Direkt zum Inhalt springen
Herausgeber/Éditeur/Editore/Publisher: Kanton Basel-Stadt
Logo Basel Landschaft

Breadcrumb-Navigation

Zustandsbericht Wald

Sonnendurchfluteter Wald mit Sonnenstrahlen.
© AdobeStock

Wälder laden zur Erholung ein, sind Lebensraum für Tiere und Pflanzen, schützen vor Naturgefahren und produzieren den nachwachsenden Rohstoff Holz. Gleichzeitig sind sie durch Stickstoffeinträge, Schadorganismen, Nutzungsdruck und den Klimawandel beeinträchtigt. Die verschiedenen Ansprüche an den Wald steigen, besonders in dicht besiedelten Regionen wie Basel.

Die Waldfläche der Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt beträgt rund 210 Quadratkilometer. In Basel-Landschaft sind 39% der Kantonsfläche bewaldet, in Basel-Stadt 12%. Wald ist somit ein wichtiges Element der Kulturlandschaft. Zudem hat er positive Auswirkungen auf das menschliche Wohlbefinden, den Schutz von Siedlungen, Strassen und Bahn, die Luftqualität, die Sauerstoffproduktion und die Qualität des Grund- und Trinkwassers. Der Wald hat überdies eine wichtige Funktion als Kohlenstoffspeicher und Klimaregulator sowie für die Biodiversität (Arten- und Lebensraumvielfalt).

Inhalte aktualisiert im Dezember 2022.

Indikatoren

Ursachen

Der  Verkehr belastet den Wald in der Region Basel mit Stickstoff und anderen Luftschadstoffen. Die Landwirtschaft trägt mit der Gülle-Ausbringung direkt zur Stickstoffproblematik bei (siehe Rindviehbestand). Die Schweizer Landwirtschaft gehört mit ihrer Nutztierdichte und dem Einsatz von Düngern im europaweiten Vergleich zu den Spitzenreitern bezüglich Ammoniakemissionen (Stickstoff).

Mit dem Klimawandel und den damit einhergehenden langsamen und kontinuierlichen Veränderungen nehmen extreme Wetterereignisse wie beispielsweise Trockenheit und Starkniederschläge zu.

Das Wachstum der Bevölkerung in der Region Basel erhöht den Druck auf den (Erholungs-)Raum Wald.

Belastungen

Der Wald steht durch den Eintrag von Luftschadstoffen und wegen des Klimawandels unter chronischem Stress und wird dadurch anfälliger für akute Ereignisse wie Trockenheit, Stürme, Krankheiten und Schädlinge (z.B. Borkenkäfer). Die Holzmenge, die aufgrund von biotischen (z.B. Eschentriebsterben, Borkenkäferbefall) oder abiotischen (z.B. Sturm, Nassschnee) Ereignissen genutzt werden muss, nennt man Zwangsnutzung. Sie ist ein Mass für die Mortalität der Bäume und damit die Belastung des Waldes. Die Zunahme der abiotischen Schäden seit 2018 ist beispielsweise auf mehrere Stürme wie Burglind oder Folgeschäden der Sommertrockenheit 2018 zurückzuführen. Die durch abiotische Schäden gestressten Waldbestände sind auch anfälliger für biotische Schäden durch Pilze, Insekten und Viren. So hat beispielsweise die Russrindenkrankheit an Ahornen als Folge der Trockenheit sehr stark zugenommen. 

Auf den meisten Waldflächen ist der Stickstoffeintrag aus der Luft zu hoch. Gelangt übermässig viel Stickstoff in den Waldboden, reagiern die Bäume vorerst mit verstärktem Wachstum. Das führt allerdings zu einer unausgewogenen Ernährung, da andere wichtige Nährstoffe nicht im gleichen Mass aufgenommen werden. Stickstoff setzt aber auch den Wurzelpilzen (Mykorrhiza) zu. Durch die Schädigung dieser Pilze wird die Aufnahme wichtiger Nährstoffe vermindert, in erster Linie von Phosphor und das Baumwachstum gerät ins Stocken [1]. Stickstoff führt zudem zu einer Bodenversauerung, was die Wurzelbildung beeinträchtigt. Sie verlagert sich in den Oberboden, was die Bäume empfindlicher für Trockenstress und anfälliger für Windwurf macht [2]. Im Sommer greift zusätzlich hochkonzentriertes Ozon die Blattzellen an. Ozonbelastete Bäume können in ihren Blättern zwar viel Zucker und Stärke aufbauen, doch deren Verfrachtung in die Wurzeln ist stark gehemmt. So fehlt im Frühling die Kraft für das Wurzelwachstum.

Auch gebietsfremde invasive Neophyten gefährden den Wald. Durch den stetig zunehmenden und insbesondere durch den transkontinentalen Handel werden unsere Ökosysteme mit neuen Organismen konfrontiert. Seit Herbst 2011 wurde in der Schweiz beispielsweise der Asiatische Laubholzbockkäfer mehrmals nachgewiesen, auch in der Region Basel. Die eingeschleppte Art zerstört Laubhölzer und gilt als besonders gefährlicher Schädling.

Höhere Temperaturen und vor allem weniger Niederschläge im Sommerhalbjahr haben direkte Auswirkungen auf die Wälder. Einerseits wachsen künftig vermehrt Baumarten, die mit weniger Wasser und höheren Temperaturen auskommen. Andererseits erhöht sich insbesondere in bereits heute trockenen Regionen die Waldbrandgefahr. Anhaltende Feuerverbotszeiten wie im Sommer 2018 können die Folge sein.

Eine intensive Erholungsnutzung in Agglomerationsräumen und in Tourismusgebieten kann Auswirkungen auf die Waldverjüngung haben und damit auf die Waldentwicklung. Die Erholungsnutzung kann auch das Verhalten des Wildes beeinträchtigen. Örtlich kann der Erholungsdruck so stark sein, dass die natürliche Waldverjüngung gefährdet ist. Zudem wird das Wild durch Freizeitaktivitäten in entlegene Waldgebiete verdrängt, wo es durch den Verbiss der jungen Bäumchen den Fortbestand eines vielfältigen Waldes erschwert.

Wie stark der Nutzungsdruck auf den Wald ist, zeigt sich anhand von Rodungsgesuchen und Veranstaltungsbewilligungen. Bei den Rodungen geht es um die Quantität des Waldes, bei den Veranstaltungen um die Qualität.

Zustand

Die Waldfläche ist gesetzlich geschützt und bleibt in den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt mehr oder weniger gleich. An unzugänglichen Stellen breitet sich der Wald aus, Kulturland wächst zu. Rodungen sind in der Schweiz grundsätzlich verboten; es können jedoch Ausnahmebewilligungen erteilt werden. Dafür müssen wichtige Gründe vorliegen, die das Interesse an der Walderhaltung überwiegen, zum Beispiel Strassen- und Eisenbahnbau, Deponien und Abbauvorhaben. Wird eine Rodung bewilligt, muss die gerodete Fläche durch Ersatzaufforstungen ersetzt oder es müssen ökologische Ersatzmassnahmen getroffen werden.

In der Region Basel wird eine nachhaltige Holznutzung angestrebt, bei der so viel Holz geerntet wird, wie nachwächst. Um die seit Jahrzehnten hohen Vorräte in den regionalen Wäldern abzubauen, darf auch etwas mehr Holz geerntet werden, als nachwächst. Dies ist in den letzten Jahren immer besser gelungen. Um vitale, stabile und artenreiche Wälder zu haben, ist eine vermehrte Holznutzung sinnvoll. Denn wo Bäume geerntet werden, gibt es Platz und Licht für Neues. Mit der Ausschöpfung des Holzzuwachses in den Wäldern kann zudem der «ökologische Fussabdruck» [3] verringert werden. Jede Minute wächst in den Wäldern der beiden Kantone so viel Holz nach, wie ein Würfel von 70 Zentimeter Kantenlänge beinhaltet.

Der Wald ist für die Artenvielfalt von grösster Bedeutung. Fast die Hälfte der in der Schweiz vorkommenden 20'000 Tier- und Pflanzenarten ist auf ihn angewiesen. Um die Stabilität und Biodiversität unserer Wälder zu fördern, sind gezielte Eingriffe mittels Durchforstungen und zur Waldverjüngung notwendig. Eine ausgewogene und naturnahe Baumartenverteilung macht den Wald für den Klimawandel fit und wirkt sich positiv auf die Arten- und Lebensraumvielfalt in unseren Wäldern aus. Mit der Pflege von Waldnaturschutzgebieten und der Förderung von Totholz in den Wäldern der Region kann der Biotopwert (Indikator für die ökologische Qualität der Wälder) gesteigert werden. Die Bemühungen der letzten Jahre machen sich bemerkbar und der Anteil Wälder mit einem hohen Biotopwert hat zugenommen.

Wissenschaftliche Waldbeobachtungen über einen Zeitraum von über 30 Jahren zeigen, dass sich die Nährstoffversorgung der Bäume verschlechtert. Die Bäume sind dadurch gestresst. Das macht sie anfälliger für Krankheiten und meteorologische Extremereignisse. [2]

Auswirkungen

Der nachwachsende Rohstoff Holz wird in der Region zu verschiedenen Zwecken genutzt: Das Stammholz als wertvollstes Holz wird beispielsweise für Dachstöcke, Fenster und im Möbelbau eingesetzt, Industrieholz für Spanplatten und zur Papierherstellung und das Energieholz wird meist in gehackter Form für die Wärmeerzeugung verwendet (Holzernte nach Sortimenten). Mehr als die Hälfte des in der Region geernteten Holzes wird als Energieholz genutzt. Neben vielen kleineren Gemeindeanlagen sind die zwei Holzheizkraftwerke Basel die grössten Energieholz-Abnehmer. Die Nutzung des hochwertigen Stammholzes bleibt seit Jahren etwa gleich. Die Menge an Industrieholz ist in der Tendenz abnehmend. 

Die Preise für Holz sind vom Weltmarkt beeinflusst, nicht aber die Löhne der Forstarbeitenden. Ob die regionale Waldwirtschaft vom Holzbauboom profitieren kann, wird sich weisen. Denn oft wird Holz – meist schon vorfabriziert – aus dem Ausland importiert. Doch wer einheimisches Holz nutzt, stärkt die regionale Wertschöpfung und bewahrt Wälder in Ländern ohne nachhaltige Holznutzung vor der Abholzung.

Wald- und Holzwirtschaft sind im ländlichen Raum wichtige Arbeitgeber. In den Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt arbeiten rund 220 Personen in der Waldwirtschaft. Zudem beschäftigt das holzverarbeitende Gewerbe (Schreinereien, Holzbau etc.) in den beiden Kantonen über 1000 Personen [4].

Grundsätzlich ist das Düngen von Wäldern verboten. Über die Luft gelangen jedoch unerwünschte Nährstoffe in Form von Stickstoff in den Wald. Diese Nährstoffeinträge führen dazu, dass die Bäume schneller in die Höhe wachsen, ohne dass sich das Wurzelwerk entsprechend ausbildet. Dies reduziert die Stabilität der Wälder. Die Belastung durch Ozon führt zu Blatt- und Nadelschäden im Wald. Im Extremfall können belastete Wälder ihre Funktion als Filter für das Grundwasser nur noch ungenügend erfüllen.

Der Klimawandel wirkt sich auf die Wälder als Ökosysteme und auf das Wachstum der einzelnen Baumarten aus: Die Waldgesellschaften verändern sich, die Waldgrenze verschiebt sich in höhere Lagen, die Wachstumszeit wird länger. Zwar können sich Wälder und Baumarten über Generationen an veränderte Bedingungen anpassen, diese Fähigkeit gerät aber durch die Geschwindigkeit, mit der der Klimawandel voranschreitet, stark unter Druck [5].

Waldflächen binden CO2 aus der Atmosphäre, was dem Treibhauseffekt entgegenwirkt. Wälder sind Senken für Kohlenstoff.

Massnahmen

Die Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt fördern die Biodiversität, indem sie beispielsweise Waldreservate ausscheiden oder Waldränder aufwerten. Waldränder sind ein wichtiges Vernetzungselement von Wald und Kulturland und Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Mit der Förderung der Jungwaldpflege kann die Baumartenzusammensetzung und somit die Wahl von zukunftsfähigen Baumarten gesteuert werden. Dies ist eine Massnahme, um die Wälder von heute für die Klimabedingungen von morgen fit zu machen. Da die Zukunft ungewiss ist, werden in den Wäldern möglichst viele verschiedene Baumarten gefördert.

Der Bund möchte, dass das nachhaltig nutzbare Potenzial an Holz ausgeschöpft wird. Mit dem Aktionsplan Holz wird die Ressourcenpolitik Holz des Bundes umgesetzt. Seit 2009 initiiert und unterstützt der Aktionsplan Projekte, die sich mit dem Rohstoff Holz und seiner Verwertung auseinandersetzen. Aktuell läuft die vierte Phase bis 2026, jährlich stehen 3 Millionen Franken für Projekte zur Verfügung. Auch die Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt setzen sich für eine stärkere Nutzung des regionalen Holzes ein.

Die wichtigste flächenmässige Schutzmassnahme für den Wald ist das gesetzlich festgeschriebene Rodungsverbot.

Durch die Zertifizierung wird eine umweltgerechte, sozialverträgliche und wirtschaftlich tragbare Waldwirtschaft dokumentiert. Die beiden in der Schweiz verwendeten Zertifizierungssysteme FSC und PEFC basieren auf denselben vom Bund entwickelten Standards. Gemäss «Jahrbuch Wald und Holz», das vom Bundesamt für Umwelt jährlich publiziert wird, sind rund 9% der Waldfläche im Kanton Basel-Stadt und 75% der Waldfläche im Kanton Basel-Landschaft – vorwiegend von öffentlichen Waldeigentümern - zertifiziert.

Quellen

Weiterführende Informationen

Weiteres