Krisen erfordern Organisation
NewsDie Kantonale Krisenorganisation (KKO) ist das Stabs- und Führungsorgan des Kantons für den Bevölkerungsschutz. Sie sorgt für die Verhinderung und Minderung von Schäden an Menschen, Tieren, an der Umwelt und an Sachwerten infolge von Katastrophen und in Notlagen. Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 steht sie fast ununterbrochen im Einsatz. Doch was macht eigentlich die KKO?
Text: Lt Andreas Flück, Leiter Geschäftsstelle KKO und Dr. Flavio Häner, Projektleiter KKO
Am 29. Januar 2020 informierten das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt und das Universitätsspital Basel die Bevölkerung über ein neuartiges Coronavirus, welches in China ausgebrochen war. Gemäss den damaligen Einschätzungen rechneten Fachleute nicht mit einer Ausbreitung nach Europa oder gar einer Pandemie und bezeichneten das Ansteckungsrisiko mit Vorbehalt als klein. Einen Monat später traten die ersten Fälle in Italien auf. Am 26. Februar 2020 erfolgte auf Antrag des Kantonsarztes ein Aufgebot des Teilstabs «COVID-19» zu einem ersten Orientierungsrapport. Am 27. Februar wurde der erste positive Fall auf Kantonsgebiet bestätigt. Am selben Tag löste der Kantonale Krisenstab ein Aufgebot des Kernstabs für einen nächsten Rapport am 28. Februar 2020 um 16:00h aus. Es musste über die Durchführung der Fasnacht in der Folgewoche beraten werden. Am 28. Februar um 10:00h rief der Bundesrat die besondere Lage aus und erliess ein Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 1’000 Personen. In Basel-Stadt musste in der Folge die Fasnacht 2020, die am 2. März beginnen sollte, abgesagt werden. Doch dies war erst der Anfang, wie sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen würde. Vom 16. März bis 19. Juni 2020 befand sich die Schweiz in der ausserordentlichen Lage. Bis zum 1. April 2022 galt die besondere Lage. Trotz Rückkehr in die normale Lage blieben einzelne Elemente der KKO bis Anfang 2023 aktiv. Erst mit der Einstellung von regelmässigen Sitzungen Mitte Januar 2023 endete der über 1’000 Tage dauernde Einsatz der KKO im Rahmen der COVID-19-Pandemie.
Wie funktioniert die Krisenorganisation?
Als kantonale Führungsorganisation kommt die KKO dann zum Zug, wenn eine Gefahrensituation mit den vorhandenen Mitteln oder in den ordentlichen Verwaltungsstrukturen nicht mehr bewältigt werden kann. Die KKO gliedert sich in den Kantonalen Krisenstab mit neun Fachbereichen, denen wiederum 40 verschiedene Dienste untergeordnet sind. In der normalen Lage führt die oder der Gesamtverantwortliche. Im Einsatz untersteht sie einer Gesamteinsatzleitung, was in der Regel die Aufgabe des oder der Gesamtverantwortlichen ist. Neben dem Krisenstab bilden eine oder mehrere Schadenplatzorganisationen und eine Sammelplatzorganisation zusätzliche Einsatzelemente. In die KKO sind auch die Gemeindeführungsstäbe von Riehen und Bettingen eingebunden. Der Kantonale Krisenstab ist eine Milizorganisation. Die rund 150 Angehörigen stellen sich und ihre Kompetenzen nebenamtlich im Rahmen ihrer Anstellung oder in ihrer Freizeit zur Verfügung. Die einzigen Angehörigen der KKO, welche ihre Aufgaben vollamtlich wahrnehmen, sind die derzeit vier Mitarbeitenden der Geschäftsstelle KKO.
Die Geschäftsstelle KKO sorgt für die fachliche und administrative Betreuung, Ausbildung und Koordination der Milizorganisation. Dies umfasst zum einen die Organisation und Durchführung von Übungen, Kursen, Weiterbildungsangeboten und Rapporten. Zum anderen sorgt sie für die Erarbeitung von Gefährdungsanalysen und Risikobeurteilungen und koordiniert darauf aufbauend präventive und vorsorgliche Massnahmen. Im Rahmen der COVID-19-Pandemie bedeutete dies die Vor- und Nachbereitung von rund 150 Rapporten, die dazugehörige Führung von Pendenzen-, Beschluss- und Auftragslisten sowie die übergeordnete Koordination von Arbeitsgruppen, Task-Forces und Expertengremien. Als Schnittstelle zwischen den Diensten sorgt sie im Weiteren dafür, dass das Konzept «In Krisen Köpfe kennen» in der Praxis gelebt werden kann.
Nach der Krise ist vor der Krise
Ausgelöst durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 kam es zu rasch ansteigenden Zahlen an Schutz- und Asylsuchenden, und das Risiko einer Energiemangellage stieg rapide. Daneben halten klima- und umweltbedingte Gefahren wie Hochwasser, Trockenheit, aber auch Erdbeben die KKO auf Trab. Auch wenn sich die Mitglieder der KKO und die Geschäftsstelle an die Arbeit im Krisenmodus gewöhnt haben, gelangt die bisherige Struktur an ihre Grenzen. Derzeit laufen unter dem Dach der KKO mehrere Projekte, um den Kanton Basel-Stadt für die Bewältigung zukünftiger Krisen zu wappnen. Mit der laufenden Evaluation des Krisenmanagements während der COVID-19-Pandemie sowie einer umfassenden Revision der Gefährdungsanalyse schafft die Geschäftsstelle die Grundlagen für eine zielgerichtete Weiterentwicklung der KKO. Denn die nächste Krise kommt bestimmt – und die KKO sorgt dafür, dass sie nicht zur Katastrophe wird.