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«Ohne Zweifel – das war die Stimme meiner Tochter…»

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Längst sind es nicht nur ältere Menschen, die auf Schockanrufe hereinfallen. Zu perfide sind die Maschen, zu erschütternd die immer neuen Geschichten. Doch so sehr die anrufende Person Druck aufsetzt, sich Zeit zu nehmen und kurz innezuhalten lohnt sich. Die Polizei holt nie Bargeld oder Wertsachen ab. Grundsätzlich gilt: Schock + Geld = Betrug.

Ältere Frau telefoniert an einem Fenster.
© Kantonspolizei Basel-Stadt

Text: Brigitte Vogel, Leiterin Unternehmenskommunikation Kantonspolizei Basel-Stadt

Wahrscheinlich ist dieser Artikel bei seinem Erscheinen schon überholt. Selbst die Polizei erfährt von den neusten Tricks und aktuellen Betrugsmaschen oft erst durch Betroffene. Ein Thema macht dieser Tage gerade Schlagzeilen: Angerufene werden aufgefordert, eine Ziffer zu wählen, um weitergeleitet zu werden. Wohin? Wir wissen es nicht. Doch der Anruf könnte kostenpflichtig werden, und somit fliesst schon Geld ab den ersten Minuten der Kontaktaufnahme. So oder so lässt sich festhalten: Weder die Kantonspolizei noch die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt fordern jemanden auf, bei einem Anruf eine Ziffer zu wählen, um weitergeleitet zu werden. Sie bitten auch nie jemanden, Geld, Schmuck oder andere Wertgegenstände auszuhändigen.

Bewährte Masche auf neuen Kanälen

Doch Betrüger nutzen nicht nur Telefonanrufe zur Täuschung, sondern setzen zunehmend auch auf Messenger- und SMS-Dienste. Diese Methode ermöglicht es ihnen, auch jüngere Personen zu erreichen. Die Nachricht beginnt oft mit «Hallo Mama» oder «Hallo Papa». Die Betrüger behaupten dann, das Handy des Kindes sei verloren gegangen oder kaputt, weswegen sie von einer neuen Nummer schreiben würden. Reagiert das Opfer auf die Nachricht, folgen erfundene Geschichten, die darauf abzielen, dass dringend Geld benötigt werde. Aus Erfahrung wissen wir, dass solche Betrugsversuche oft der Auftakt zu weiteren Forderungen sind. Oder es ist eine Möglichkeit,
an sensible Bankdaten oder Logins zu kommen.

Wer ruft an?

Wer tatsächlich anruft, weiss man natürlich nicht, aber die Rollen, welche die Betrüger spielen, sind sehr verschieden: Mal meldet sich ein «Chefarzt», der den verunfallten Sohn des Opfers operieren müsse und dafür eine Vorauszahlung benötige; mal ist es ein «Anwalt», der die Tochter mit einer bestimmten Geldsumme aus der Untersuchungshaft holen möchte, denn diese habe ein Kind überfahren. Und manchmal
sind es sogar «Polizisten», die vor Einbrechern in Ihrer Nähe warnen und deshalb persönlich vorbeikommen wollen, um Geld und Wertsachen «in Sicherheit zu bringen». In allen diesen Fällen nutzen die Betrüger die «Autorität», die den genannten Berufsgruppen allgemein zugeschrieben wird, zur Einschüchterung ihrer Opfer.

In anderen Fällen geben sich die Betrüger auch direkt als die betroffenen Familienmitglieder aus, also etwa als Enkel, Söhne oder Töchter. In der vorgespielten Aufregung (sie befinden sich ja angeblich in einer akuten Notlage!) können Eltern und Grosseltern – die keinen Grund sehen, an der Echtheit des Anrufs zu zweifeln – die Stimmen der Anrufenden nicht von den echten Stimmen ihrer Kinder und Enkelunterscheiden.

Einfach aufhängen ist nicht unhöflich

Einfach aufhängen ist nicht unhöflich, sondern klug. Sollte es wirklich ein gut gemeinter Anruf gewesen sein, versucht es der oder die anrufende Person erneut und hat für die Vorsicht bestimmt Verständnis. Sie aber gewinnen einen Moment zum Durchatmen und Überlegen. Nach dem Beenden des Anrufs können Sie versuchen, den angeblichen Verwandten direkt zu kontaktieren oder Ihre Bank anzurufen. Sollte sich der Verdacht eines Betrugs erhärten, zögern Sie nicht, die Polizei unter der Nummer 117 zu informieren.

Wie erkenne ich, ob ein Anruf echt ist oder ein betrügerischer Schockanruf?

Eben nicht an der Stimme des oder der Anrufenden! Und auch nicht an irgendwelchen persönlichen Informationen, über die er oder sie verfügt und die nur innerhalb des engsten Kreises bekannt sein sollten. Solche Informationen sind in unserer Social-Media-Welt auch für Aussenstehende leicht zu beschaffen. Deshalb ist es völlig egal, wer anruft. Inzwischen wird das Problem des Telefonbetrugs noch zusätzlich verschärft durch die sogenannte Künstliche Intelligenz (KI), die es ermöglicht, bekannte Stimmen täuschend echt nachzuahmen. Der kleinste gemeinsame Nenner, an dem Sie einen Schockanruf erkennen, ist also die schockierende Nachricht selbst und dass sie immer mit einer Geldforderung verbunden ist: Schock + Geld = Betrug. Der Druck, der dabei aufgebaut wird, ist ein weiteres Indiz.

Was ist ein Schockanruf?

Ein Schockanruf ist eine besonders aggressive Form des Telefonbetrugs, die sich immer mehr ausbreitet. Bei einem Schockanruf werden Sie angerufen und mit einer erfundenen, aber glaubwürdig klingenden Nachricht konfrontiert, die Sie in Schock versetzen soll: Zumeist wird behauptet, ein Mitglied Ihrer Familie sei in einer schweren Notlage oder in grosser Gefahr. 

Zugleich wird behauptet, Sie könnten diese Notlage lindern bzw. die Gefahr abwenden, indem Sie – so schnell wie möglich! – Geld und
Wertsachen an einen Boten oder eine Botin übergeben. Da Sie durch den Schock nicht rational denken können, aber natürlich Ihrem Familienmitglied helfen wollen, und ausserdem unter Druck gesetzt werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie den Forderungen nachkommen und erst später realisieren, dass Sie betrogen wurden.

Weitere Auskünfte

Kantonspolizei Basel-Stadt

Kriminalprävention