Immer noch gentechnisch veränderter Raps im Rheinhafen nachweisbar
NewsDas Kantonale Laboratorium Basel-Stadt überwacht seit mehreren Jahren die unerwünschte Ausbreitung von gentechnisch veränderten Pflanzen in Gebieten mit Güterum-schlag von keimfähigem Material. Während die Population von gentechnisch verändertem Raps am Bahnhof St. Johann erfolgreich bekämpft werden konnte, finden sich im Basler Rheinhafen immer noch kleine Populationen.
Rapssamen besitzen eine sehr lange Keimfähigkeit und finden auf Ruderalflächen ideale Wachstumsbedingungen vor. Dies ist eine Grundvoraussetzung für das Entstehen der Rapspopulation sowohl beim Bahnhof St. Johann als auch im Hafen Kleinhüningen. Seit 2013 werden im Hafen Kleinhüningen und im Bahnhof St. Johann deshalb systematisch Probennahmen durchgeführt. Dabei wird ein definiertes Gebiet nach Rapspflanzen abgesucht und grundsätzlich alle gefundenen Rapspflanzen beprobt. Insgesamt wurden bisher mehr als 7900 Proben untersucht, knapp 6 Prozent davon waren positiv.
Im Hafen Kleinhüningen wurde 2013 eine Rapspopulation von über 5000 Pflanzen beobachtet. Von den beprobten rund 2300 Pflanzen waren 129 gentechnisch verändert. Während die Rapspopulation in den Folgejahren - gleich wie im Bahnhof St. Johann - stark zurückging, nahm die Zahl der gentechnisch veränderten Rapspflanzen nicht im gleichen Mass ab. Deren Anteil an der gesamten Rapspopulation im Hafen Kleinhüningen lag 2013 bei 2.4 Prozent und bewegte sich in den Folgejahren zwischen 0.4 Prozent (2014) und 7.6 Prozent (2020). Im Hafen Kleinhüningen wurden jeweils zwischen zwei und fünf verschiedene GV-Raps-Linien beobachtet. Die Glyphosat-resistente Linie GT73, die auch im Bahnhof St. Johann nachgewiesen wurde, war die häufigste Varietät. Daneben wuchsen häufig auch Glufosinat-resistente Sorten. Im Bahnhof St. Johann wurde 2013 eine maximale Populationsgrösse von 100 Rapspflanzen beprobt, welche zu 65 Prozent GV-Raps war. Die Anzahl Rapspflanzen und GV-Raps nahm in den Folgejahren stark ab und ist seit 2015 verschwunden.
Obwohl in den beobachteten Gebieten die gentechnisch veränderte Rapspopulation seit 2013 gleichermassen regelmässig bekämpft wurde, hat sie sich ganz unterschiedlich entwickelt. Die sehr begrenzte Population im Bahnhof St. Johann verschwand nach 2013 aufgrund der nachfolgenden regelmässigen Bekämpfung sehr rasch. Schon ab 2016 war dieses Gebiet frei von gentechnisch verändertem Raps. Im Bahnhof St. Johann findet seit der Stilllegung des damaligen Hafens St. Johann 2009 kein Güterumschlag von keimfähigem Material mehr statt. Im Unterschied dazu ist gentechnisch veränderter Raps im Hafen Kleinhüningen weiterhin auf dem gesamten Gebiet verbreitet. Der Grund dürfte insbesondere darin liegen, dass es – im Gegensatz zum Bahnhof St. Johann – durch Lieferungen von mit GV-Raps verunreinigtem Importweizen zu einem kontinuierlichen Neueintrag von Rapssamen in diesem Gebiet kommt.
Solange im Kantonsgebiet Güterumschlag von keimfähigem Material stattfindet, welches mit keimfähigen gentechnisch veränderten Rapssamen verunreinigt sein kann, werden die Selbstkontrollen und Bekämpfung durch die Betriebe sowie die Überwachungsmassnahmen durch das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt fortgesetzt.
Gentechnisch veränderter Raps / Kantonale Überwachung 2014-2020
Infobox
Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVP, auch „transgene Pflanzen“ genannt) ist in der Schweiz verboten. Dies gilt auch für einen versehentlichen Eintrag in die Umwelt. Studien weltweit haben gezeigt, dass sich transgene Pflanzen unbemerkt über ihr Anbaugebiet hinaus ausbreiten können. Meist wachsen sie entlang von Transportwegen der Samen in der Nähe des Anbaugebiets. Allerdings kann es auch bei der Ernte oder während der Verarbeitung zu einer Vermischung von konventionellen und transgenen Samen kommen, welche dann andernorts in die Umwelt gelangen. Routinemässig wird daher importiertes Saatgut durch den Bund auf eine Verunreinigung mit GVP der gleichen Art untersucht (d.h. Rapssaatgut wird auf GV-Raps untersucht). GVP können aber auch durch artfremde botanische Verunreinigungen eingeschleppt werden. Dies manifestierte sich in Basel im Hafen Kleinhüningen und am Bahnhof St. Johann ab 2012. In Basel findet zwar kein Umschlag von Raps statt, jedoch von Hartweizen, welcher in Kanada in Fruchtfolge mit GV-Raps angepflanzt wird.