Römische Zeit: 52 v. Chr.–476 n. Chr.
Mit dem Aufstieg zur Grossmacht eroberte Rom auch Gebiete nördlich der Alpen und richtete hier neue Provinzen ein. Die eisenzeitlichen Kulturen Europas veränderten sich dadurch nachhaltig. In der Alltagskultur, den Essgewohnheiten, der Architektur, Religion, Kunst und der Verwendung von Schrift spiegelte sich schon bald die Präsenz Roms wider. Zahlungsmittel war nun römisches Geld, Verwaltungs- und Kultursprache Latein.
Unter römischer Kontrolle
Die römische Epoche dauerte rund 500 Jahre von der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr.
In einem langwierigen verheerenden Krieg (58–51 v. Chr.) unterwarf der römische Feldherr und Staatsmann Julius Caesar das freie Gallien. Dabei geriet auch das Gebiet um das heutige Basel unter römische Kontrolle. Funde deuten darauf hin, dass zur Zeit Caesars in der befestigten keltischen Siedlung auf dem Basler Münsterhügel neben einer keltischen Bevölkerung eine kleine Zahl römischer Soldaten anwesend waren. Vieles spricht dafür, dass der keltische Adel mit seinem Gefolge im Dienste Roms Sicherungsaufgaben im Grenzgebiet des Imperium Romanum übernahm.
Der römische vicus
Unter Kaiser Augustus, um 30/25 v. Chr., änderte die Siedlung auf dem Münsterhügel ihren Charakter. Der grosse Erdwall, der sie einstmals schützte, verlor mehr und mehr seine Bedeutung und wurde dem allmählichen Zerfall überlassen. Die Siedlung verlagerte sich ins offene, flach abfallende Gelände südöstlich des Plateaus. Im Verlauf des 1. Jahrhunderts n. Chr. entwickelte sich hier schliesslich ein neuer Siedlungsmittelpunkt. Das Transportwesen bildete eine wichtige wirtschaftliche Grundlage für den kleinen Ort (vicus), denn hier verlief die Überlandstrasse von und nach der Colonia Augusta Raurica, und am Rhein im Bereich der Birsigmündung gab es eine Schifflände.
Bis um 10 v. Chr. war wohl eine kleine Einheit römischer Soldaten auf dem Münsterhügel stationiert. Sie übernahm vermutlich am Rheinknie Sicherungsaufgaben. Die Streuung des Fundmaterials deutet darauf hin, dass sich ihre Unterkünfte auf bestimmte Zonen der Siedlung konzentrierten und auch in deren Vorgelände lagen. Danach setzte ein Rückgang an Waffen und militärtypischer Ausrüstungsgegenstände ein. Offenbar waren nur noch wenige Soldaten anwesend, bis um 30/40 n. Chr. auch diese abgezogen wurden.
Das Umland
Zum Teil recht grosse und luxuriös ausgestattete Gutshöfe (villae rusticae) im Umland versorgten den vicus mit landwirtschaftlichen Gütern. Auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Riehen gab es solche Gutshöfe beim Friedhof am Hörnli und im Hinterengeli. Ebenfalls in Riehen wurden in den Fluren Pfaffenloh und Maienbühl die Reste zweier gallo-römischer Tempel gefunden.
Basel wird befestigt
Ab dem späten 3. Jahrhundert brachen unruhige Zeiten an, sowohl im Innern als auch an den Grenzen des Imperium Romanum. Das strategisch wichtige Plateau des Münsterhügels, das gleichzeitig natürlichen Schutz bot, wurde erneut befestigt und von der Zivilbevölkerung als Rückzugsort aufgesucht. Viele Häuser des vicus im offenen Vorgelände waren zu diesem Zeitpunkt bereits aufgegeben oder durch Brandereignisse zerstört worden. Mit dem Bau der Befestigung entwickelte sich eine neue Siedlungsdynamik, und es entstand ein sogenanntes suburbium, eine Art Vorstadt.
Militärische Ausrüstungsgegenstände deuten darauf hin, dass sich in der befestigten Siedlung römische Soldaten aufhielten. Zum ersten Mal wird der Name des Ortes überliefert: Basilia. Der römische Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus berichtet, dass Kaiser Valentinian I. mit seinen Truppen im Jahre 374 bei Basilia lagerte und einen Wehrbau (munimentum) zur Sicherung der Rheingrenze erbauen liess.
Fundstelle: Basel-Münsterhügel
Die Anfänge des Christentums
Auch für die Religion war das späte 3. und das 4. Jahrhundert n. Chr. eine Zeit der Veränderungen und Umbrüche: Zuerst wurden Christen zwar verfolgt, doch dann verdrängte das Christentum heidnische Religionen. Im Jahre 380 n. Chr. wurde es zur Staatsreligion erhoben. Fundgegenstände aus der Siedlung auf dem Basler Münsterhügel und aus dem Gräberfeld an der Aeschenvorstadt weisen darauf hin, dass sich auch hier einige Bewohner:innen dem Christentum zugewandt hatten.
Zur Frage nach dem Ursprung von Basel
Damals...
Schon Ende des 15. Jahrhunderts hatten Humanisten in Basel damit begonnen, sich mit dem Ursprung ihrer Stadt zu befassen. Münzfunde im engeren Stadtgebiet waren untrügliche Zeichen dafür, dass hier bereits die Römer gesiedelt hatten. Auf der Inschrift eines Grabmals in Gaeta an der thyrrenischen Mittelmeerküste zwischen Rom und Neapel wird berichtet, dass Lucius Munatius Plancus, ein Feldherr Caesars, in Gallien zwei römische Kolonien, darunter die Colonia Raurica, gegründet habe. Er galt für die Humanisten als derjenige, der die römische Kultur nach Basel gebracht und damit zur Entstehung der Stadt beigetragen hat.
...und heute
Ob die Colonia Raurica in Basel oder in Augst gegründet wurde, ist in der heutigen Forschung noch immer umstritten. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass in der benachbarten römischen Colonia Augusta Raurica – obgleich in römischer Zeit viel wichtiger als der kleine Ort am Rheinknie – bislang keine Siedlungsspuren aus caesarischer Zeit nachgewiesen werden konnten.