Erst kürzlich thematisierte die Basler Zeitung ausführlich den problematischen Umgang mit wilden Sprayereien und Tags (BaZ vom 14. Oktober 2004). Von einer ganz anderen Seite geht Kalin Lindena im Rahmen des Projektes Nordtangente-Kunsttangente diese Realität an. Die junge deutsche Künstlerin nimmt das Tag eines Sprayers zum Ausgangspunkt, um daraus das Wandbild "Alles und immer" zu entwickeln. Es ist im Durchgang zwischen zwei Häusern an der Horburgstrasse 38 zu sehen und wird am 24. Oktober im Beisein der Regierungsrätin Barbara Schneider eingeweiht.

Kalin Lindena kennt die Sprayerszene aus persönlicher Erfahrung und setzt diese ein, um der Tradition des Tags neues Leben einzuhauchen. Das graue Kürzel auf der Brandmauer der Horburgstrasse 38 wird von zwei Adlern, einem Stern und dem Schriftzug "Arise" umgeben. Diese ziehen den Schriftzug entlang zweier weisser Linien auf 14 Meter Höhe. Dort erlebt das Grafitti seinen zweiten Auftritt, jedoch auf den Kopf gestellt, stark vergrössert und vierfarbig. Das Ichbedürfnis des Taggers steigt zum Himmel empor, löst sich in Abstraktion auf und wird zum Bild. Durchwoben von ornamentalen Linien schwebt das neue Tag nun auf dem feinen Schatten eines Baumes. Es ist, also ob eine ewige Sonne auf die Mauer scheinen würde. Auf dem Weg nach unten stösst das Auge überraschend auf ein Tattoo: "God only knows". Aus dem grauen Tag ist ein visuelles Gedicht entstanden, das für einen Moment den Blick und die Gedanken in den Himmel lockt.

"Alles und immer" hat ein Ärgernis transformiert. Ihr gelingt das Kunststück, eine Brandmauer in ein Gedicht zu verwandeln, im Umgang mit Tags neue Massstäbe zu setzen und die Kunst des Sprayens zu erweitern.

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