonsarztes bei der Abklärung von zehn Legionellose-Erkrankungsfällen bei Einwohnern aus dem Kanton Basel-Stadt zwischen Januar und Dezember 2020 insgesamt 46 Wasserproben auf Legionellen untersucht. 14 Proben im Umfeld von vier Erkrankten waren positiv. Zwei weitere Patientenisolate waren identisch mit 2017 analysierten Isolaten aus Kühltürmen. Dies deutet darauf hin, dass die Umwelt nebst dem privaten Umfeld eine wichtige Infektionsquelle bei Legionellosen darstellen kann.

Die Legionellose ist in der Schweiz eine meldepflichtige Krankheit. Bei Auftreten von Erkrankun-gen gilt es – insbesondere, wenn es sich um öffentlich zugängliche Gebäude bzw. Anlagen handelt oder solche, die von mehreren Nutzern gebraucht werden – die Ansteckungsquelle so schnell wie möglich ausfindig zu machen und entsprechende Massnahmen zu treffen, um weitere Infektionen möglichst zu vermeiden. Im Auftrag und unter Federführung des Kantonsärztlichen Dienstes Basel-Stadt führt das Kantonale Labororatorium im Rahmen der Abklärung von Legionellose-Fällen entsprechende Wasseranalysen durch. Dabei werden Wasserproben aus dem privaten Umfeld von gemeldeten erkrankten Personen erhoben. In einem zweiten Schritt werden weitere Proben aus dem Freizeitbereich und an der Arbeitsstelle erhoben.

Zur Eruierung möglicher Infektionsquellen wurden zuerst periphere Wasserentnahmestellen wie Duschen und Wasserhähne an Waschbecken beprobt. Daneben wurden im Rahmen von weiterführenden Untersuchungen zur Eruierung von Ursprung und Ausmass der Kontamination mit Legionellen die zentralen Trinkwassererwärmeranlagen der jeweiligen Liegenschaften beprobt.

Im Umfeld von sechs erkrankten Personen konnten keine L. pneumophila nachgewiesen und somit die Ansteckungsquelle nicht eruiert werden. In 14 Wasserproben aus dem Umfeld von vier erkrankten Personen konnte L. pneumophila nachgewiesen werden. Im Rahmen einer im September 2020 aufgetretenen Häufung von Erkrankungsfällen wurden mehrere Legionellen-Patientenisolate im Universitätsspital Basel molekularbiologisch typisiert. Dabei zeigten zwei Patientenisolate ein identisches Profil mit den Profilen von im Jahr 2017 bei zwei offenen Nasskühltürmen isolierten L. pneumophila-Stämmen. Aus diesem Grund wurden beide Kühltürme, die gemäss Betreiber nach Ergreifen von Sanierungsmassnahmen seit 2018 frei von Legionellen waren, einer Nachuntersuchung unterzogen. In beiden Kühltürmen wurden L. pneumophila-Stämme nachgewiesen, wobei die L. pneumophila Serogruppe 1-Stämme das gleiche molekularbiologische Profil aufwiesen wie die Legionellenisolate dieser zwei Patienten.

Die entsprechenden Betriebe beziehungsweise Liegenschaftsverwaltungen wurden durch den Kantonsärztlichen Dienst aufgefordert, geeignete Sanierungsmassnahmen zu ergreifen, um die Kontamination mit Legionella pneumophila schnellstmöglich unter den vom Bundesamt für Gesundheit empfohlenen Höchstwert zu senken und dort zu halten. Dabei haben die Verantwortlichen den Erfolg dieser Massnahmen mit weiteren Untersuchungen zu überprüfen.

Epidemiologische Abklärungen bei Legionellosen

Infobox

Legionellen sind Bakterien, die ihren Lebensraum im Wasser haben und weitverbreitet vorkom-men. Sie leben in natürlichen Gewässern (Süsswässern) wie Grundwasser, Oberflächenwasser, Quellwasser und Regenwasser, wo sie in geringer Konzentration nachgewiesen werden können. Daneben besiedeln sie aber auch jegliche Form von künstlichen wasserführenden Systemen wie verschiedene haustechnische Anlagen, in die sie mit der direkten Wasserzufuhr gelangen. Wenn Legionellen in Hausinstallationen auf günstige Bedingungen treffen (Wassertemperaturen von 25 °C bis 45 °C, genügend Nährstoffe, stehendes Wasser), kann es zu einer Vermehrung und Ver-breitung dieser Keime kommen. Bei Temperaturen ab 50°C wird ihr Wachstum gehemmt, bei Temperaturen über 60°C werden Legionellen abgetötet. Ideale Bedingungen für eine Vermehrung von Legionellen geben mit Wasser benetzte Oberflächen, zum Beispiel Rohre und Armaturen. Für ihre Vermehrung brauchen Legionellen nebst relativ hohen Eisenspiegeln andere Mikro-organismen, die ihnen Nährstoffe, zum Beispiel Aminosäuren, liefern, die im Wasser nicht frei verfügbar sind und die sie nicht selbst herstellen können. Hierzu dienen ihnen Einzeller wie Amö-ben, in welche die Legionellen eindringen und sich stark vermehren, bis die Amöbenzelle schliesslich platzt und Tausende von Legionellen freisetzt.

Eine Gesundheitsgefährdung besteht dann, wenn legionellenhaltiges Wasser als feinste Was-sertröpfchen, sogenanntes Aerosol, mit der Luft eingeatmet wird und somit die Bakterien in die Atemwege gelangen und die Lunge infizieren. Damit stellen sanitäre Einrichtungen, insbesondere Duschen, lüftungstechnische Anlagen (Klimaanlagen, Luftbefeuchter), Industrieanlagen (Kühltür-me) sowie Warmsprudelbecken eine potentielle Gefahr dar. Der Genuss von Wasser als Trink-wasser stellt kein Risiko dar. Ein erhöhtes Infektionsrisiko haben Personen mit ausgeprägter Ab-wehrschwäche, Ältere, Personen mit schweren Grunderkrankungen (zum Beispiel Lungen-, Herz- und Nierenerkrankungen, Diabetes, Leberzirrhose, Krebserkrankungen, entzündliches Rheuma) sowie starke Raucher. Männer über 50 erkranken häufiger als Frauen der gleichen Altersgruppe.

Es gibt zwei durch Legionellen hervorgerufene Krankheitsformen. Bei der milderen Verlaufsform handelt es sich um das Pontiac-Fieber, ein grippeähnliches Krankheitsbild ohne Beteiligung der Lungen mit Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche, bei dem in der Regel nach wenigen Tagen eine folgenlose Genesung eintritt. Daneben gibt es die Legionärskrankheit (Legi-onellose), eine schwerwiegende Lungenentzündung mit starkem Husten, Brustschmerzen, bis zu 40 °C Fieber. Typisch für eine Legionellose sind auch Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Dazu zählen Übelkeit und Durchfall. Einige an Legionärskrankheit erkrankte Personen entwickeln eine Gehirnentzündung (Enzephalitis), die  zu Verwirrtheit führen kann. Es sterben trotz Antibiotika-Behandlung rund 5 bis 10 Prozent der Erkrankten.

Von den über 60 verschiedenen Legionellenarten wurden 26 mit Erkrankungen beim Menschen in Zusammenhang gebracht. L. pneumophila Serogruppe 1 ist verantwortlich für 70-90 Prozent aller Legionellosefälle beim Menschen, bei denen ein Bakterienisolat gewonnen werden konnte.