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Zustandsbericht Luft

Strassenlaternen und Überwachungskameras vor Herbstbaum.
© Kathrin Schulthess

Die Luftqualität hat sich verbessert. Dank zahlreicher Massnahmen konnte in den letzten 30 Jahren der Ausstoss von Luftschadstoffen, je nach Quellengruppe unterschiedlich stark reduziert werden.

Vom Menschen verursachte oder natürliche Luftschadstoffe sind Substanzen, die eine schädigende Auswirkung auf Mensch und Umwelt haben können. Zahlreiche Massnahmen haben den Ausstoss von Luftschadstoffen in den letzten 30 Jahren reduziert, je nach Schadstoff und Quellengruppe unterschiedlich stark. Die Luftqualität ist dadurch besser geworden. Die Luft ist aber immer noch in einem Mass belastet, dass gesundheitliche und ökologische Schäden hervorgerufen werden können. Insbesondere besteht bezüglich Stickoxiden (NOx), Feinstaub (PM2.5), Ozon (O3) sowie dem übermässigen Stickstoffeintrag durch Ammoniak (NH3) grosser Handlungsbedarf.

Zur Einhaltung der gesetzlich festgelegten Ziele (Immissionsgrenzwerte gemäss Luftreinhalte-Verordnung, Emissionsziele gemäss Luftreinhalteplanung) sind noch weitere Verbesserungen der Luftqualität notwendig. Diese müssen primär durch den konsequenten Einsatz des besten Standes der Technik erzielt werden.

Inhalte aktualisiert im Juli 2021.

Indikatoren

Ursachen

Vom Menschen verursachte Luftschadstoffe entstehen bei verschiedensten Tätigkeiten in Industrie und Gewerbe, Verkehr, Haushalten sowie in der Land- und Forstwirtschaft. Häufige und gesundheitsgefährdende Luftschadstoffe sind Ammoniak, Benzol, Feinstaub (PM10), Ozon, Russ und Stickoxide. Für diese sind in der nationalen Luftreinhalte-Verordnung (LRV) Grenzwerte verankert oder es gilt aufgrund ihrer Gefährlichkeit das Minimierungsgebot.

Hauptursache für die Belastung der Luft mit unterschiedlichen Schadstoffen ist der Verbrauch von Energie für Verkehr und Heizungen. Die Fahrleistung des privaten Personenverkehrs hat in der Schweiz weiter zugenommen: Im Jahr 2019 wurde vom privaten motorisierten Personenverkehr eine Fahrleistung von 62.0 Milliarden Fahrzeugkilometern erbracht (+ 31% seit 2000) [1]. Ausserdem stieg der Motorfahrzeugbestand zwischen 1995 und 2020 im Kanton Basel-Landschaft um rund 40 % auf gut 198‘000 Fahrzeuge an und im Kanton Basel-Stadt um 13 % auf rund 81‘000 Fahrzeuge.

Die durch technische Vorschriften erreichten und noch zu erwartenden erheblichen Emissionsreduktionen bei Fahrzeugen werden durch eine Ausweitung der Verkehrsleistung teilweise kompensiert. Ein Drittel aller Schweizer Haushalte verfügt heute über zwei oder mehr Autos [2]. Um die Emissionen aus dem motorisierten Strassenverkehr weiter zu senken, sind technische und organisatorische Massnahmen notwendig.

Beim Heizen entstehen durch Verbrennung von Energieträgern (Mineralölprodukte, Kohle, Erdgas, Holz etc.) Luftschadstoffe, welche die Luftqualität beeinträchtigen. Die Entwicklung des Heizenergieverbrauchs wird im Kapitel Energie beschrieben.

Die Produktion von Gütern kann ebenfalls zu Luftbelastungen führen. Industrielle und gewerbliche Produktionsprozesse sind oft mit dem Ausstoss von Luftschadstoffen wie flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) oder Feinstaub verbunden. Als Indikator für die Produktion von Gütern kann das Bruttoinlandprodukt dienen, welches sich im Zeitraum von 1980 bis 2018 in beiden Kantonen mehr als verdreifacht hat.

Die Landwirtschaft stellt in erster Linie im Bereich des Luftschadstoffs Ammoniak eine wichtige Emissionsquelle dar, wobei die Emissionen in der Schweiz weitgehend auf die Nutztierhaltung zurückzuführen sind. Rund 80 % der Ammoniak-Emission aus der Nutztierhaltung entstammen der Rindviehhaltung [3]. In der Region Basel war der Rindviehbestand bis zum Jahr 2000 leicht rückläufig und hält sich seither auf einem relativ konstanten Niveau von rund 26‘000 Tieren.

Belastungen

Luftschadstoffe werden aus Kaminen von Heizungen und Verbrennungsanlagen sowie Auspuffrohren von Fahrzeugen ausgestossen. Sie entstehen auch durch das Verdunsten von Chemikalien oder durch Abrieb und Aufwirbelung.

Schadstoffe werden von Luftströmungen transportiert und können sich während ihres Transports chemisch und physikalisch verändern. So entsteht Ozon (Sommersmog) aus den Vorläuferschadstoffen Stickoxide und flüchtigen organischen Verbindungen (VOC). Aus Ammoniak, VOC, Stickoxiden und Schwefeldioxid können sich «sekundäre» Feinstaub-Partikel bilden.

Der Ausstoss der meisten Schadstoffe ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Seit 1990 haben die Emissionen von Stickoxiden um über 65 % und diejenigen von flüchtigen organischen Verbindungen um rund 80 % abgenommen. Der Ausstoss von Feinstaub (PM10) ist im gleichen Zeitraum um rund 30 % zurückgegangen und derjenige von Ammoniak um rund 10 % [4]. Weitere Reduktionen sind bei allen Schadstoffen gemäss Luftreinhalteplan beider Basel 2016 für die nächsten Jahre vorgesehen. Dennoch braucht es einen zusätzlichen Rückgang des Schadstoffausstosses, um die lufthygienischen Ziele zu erreichen.

Zustand

Die Belastung der Luft wird in beiden Kantonen an verschiedenen Standorten gemessen [5]. Die Resultate werden anhand der Grenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung beurteilt. Bei den Grenzwerten wird unterschieden zwischen Jahresgrenzwerten, welche die Dauerbelastung anzeigen, und Tages- oder Stundengrenzwerten, welche die Spitzenbelastungen wiedergeben. Übermässige Luftbelastung besteht heute noch bei Stickstoffdioxid, Feinstaub PM2.5 und Ozon. Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid sowie Staubniederschlag sind heute grossräumig kein Problem mehr. Die Belastung der Luft ist geografisch unterschiedlich, je nach Schadstoff und Exposition zu den Emissionsquellen.

Bei der Luftbelastung durch Stickstoffdioxid bestehen grosse räumliche Unterschiede. Der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid liegt entlang von stark verkehrsbelasteten Strassen (städtische Strassenschluchten, Autobahnen) immer noch deutlich über dem Jahresgrenzwert. Hingegen werden an solchen Lagen keine Überschreitungen des Tagesgrenzwertes mehr registriert. Während die Grenzwerte der Fahrzeugemissionen von Dieselfahrzeugen über die Jahre verschärft wurden, zeigen Messungen im realen Fahrbetrieb, dass die zulässigen Emissionen um ein Vielfaches überschritten werden. Dafür ist der Diesel-Abgasskandal verantwortlich: Ohne Abgasmanipulation bei den Dieselfahrzeugen würde der Strassenverkehr deutlich weniger Stickoxide ausstossen. An weniger stark verkehrsexponierten Orten in Basel-Stadt wird der Jahresgrenzwert seit einigen Jahren eingehalten: in der Agglomeration Basel seit Ende der 90er Jahre. Im ländlichen Gebiet erreichen die Messwerte weniger als die Hälfte des Jahresgrenzwertes. Seit Beginn der Messungen wird überall ein deutlicher Rückgang der Belastung beobachtet.

Neben den bereits regulierten Feinstaubpartikeln mit einem Durchmesser bis 10 Mikrometer (=PM10) wurde für Partikel mit einem Durchmesser bis 2.5 Mikrometer in der LRV im 2018 ein neuer Grenzwert eingeführt. Seit Beginn der Messungen von Feinstaub (PM10) ist die Belastung zurückgegangen. Die Dauerbelastung liegt heute an allen Standorten unter dem Grenzwert. Überschreitungen des Tagesgrenzwertes sind vor allem meteorologisch bedingt und treten im Winter während kalten, austauscharmen Tagen auf. Dann sind alle Tallagen in der Agglomeration gleichermassen von Feinstaubbelastungen betroffen. Für Feinstaub PM2.5 wurde ein Jahresgrenzwert von 10 Mikrogramm pro Kubikmeter festgelegt. An verkehrsexponierten Lagen wird dieser deutlich überschritten, im restlichen städtischen Gebiet leicht und in der Agglomeration sowie an den ländlichen Standorten liegt er aktuell im Bereich des Grenzwertes.

Ozon entsteht bei starker Sonneneinstrahlung aus den Vorläuferschadstoffen Stickoxide und flüchtigen organischen Verbindungen (VOC). Die chemische Umwandlung erfolgt während des Transportes der Luft mit dem Wind. Deshalb ist die Ozonbelastung im ländlichen Gebiet und am Nachmittag am höchsten und das Ausmass der Ozonbelastung stark abhängig von der Sommerwitterung. Im Jahrhundert-Hitzesommer 2003 war die Häufigkeit der Überschreitung des Stundengrenzwertes für Ozon am höchsten. In den Jurahöhen und im ländlichen Gebiet ist seit Messbeginn ein Rückgang der Ozonbelastung festzustellen. Im Siedlungsgebiet ist sie gleichgeblieben. Die Ozonbelastung liegt im Sommer häufig grossräumig über den Grenzwerten.

Auswirkungen

Die Belastung der Luft mit Schadstoffen führt zu Erkrankungen des Herz-/Kreislaufsystems und der Atemwege. Die kurzfristigen Folgen starker Smog-Episoden auf die Gesundheit sind schon seit mehreren Jahrzehnten bekannt: Die Zahl der Spitaleintritte aufgrund von Herz- und Lungenkrankheiten verläuft parallel zur Veränderung der Schadstoffbelastung.

Längerfristig erhöhte Schadstoffbelastungen können die Anfälligkeit für Krankheiten erhöhen und die Lebenserwartung verkürzen. Davon sind zum Beispiel Anwohnerinnen und Anwohner von stark verkehrsbelasteten Strassen besonders betroffen. Eine gemeinsam mit dem Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) und dem Bund entwickelte interaktive Grafik [6] ermöglicht eine Übersicht über die kurz- und langfristigen Folgen der Luftverschmutzung.

Die aktuelle Luftschadstoffsituation verursacht beträchtliche Kosten, die von den Geschädigten getragen und den Verursachern nicht bezahlt werden. Schadstoffreduktionen haben direkte Kostensenkungen zur Folge. Die durch Luftverschmutzung verursachten Gesundheitskosten in der Region Basel betrugen 2015 rund 240 Millionen Franken.

Neben den Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat die Luftqualität auch einen Einfluss auf die natürlichen Ökosysteme. Infolge der übermässigen Ammoniak- und Stickoxidemissionen aus Landwirtschaft, Strassenverkehr, Feuerungen sowie Industrie und Gewerbe liegen die Stickstoffeinträge praktisch flächendeckend über der langfristig verkraftbaren ökologischen Belastungsgrenze.

Massnahmen

Durch die bisherigen Luftreinhalte-Massnahmen des Bundes und die Luftreinhaltepläne der Basler Kantone 1990 bis 2010 konnten die Luftschadstoffemissionen reduziert werden. Trotzdem werden in der Region Basel die Immissionsgrenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung für Feinstaub, Stickoxide und Ozon überschritten. Deshalb besteht nach wie vor bei allen Luftschadstoffen Handlungsbedarf.

Im Luftreinhalteplan beider Basel 2016 sind acht neue Massnahmen formuliert, welche zu einer weiteren Schadstoffreduktion beitragen werden [4]. Ohne weitere nationale und internationale Massnahmen reichen die kantonalen Massnahmen aber nicht aus um die Emissionsziele zu erreichen. Zur Einhaltung der Grenzwerte müssen die Jahresemissionen - schadstoffabhängig und bezogen auf 2016 - um 15 bis 25 Prozent vermindert werden. Der Handlungsspielraum der Kantone stösst hier an seine Grenzen. Kantonale Massnahmen alleine reichen nicht aus, um alle Luftqualitätsziele zu erreichen. Dazu braucht es zusätzliche Massnahmen in allen Bereichen auf nationaler wie auf internationaler Ebene.

Quellen

Weiterführende Informationen

Weiteres