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Ungewöhnlich viele Wasserrettungen auf dem Rhein im laufenden Jahr 2024

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Der Rhein ist nicht nur Wasserstrasse für den Güterverkehr, sondern auch ein beliebtes Erholungsgebiet – am und vor allem im Wasser. Insbesondere an heissen Tagen füllen sich die Fluten mit Schwimmenden, die oft die Gefahren des Flusses unterschätzen. Gerät jemand in Not, reagiert die Berufsfeuerwehr Basel-Stadt mit einer präzise koordinierten Rettungsstrategie.

Feuerlöschboot auf dem Fluss vor Brücke in Basel.",
© Berufsfeuerwehr Basel

Text: Maj Gilbert Schneider, Ressortleiter, stv. Kommandant Berufsfeuerwehr, Rettung, Feuerwehr

Der Rhein hat viele Nutzer. Neben den Transportschiffen mit grossen Tonnagen verkehren auf der Wasserstrasse auch Personenschiffe, Hotelschiffe, Taxiboote, Fähren sowie zahlreiche Kleinboote und Weidlinge. Und natürlich viele Schwimmerinnen und Schwimmer! Der Rhein lockt vor allem an heissen Tagen ans und ins Wasser, die Besucher kommen aus der gesamten Region. Zusätzlich zu den kulinarischen Angeboten lädt der Uferbereich mit vielen Sitzgelegenheiten die Menschen ein, dort ihre Freizeit zu verbringen. Das Schwimmen und Treibenlassen im Rhein wird bei der einheimischen Bevölkerung, bei Expats und Touristen immer beliebter. An manchen Wochenendtagen sind fast so viele Menschen im Wasser zu sehen wie beim offiziellen Rheinschwimmen. Touristen informieren sich in der Regel im Internet über Sehenswürdigkeiten und stossen dabei schnell auf das Rheinschwimmen. Dann wecken verlockende Bilder das Interesse an einem entspannten Bad im Rhein. Doch was auf den ersten Blick wie ein harmloses Freizeitvergnügen wirkt, birgt erhebliche Gefahren, insbesondere durch die wechselnden Strömungsverhältnisse und den Schiffsverkehr, vor allem die Grossschifffahrt.

«Wasserrettung» als nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr

Eine Personenrettung auf dem Rhein, im Volksmund als «Wasserrettung» bekannt, gehört zur nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr und wird von der Rettung Basel-Stadt bzw. der Berufsfeuerwehr Basel (BFBS) geleitet. Kantonspolizei und Rettung Basel-Stadt arbeiten jeweils eng zusammen. Vor über 30 Jahren, so erinnern sich einige Feuerwehrmänner, wurde bei einer alarmierten Wasserrettung das Beiboot, das am Heck des Feuerlöschbootes Basel-Stadt (FLB BS) CHRISTOPHORUS in Grossbasel gelagert war, mithilfe eines Schiffskrans so schnell wie möglich ins Wasser gelassen. Gleichzeitig wurde auf der Kleinbasler Rheinseite beim Bläsiring ein motorisiertes Schlauchboot mit einem Rettungswagen und Anhänger zu Wasser gelassen. Diese Vorgehensweise erwies sich jedoch nicht als die schnellste und war auch damals schon nicht optimal. Die BFBS rückte oft unorganisiert zu solchen Einsätzen aus, was zu grossem Frust in der Belegschaft führte. Schuld war natürlich immer jemand anderes, während der Einzelne überzeugt war, alles richtig gemacht zu haben. Ein Führungswechsel in der Nautik war erforderlich, um den Ausrückprozess über Jahre hinweg mit verbessertem Material zu optimieren. Diese Verbesserungen wurden schrittweise eingeführt – heute kann die BFBS stolz behaupten, dass sie mit den jetzigen Mitteln und der Nähe der Wache zum Rhein innerhalb weniger Minuten nach der Alarmierung einsatzbereit auf dem Rhein intervenieren kann.

Schnelle Intervention dank effizienter Alarmierungskette

Die Notrufe für eine Wasserrettung gehen entweder über die Einsatzzentrale der Rettung (EZR) oder die Einsatzzentrale der Kantonspolizei (EZ Kapo BS) über die gängigen Notrufnummern ein. Die Koordinationsstelle für die Alarmierung ist die EZR. Unmittelbar nach Eingang des Notrufs wird die Intervention auf dem Rhein disponiert und eingeleitet. Innerhalb weniger Minuten ist der Einsatzleiter (EL) der Berufsfeuerwehr (BF) flussabwärts auf einer nahegelegenen Brücke positioniert und mit den Mehrzweckbooten (MZB) der BFBS bereit. Er koordiniert diese sowie alle weiteren verfügbaren Boote der Partnerorganisationen. Die gesamte Alarmierungskaskade dauert zwischen 4 und 5 Minuten und umfasst bis zu 13 Massnahmen. Zusätzlich werden Boote der Kantonspolizei Basel-Stadt (Kapo BS), der Schweizerischen Rheinhäfen (SRH), der Grenzwache und gegebenenfalls der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) sowie der Freiwilligen Feuerwehr Weil am Rhein und der Feuerwehr St-Louis über die Integrierten Leitstellen Lörrach und Colmar alarmiert.

Die Schifffahrt wird für andere Nutzer sofort gesperrt, und über den Rheinfunk werden diese über die Sperrung und den laufenden Rettungseinsatz informiert. Bei Bedarf können auch ein Helikopter oder Drohnen zur Unterstützung angefordert werden.

Effizienter Rettungseinsatz – so geht’s

Der Auftrag der Einsatzkräfte besteht immer darin, Menschen und Tiere zu retten – selbstverständlich unter Beachtung der eigenen Sicherheit. Der Einsatzablauf der Feuerwehr folgt dabei stets dem Prinzip: «Feststellen, Beurteilen, Entscheiden, Handeln, Kontrollieren » – ein Prozess, der auch bei der Personenrettung auf dem Rhein konsequent angewendet wird. Der EL der Berufsfeuerwehr koordiniert alle verfügbaren Boote auf dem Wasser und hält dabei engen Kontakt mit dem Einsatzleiter der Kantonspolizei Basel-Stadt am Standort der Einsatzleitung, um wertvolle Informationen der Patrouillen, die teils zu Fuss unterwegs sind und Hinweise von der Bevölkerung erhalten, weiterzugeben. Unterstützt wird dieser Prozess durch die Mitarbeitenden der beiden Einsatzzentralen der Kantonspolizei und der Rettung Basel-Stadt. Die Gesamteinsatzleitung übernimmt der mitaufgebotene Dienstoffizier der BFBS. Bei Suchaktionen versucht der EL, das Feuerlöschboot zentral zu positionieren. Nachts wird der Rhein mithilfe der Flutlichtanlage des Feuerlöschboots ausgeleuchtet. Links und rechts des Feuerlöschboots patrouillieren die übrigen Boote, um den Fluss und das Ufer gründlich abzusuchen. Häufig ist das Verheddern von Personen in Taschen, Körperbeuteln oder Wickelfischen die Ursache für Wasserrettungen. Gerettete Personen werden an den vorgesehenen Patientenübergabestellen der Sanität übergeben. Mit 25 bis 30 Rettern reagieren die städtischen Interventionen der Feuerwehr, Polizei, Sanität und Partnerorganisationen, die innerhalb weniger Minuten zum Einsatz gebracht werden. Wenn sich das Ereignis in Richtung Landesgrenze verlagert, werden die zuständigen Leitstellen über die Einsatzzentrale der Rettung (EZR) informiert. Die alarmierten Organisationen aus Deutschland und Frankreich verstärken den Einsatz dann um weitere 10 bis 15 Einsatzkräfte.

Rettungsbilanz: Zwischen Erfolg und Herausforderungen im Einsatz

Eine verbindliche Rettungsbilanz aufzustellen, ist schwierig. Nicht jede «Wasserrettung» ist verifiziert und kann sich manchmal auch als falsche Wahrnehmung oder Fehleinschätzung der anrufenden Person herausstellen. Fest steht: Die Wasserrettungen fallen im Jahr 2024 extrem hoch aus. Während im letzten Jahr 21 Einsätze erfolgten, bei denen tatsächlich 14 Personen gerettet oder leblos aus dem Wasser geborgen wurden, mussten die Einsatzkräfte in diesem Jahr 31 Mal ausrücken, davon 25 Mal verifiziert. Zudem: Erfolg und Misserfolg werden oft unterschiedlich wahrgenommen. Während die Rettungskräfte eine erfolgreiche Rettungsaktion als positiv bewerten, kann es vorkommen, dass sich die gerettete Person über den Einsatz beschwert oder die Retter kritisiert. Solche Situationen gehören zum beruflichen Alltag – leider. Wir bewerten den Einsatz nach unseren eigenen objektiven Massstäben. Eine erfolgreiche Rettung erfüllt uns mit Stolz. Wenn der Einsatz, ob erfolgreich oder nicht, beendet ist, wird wenn immer möglich ein Debriefing unmittelbar nach der Intervention mit allen beteiligten Diensten durchgeführt. Der Einsatzleiter (EL) bestimmt den Ort, der sich in der Regel in der Nähe des Rheins befindet.