Forensische Genetik
Die Forensische Genetik befasst sich mit der Analyse biologischer Spuren für kriminalistische Ermittlungen. Sie bietet Abstammungsanalysen wie Vaterschaftstests für Gerichte und Privatpersonen an. Fachpersonen erstellen DNA-Profile von Tatverdächtigen und klären Identitäten von Verstorbenen.
Über uns
Das Team der Forensischen Genetik zeichnet sich durch eine hohe Expertise und ein persönliches Engagement in Dienstleistung, Forschung und Lehre aus. Im Labor und in der Wissenschaft tätige Personen analysieren biologische Tatortspuren oder biologisches Material von Menschen. Die DNA-Profile können in der Eidgenössischen DNA-Datenbank EDNAIS gespeichert und abgeglichen werden, um bei der Aufklärung von Straftaten zu helfen.
Die Abteilung klärt Verwandtschaftsfragen für Sie als Privatperson, bei Migrationsfällen oder für Gerichte. Ausserdem lehren die Expertinnen und Experten an der Universität Basel und bilden Personen aus den Schnittstellenbereichen wie der Polizei und der Staatsanwaltschaft aus.
Moderne Ansätze für eine sichere Zukunft in der Forensik
Aufgaben in der Forensischen Genetik
Spurenanalytik
Im Auftrag der Polizei und der Staatsanwaltschaft werden biologische Spuren zu Delikten wie zum Beispiel Einbruchdiebstählen, Sexualstraftaten oder Mordfällen begutachtet. Fachpersonen untersuchen das Erbgut: Die DNA, die sich in den Zellkernen befindet. Sie trägt genetische Informationen durch die 4 Bausteine des Lebens: die Basen Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin. Die DNA wird in kodierende Bereiche unterteilt, die Bauanleitungen für Proteine enthalten, sowie in nicht-kodierende Bereiche, die man zur Erstellung von DNA-Profilen verwendet. Ein DNA-Profil ist für jeden Menschen einzigartig, mit Ausnahme von eineiigen Zwillingen.
Nach dem Sichern von biologischen Spuren an Tatorten oder von Personen, können die Spuren auf Speichel, Blut und Sperma untersucht werden.
Der Prozess zur DNA-Profilerstellung umfasst
- das Aufbrechen und die Aufreinigung der Zelle (Extraktion)
- die DNA-Mengenbestimmung (Quantifizierung)
- die Vervielfältigung der interessierenden DNA-Bereiche (Amplifikation) mittels PCR (englisch: polymerase chain reaction)
- die Sichtbarmachung des DNA-Profils (Kapillarelektrophorese).
Forensische Expertinnen und Experten interpretieren die DNA-Profile und erstellen Gutachten zur Unterstützung der Ermittlung.
Abstammungsanalyse und Vaterschaftstest
Die Abteilung Forensische Genetik erstellt Gutachten zur Klärung von Abstammungsverhältnissen. Die Analysen können sowohl Gerichte als auch private Personen in Auftrag geben. Wenn sie im Zuge von Verwaltungsverfahren wie Migrationsfällen zum Familiennachzug nötig sind, können betroffene Personen die Analyse veranlassen.
Es werden Wangenschleimhautabstriche (WSA) von den Personen, beispielsweise Mutter, Kind und möglicher Vater (Putativvater) mittels Wattestäbchen entnommen. Aus diesen Proben werden die DNA-Profile zum Bestimmen der Verwandtschaftsverhältnisse erstellt.
Neben der klassischen Vaterschaft kann die Abteilung Forensische Genetik strittige Mutterschaften, Grosselternschaften, Geschwisterschaften oder nach Rücksprache komplexere Verwandtschaftsverhältnisse klären.
Projekte und Schwerpunkte
Die Projekte konzentrieren sich auf die Verbesserung forensischer Techniken für die Spurensicherung und die genetische Analyse von schwierigem Spurenmaterial. Der Ausbau und die Erweiterung des Portfolios am Standort des Instituts für Rechtsmedizin Basel stehen ebenfalls im Fokus.
Innovationen am Institut für Rechtsmedizin der Universität Basel
- Entwicklung des Spurensicherungstools DNA-Buster, das die DNA-Gewinnung von Textilien und schwer zugänglichen Bereichen erheblich verbessert.
- Etablierung der DNA-Phänotypisierung: Eine Analyse, mit der das Aussehen eines Spurengebers abgeschätzt werden kann. Die Methode ist mit der Gesetzesrevision zum 1. August 2023 in der Schweiz legalisiert und am Standort Basel akkreditiert.
- Untersuchung der Performanz von Tupfern für den ersten und entscheidenden Schritt bei der Spurensicherung (in Kooperation mit der Forensik Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn).
- Weitere Projekte zielen ab auf das Auflösen von Mischspuren in ihre Einzelspurengeber durch die innovative DEPArray™-Technologie, das Optimieren der «Touch DNA» Abnahme mittels verschiedener Flüssigkeiten von Objektträgern, sowie dem Entwickeln neuer RNA-basierter Assays zur Identifizierung von Körperflüssigkeiten für die bessere Rekonstruktion von Tathergängen.
Methoden und Verfahren
Forensische DNA-Analysen konzentrieren sich in erster Linie auf die Personenzuordnung, das heisst auf die Identifizierung von Spurengebenden. Die epigenetischen und RNA-Analysen liefern Informationen über Art, Herkunft und Alter einer biologischen Spur. Die Methoden bieten ein breites Anwendungsspektrum. Sie werden ständig weiterentwickelt und an neue Herausforderungen angepasst.
Mit Forschungsprojekten und dem Einsatz neuester Technologien kann aus der Forschung von heute die Dienstleistung von morgen werden. Die Kombination von DNA- und RNA-Methoden stellt sicher, dass forensische Analysen so genau und umfassend wie möglich sind. Die Ergebnisse nützen der Justiz und der Strafverfolgung.
Akkreditierung und Zertifizierung
Die Abteilung Forensische Genetik ist seit 2004 nach DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiert. Sie wird regelmässig von der Schweizer Akkreditierungsstelle (SAS) überprüft. Mit der Akkreditierung werden Qualität und Kompetenz der operativen DNA-Labore gewährleistet und dokumentiert.
Während Normen und Standardverfahren jederzeit eingehalten werden müssen, gibt es auch weitere Qualitätssicherungsverfahren in Form der Teilnahme an sogenannten «Ringversuchen». Eine Prüfstelle stellt Proben bereit, welche von den Laboren korrekt untersucht werden müssen, um die geforderte hohe Qualität der DNA-Analysen sicherzustellen. Am Standort Basel biete die Forensische Genetik den Ringversuch «Phänotypisierung» für die Schweizer DNA-Labore an.
Durch kontinuierliche Weiterbildung hält die Abteilung die Fachkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufrecht. Die 4 Personen mit dem Fachtitel «Forensische Genetik SGRM» müssen periodisch nachweisen, dass sie an Fortbildungen teilnehmen. Die Zusammenarbeit mit Institutionen und Behörden trägt dazu bei, die Qualität der Dienstleistungen stetig zu verbessern.