Weniger Äschen in Wiese und Birs
NewsUm den Fortpflanzungserfolg der Äschenpopulationen im Kanton Basel-Stadt zu überwachen, führt das Amt für Umwelt und Energie seit 2010 ein Äschenlarven-Monitoring durch. Nach teils erfreulich hohen Larvendichten in den Jahren 2010 bis 2018 wurden von 2020 bis 2023 deutlich weniger Larven beobachtet. Die Resultate des Monitorings deuten auf einen Rückgang der Äschenpopulationen in den letzten Jahren hin, der verschiedene Ursachen hat.
Die Äsche ist im Kanton Basel-Stadt eine charakteristische Fischart in Wiese und Birs. Sie ist sicher eine der schönsten, aber auch empfindlichsten einheimischen Fischarten. Europaweit sind ihre Bestände in den letzten Jahrzehnten wegen Verbauungen und Verschmutzungen der Gewässer zurückgegangen, und die Art wird heute als stark gefährdet eingestuft. Aufgrund ihrer hohen Ansprüche an den Lebensraum ist sie ein guter Indikator für den Zustand von Fliessgewässern. Sie benötigt sauerstoffreiches, kühles Wasser und gut durchströmtes Kiessubstrat zum Laichen. Die Äsche profitiert von naturnahen Gewässerstrukturen, die ihr in den verschiedenen Entwicklungsphasen den benötigten Lebensraum bieten. Sind die Bedingungen gut, erreicht sie schon im zweiten Lebensjahr die Geschlechtsreife und eine Länge von ca. 30 cm.
Der Bestand der adulten Äschen ist in grösseren Flüssen nur mit viel Aufwand nachzuweisen. Im Kanton Basel-Stadt werden die Populationen der stark gefährdeten Art daher indirekt durch eine Kartierung der frisch geschlüpften Äschenlarven überwacht. Bei der Kartierung wird der Uferbereich von 100 bis 300 m langen Abschnitten nach Äschenlarven abgesucht. Die Larven halten sich in diesem Stadium ganz nah an der Uferlinie auf und können gut beobachtet werden. Anhand der Dichte der Äschenlarven (gemessen in Anzahl Larven pro 100 m Uferlänge) können Aussagen über den aktuellen Fortpflanzungserfolg und in begrenztem Mass auch über die Bestandesstärke der ausgewachsenen Äschen gemacht werden.
Von 2010 bis 2018 wurden in Wiese und Birs teils grosse bis sehr grosse Dichten beobachtet (0 – 2’300 Larven pro 100 m). Die Kartierungen von 2020 bis 2023 ergaben jedoch nur kleine bis mittlere Dichten (0 - 150 Larven pro 100 m).
Der Fortpflanzungserfolg der Äschen wird stark von Naturereignissen (z.B. Hochwasser) beeinflusst und kann jährlich variieren. Dennoch deuten die Monitoring-Resultate der letzten Jahre auf einen deutlichen Rückgang der Äschenpopulationen hin.
Als Ursache werden verschiedene Faktoren vermutet. Da die Äschen an kühles Wasser unter 20 °C angepasst sind, bereiten ihnen die häufigeren Hitzesommer grosse Probleme. Die Tiere werden dadurch gestresst und verenden im schlimmsten Fall. Die Klimaveränderung führt auch zu einer Zunahme von Hochwasserereignissen im Winterhalbjahr. Da die Äschen von März bis April laichen, werden Eier und Fischbrut vermehrt durch Frühlings-Hochwasser geschädigt. Ebenso hat die Zahl der fischfressenden Vögel wie Gänsesäger und Kormorane in den letzten Jahren deutlich zugenommen, wodurch zusätzlicher Druck auf die Äschenpopulationen entstanden ist.
Für den Erhalt der Äschenpopulationen eignen sich v.a. Revitalisierungsmassnahmen. Durch Wiederherstellung von Niederwasserrinnen, tieferen Abschnitten und beschattender Vegetation kann die Gewässererwärmung minimiert werden. Mehr Versteckmöglichkeiten bieten den Fischen zudem bessere Chancen, sich vor jagenden Raubvögeln in Sicherheit zu bringen. Weiter wird mit dem Rückbau von Wanderhindernissen der genetische Austausch gefördert, was sich positiv auf die Fitness der Population auswirkt. Entsprechende Massnahmen sollen unter anderem im geplanten grossen Revitalisierungsprojekt «WieseVital» ab 2025 umgesetzt werden.
Die Resultate des Äschenlarven-Monitorings sind im folgenden Bericht zusammengefasst.