Zustandsbericht Energie
Gewinnung, Transport, Umwandlung und Nutzung von Energie sind mit vielen Auswirkungen auf die Umwelt verbunden, so zum Beispiel mit Eingriffen in Gewässer und Landschaften, mit dem Ausstoss von Treibhausgasen (insbesondere Kohlendioxid) und Luftschadstoffen. Treibhausgase erwärmen das Klima.
Klima- und Umweltschutzpolitik zielen darauf ab, derartige unterwünschte energiebedingte Auswirkungen auf die Umwelt möglichst weitgehend zu vermindern. Die Energiepolitik bezweckt ebenfalls eine Reduktion der Treibhausgasemissionen; darüber hinaus soll sie auch eine ausreichende, breit gefächerte, sichere und kostengünstige Energieversorgung in der Schweiz sicherstellen. Mit der Energiestrategie 2050 des Bundes soll das Energiesystem der Schweiz in den nächsten Jahrzehnten sukzessive zu einem nachhaltigen Energiesystem umgebaut werden.
Die Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt unterstützen die Energiestrategie 2050 des Bundes ausdrücklich. Die kantonalen Energiegesetze in den beiden Basel verfolgen dieselben Stossrichtungen.
Inhalte aktualisiert im Dezember 2022.
Indikatoren
Ursachen
Das Ausmass der Belastungen der Umwelt, welche mit Gewinnung, Transport, Umwandlung und Nutzung von Energie einhergehen, hängt u.a. davon ab, wie viel Energie verbraucht wird. Der Energieverbrauch wiederum wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst.
Der Energieverbrauch für die Erzeugung von Raumwärme und Kühlung hängt beispielsweise nicht nur von der Witterung, der Bevölkerung und vom Verhalten des Nutzenden ab, sondern auch davon, wie gut ein Gebäude gedämmt ist, wie energieeffizient die eingesetzten Wärme- und Kälteerzeuger sind und wie gross die Wohnfläche pro Person ist. Die Bevölkerung hat im Kanton Basel-Landschaft in den letzten Jahren stetig zugenommen, im Kanton Basel-Stadt steigt sie - nach einer leichten Abnahme um die Jahrtausendwende - jüngst ebenfalls wieder leicht an. Die Wohnfläche pro Person hat im Kanton Basel-Stadt in den letzten Jahren leicht abgenommen und liegt signifikant unter dem schweizerischen Mittelwert. Im Kanton Basel-Landschaft liegt die Wohnfläche pro Person leicht über dem schweizerischen Mittelwert. Der Einfluss der Witterung lässt sich mit der Anzahl der sogenannten Heizgradtage beschreiben. Die Anzahl der Heizgradtage und damit der Heizwärmebedarf hat in der Region aufgrund der Klimaerwärmung und der mit ihr in der Tendenz zunehmenden Jahresmitteltemperaturen in den letzten Jahren signifikant abgenommen, mit witterungsbedingten Schwankungen von Jahr zu Jahr.
Die Energiepreise beeinflussen den Raumwärmekonsum ebenfalls, jedoch nicht so sehr direkt als vielmehr indirekt. So verzichten Bewohner üblicherweise nicht auf eine behagliche Raumtemperatur, auch wenn die Brennstoffpreise ansteigen. Die Preiselastizität des Raumwärmekonsums ist demnach gering. Steigende Energiepreise können sich aber indirekt doch auf den Raumwärmekonsum auswirken, weil Energiespar- und Energieeffizienzmassnahmen in solchen Phasen wirtschaftlich attraktiver sind, eher umgesetzt werden und den Raumwärmekonsum entsprechend reduzieren. Verändert sich das Verhältnis der Preise für die verschiedenen Energieträger zueinander, kann das mitsamt den Investitionskosten ausserdem die Wahl des Heizsystems beeinflussen. In der Schweiz haben die Energiepreise seit Ende der 90er-Jahre in der Tendenz deutlich zugenommen. Die grösste Zunahme und die grössten Schwankungen sind bei den fossilen Energieträgern zu verzeichnen. Insbesondere der Preis für Heizöl zeigt starke Schwankungen mit zwischenzeitlichen Höchstwerten im 2008 sowie zwischen 2011 und 2013. Deutlich stetiger und insgesamt moderater ist die Zunahme bei Brennholz und Fernwärme.
Die Produktion von Gütern und Dienstleistungen erfordert den Einsatz von Ressourcen und Energie. Ein Mass für die volkswirtschaftliche Leistung ist das Bruttoinlandprodukt (BIP). Das BIP ist seit 1980 in beiden Kantonen deutlich angestiegen, allerdings auf unterschiedlichem Niveau. Die Verlagerung von energieintensiven Betrieben, neue Technologien und Veränderungen im Konsumverhalten (z. B. mehrere Fahrzeuge pro Haushalt anstelle von einem) wirken sich ebenfalls auf den Energieverbrauch aus. Hierzu liegen für die beiden Basel indes keine Indikatoren vor, die mit vertretbarem Aufwand regelmässig aktualisiert werden könnten.
Der Energieverbrauch des motorisierten Individualverkehrs hängt u.a. vom Mobilitätsverhalten der Bevölkerung (gesamte zurückgelegte Distanz, sog. Fahrleistung), den Belegungszahlen (Anzahl Personen pro Fahrzeug), von Energieeffizienz, Gewicht und Antriebssystem der zum Einsatz kommenden Fahrzeuge und nicht zuletzt vom Motorfahrzeugbestand und dem Motorisierungsgrad ab. Der Motorfahrzeugbestand hat in den beiden Basel über die letzten Jahre kontinuierlich zugenommen, in Basel-Stadt leicht, in Basel-Landschaft deutlich. Der Motorisierungsgrad liegt in Basel-Stadt derzeit bei 307 Personenwagen pro 1000 Einwohner, im Kanton Basel-Landschaft aufgrund der ländlicheren Struktur bei 517 Personenwagen pro 1000 Einwohner.
Belastungen
Die Belastungen, die mit den energiebedingten Emissionen von Treibhausgasen bzw. Kohlendioxid (CO2) einhergehen sind, im Kapitel Klima beschrieben, die Belastungen, die mit energiebedingten Emissionen von Luftschadstoffen (Feinstaub-Emissionen, Stickoxid-Emissionen etc.) verbunden sind, im Kapitel Luft.
Zustand
Der von der Energie beeinflusste Zustand der Umwelt ist im Kapitel Klima sowie im Kapitel Luft beschrieben.
Der Zustand des Energiesystems an sich lässt sich über den Gesamtenergieverbrauch (sogenannter Bruttoenergieverbrauch) und über den Anteil der einzelnen Energieträger am Gesamtenergieverbrauch beschreiben. Der Bruttoenergieverbrauch hat in den letzten Jahren in beiden Basel markant abgenommen, trotz Bevölkerungszunahme und höherem Bruttoinlandprodukt (BIP). Das zeigt sich auch in der Grafik zur Energieeffizienz. Der Energieverbrauch pro Einwohner hat in beiden Basel seit der Jahrtausendwende deutlich abgenommen. Gleichzeitig hat das erzielte Bruttoinlandprodukt pro eingesetzte Energie seit 1990 deutlich zugenommen, in Basel-Stadt noch stärker als in Basel-Landschaft. Zur Frage, in wie weit die Verlagerung von energieintensiven Betrieben an Standorte ausserhalb der Kantone dazu beigetragen haben, liegen für die beiden Basel keine Daten vor, die mit vertretbarem Aufwand regelmässig aktualisiert werden könnten.
Der Endenergieverbrauch (ohne Mobilität) ist mit Blick auf die mit dem heutigen Energieträgermix verbundenen Treibhausgasemissionen und mit Blick auf die beschränkten nachhaltig nutzbaren Potenziale der erneuerbaren Energien in den beiden Kantonen Basel-Landschaft und Basel-Stadt noch immer zu hoch.
Der Anteil der einzelnen Energieträger am Gesamtenergieverbrauch hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Der Verbrauch an Heizöl hat seit 1990 markant abgenommen. Der Gasverbrauch hat infolge einer Verlagerung vom Heizöl zu Gas lange zugenommen, ist nach einem Höhepunkt um das Jahr 2002 inzwischen aber ebenfalls rückläufig. Der Stromverbrauch nahm in beiden Basel über viele Jahre konstant zu. In Basel-Stadt ist er seit 2010 leicht rückläufig, in Basel-Landschaft seit 2012. Dieselbe Tendenz zeigt sich beim Stromverbrauch pro Einwohner. Der Verbrauch von Treibstoffen verzeichnete bis zum Jahr 2000 noch einen starken Anstieg. Im vergangenen Jahrzehnt stabilisierte er sich in Baselland, in Basel-Stadt sank er. Der Wärmeenergieverbrauch ist in beiden Basel leicht rückläufig. Der Anteil der erneuerbaren Energien nimmt in beiden Basel seit Jahren kontinuierlich zu. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien sinkt die Abhängigkeit von importierter Energie. Dazu tragen hauptsächlich Strom aus Wasserkraft, Sonne und Wärmekraftkopplungsanlagen sowie die Nutzung von Biomasse wie Holz und Umweltwärme (Wärmepumpen) bei.
Auswirkungen
Der energiebedingte Ausstoss von Treibhausgasen gilt als einer der wichtigsten Gründe für die Zunahme der Jahresmitteltemperaturen beziehungsweise für den Klimawandel. Dieser zeigt sich in der Region Basel beispielsweise am immer früheren Beginn der Kirschblüte. Diese tritt heute zehn Tage früher ein als noch vor 60 Jahren. Weitere Auswirkungen des Klimawandels, wie zum Beispiel die Veränderung des Wasserhaushalts, sind im Kapitel Klima beschrieben.
Der energiebedingte Ausstoss von Luftschadstoffen beeinträchtigt die Luftqualität. Gemäss einer Schätzung liegen die durch Luftverschmutzung verursachten Gesundheitskosten in der Region Basel in der Grössenordnung von über 240 Millionen Franken. Diese Kosten werden nicht von den Verursachern, sondern von den Geschädigten getragen. Gelingt es, den Schadstoffausstoss und die Luftbelastung dank einer schadstoffarmen Energienutzung zu reduzieren, trägt dies direkt zur Senkung der Gesundheitskosten bei.
Massnahmen
Mit der Energiestrategie 2050 des Bundes soll das Energiesystem der Schweiz in den nächsten Jahrzehnten sukzessive zu einem nachhaltigen Energiesystem umgebaut werden [1]. Das Schweizer Stimmvolk hat am 21. Mai 2017 dem entsprechend revidierten Energiegesetz zugestimmt. Es dient dazu, den Energieverbrauch zu senken, die Energieeffizienz zu erhöhen und erneuerbare Energien zu fördern. Zudem wird der Bau neuer Kernkraftwerke verboten.
Die Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt unterstützen die Energiestrategie 2050 des Bundes ausdrücklich. Die kantonalen Energiegesetze in den beiden Basel verfolgen dieselben Stossrichtungen.
Die Kantone sind aufgrund der in der Bundesverfassung beschriebenen Kompetenzverteilung hauptsächlich für den Gebäudebereich zuständig. Dabei setzen sie im Wesentlichen auf den Erlass von Vorschriften im Gebäudeenergiebereich, den Vollzug dieser Vorschriften im Baubewilligungsverfahren sowie die finanzielle Förderung von Wärmeerzeugern auf der Basis erneuerbarer Energien, von Verbesserungen der thermischen Gebäudehüllen und von zukunftsweisenden Gebäudeenergiestandards. In beiden Kantonen können sich Ratsuchende zudem an die öffentlichen Energieberatungen wenden. In Basel-Stadt ist dafür das Amt für Umwelt und Energie zuständig, in Basel-Landschaft im Auftrag von Kanton und Gemeinden die Energiedienstleister EBL, Primeo Energie und BKW. Darüber hinaus bieten die beiden Kantone verschiedene Aus- und Weiterbildungen im Energiebereich an und beraten die Gemeinden in Energiefragen.
Der spezifische Heizwärmebedarf der seit dem Jahr 2010 bewilligten Neubauten beträgt im Durchschnitt zwischen 21 und 32 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Diese Werte liegen weit unter jenen vor Inkrafttreten der Energiegesetze (rund 180 kWh pro Quadratmeter und Jahr). Der Baselbieter Zielwert von 20 kWh pro Quadratmeter und Jahr wird noch nicht erreicht. Jährlich werden rund 800 Baueingaben für Neubauten in Basel-Landschaft [2] respektive 50 in Basel-Stadt [3] bewilligt.
Bauten im Standard Minergie-P oder Minergie-A unterschreiten die gesetzlich geforderten Werte deutlich und haben deshalb Vorbildcharakter. Ihr Anteil wächst seit ca. 2009 an, auch dank namhafter Förderbeiträge, welche die beiden Kantone an derartige Vorhaben entrichten.
Zu den neuen erneuerbaren Energieträgern zählen Solar- und Windenergie, Umweltwärme und Energie aus Biomasse. Sie werden nach wie vor kontinuierlich ausgebaut. Ihr Anteil hat sich seit 1990 stetig erhöht. Der markante Anstieg seit 2010 im Kanton Basel-Landschaft ist unter anderem auf die vermehrte Nutzung von Umweltwärme durch Wärmepumpen zurückzuführen und auch mit dem Zubau von Photovoltaikanlagen.
Wird der Strom aus Wasserkraft von ausserhalb der Kantonsgrenzen dazugezählt, hat der Anteil der erneuerbaren Energie am Gesamtverbrauch zugenommen. Dazu haben neben der Energiepreisentwicklung insbesondere zwei Massnahmen beigetragen: Einerseits die Förderung von Anlagen, die auf erneuerbarer Energie basieren. Andererseits die gesetzliche Anforderung, dass mindestens 50 % des Warmwasserbedarfs durch erneuerbare Energie gedeckt werden müssen. In Basel-Stadt wirkt sich die Vorschrift des erneuerbaren Ersatzes von fossilen Heizsystemen aus.
Die Wirkung der Klima- und Energiepolitik von Bund, Kantonen und Gemeinden lässt sich unter anderem darin ablesen, dass der Energieverbrauch in beiden Basel trotz Bevölkerungszunahme und steigender Wirtschaftsleistung seit mehreren Jahren sinkt, der Anteil der fossilen Energieträger ab- und der Anteil der erneuerbaren Energien zunimmt. Damit die klima- und energiepolitischen Zielsetzungen erreicht werden können, sind weitere Anstrengungen nötig.