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Eisenzeit: 800–52 v. Chr.

Ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. revolutionierte ein neuer Werkstoff den Alltag in Europa so sehr, dass man Jahrtausende später eine ganze Epoche danach benannte: Die Eisenzeit. Am Oberrhein entwickelten sich erste stadtähnliche Gesellschaften. Im 2. Jahrhundert entstand erstmals auch am Rheinknie eine unbefestigte Grosssiedlung.

Dorfszene im der späten Eisenzeit mit Menschen, Häusern, Tieren und einem offenen Feuer.
So könnte der Alltag in der spätkeltischen Siedlung von Basel-Gasfabrik, 170–90 v. Chr., ausgehen haben.
© bunterhund Illustration; Joe Rohrer, bildebene.ch, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt

Die ältere Eisenzeit

Die ältere Eisenzeit dauerte von 800–450 v. Chr. und trägt auch die Bezeichnung «Hallstattzeit», so benannt nach einem wichtigen Fundort in Österreich. Diese Epoche hat in Basel nicht viele Spuren hinterlassen, was vermuten lässt, dass sich hier kein bedeutendes Zentrum befand.

Grabhügel auf dem westlichen Dinkelberg und in der Hard bei Muttenz und Pratteln legen indessen nahe, dass auch damals reiche und mächtige Personen die Region bewohnten.

Die jüngere Eisenzeit

Die jüngere Eisenzeit ist ebenfalls nach einem berühmten Fundort benannt: La Tène am Neuenburgersee. Sie wird daher auch als Latènezeit bezeichnet. Diese dauerte von 450 v. Chr. bis knapp vor Christi Geburt. Während aus der frühen Latènezeit im Kanton Basel-Stadt bislang nur einzelne Gräber entdeckt wurden, sind die archäologischen Erkenntnisse für den jüngsten Abschnitt vielfältig. Die Zentralsiedlung Basel-Gasfabrik und das Oppidum auf dem Basler Münsterhügel sind internationale Referenzfundorte für die jüngsten Phasen der Latènezeit.

Die Zentralsiedlung Basel-Gasfabrik

Die unbefestigte Siedlung bei der «Alten Gasfabrik» unter dem heutigen Novartis Campus liegt auf der Niederterrasse am linken Ufer des Rheins und wurde von ca. 170–90 v. Chr. bewohnt. Mit der rund 170 000 m² umfassenden Grosssiedlung lässt sich erstmals in unserer Region ein Zentralort von seinem landwirtschaftlich geprägten Umfeld unterscheiden. Beide standen in komplexen Austausch- und Abhängigkeitsverhältnissen zueinander. Damit gingen zahlreiche politische und wirtschaftliche Innovationen einher, eine Entwicklung wurde angestossen, die letztendlich zur modernen Stadt Basel führte.

Von der Holz-Lehmarchitektur fanden sich Reste von Pfostenbauten, Herdstellen und Lehmstampfböden. Zudem konnten Gräben festgestellt werden, die vermutlich Arealabgrenzungen bildeten, aber auch seitlich an Strassen und Wegen verliefen.

Die zahlenmässig wichtigsten Befunde sind die annähernd 600 Gruben verschiedener Grösse und Form. Die primäre Funktion dieser Gruben war wohl in den meisten Fällen die Vorratshaltung. Sie dienten als Keller oder Getreidesilos. Später richtete man in ihnen bisweilen Werkplätze ein. Zuletzt wurden sie meist mit Siedlungsabfall verfüllt und enthalten deshalb umfangreiches Fundmaterial. Gefässscherben, Münzen, Schmuck, Werkzeuge und Tierknochen zeugen vom Wohlstand der keltischen Bevölkerung und von regen Handelskontakten in den Mittelmeerraum. Ein Geldsystem mit Gold-, Silber- und Buntmetallmünzen lehnte sich an mediterrane Vorbilder an. Unzählige Amphorenfragmente belegen, dass in grossen Mengen Wein aus Mittelitalien importiert wurde. In der Siedlung arbeiteten hoch qualifizierte Handwerker, u. a. Töpfer:innen, die feine, reich verzierte Keramik herstellten und ihre Ware in raffiniert konstruierten Öfen brannten.

Der Umgang mit den Toten in der spätkeltischen Zeit war sehr vielfältig. Neben rund 200 Körpergräbern auf zwei Bestattungsplätzen, die im nördlichen Bereich des Fundplatzes liegen, kamen in der Siedlung regelmässig auch menschliche Knochen zum Vorschein. Skelette oder Teile davon wurden in Brunnenschächten, Gruben und in einem Graben entdeckt. Hunderte von isolierten menschlichen Knochen wurden jedoch auch innerhalb der Siedlung gefunden. Da sie kaum Bissspuren zeigen, wurde der Leichnam bis zur Skelettierung wahrscheinlich an einem geschützten Ort aufbewahrt und die Knochen gelangten erst danach in die Siedlung. Ohne authentische Schriftzeugnisse bleiben die komplexen Totenrituale der Kelten ein «Buch mit sieben Siegeln».

Fundstelle: Basel-Gasfabrik

Das Oppidum Basel-Münsterhügel

Anders als beim unbefestigten Zentralort Basel-Gasfabrik spielten bei der Gründung der jüngeren keltischen Siedlung (frühes 1. Jh. v. Chr. bis ca. 30/15 v. Chr.) auf dem Basler Münsterhügel strategische Gesichtspunkte eine entscheidende Rolle. Der natürliche Geländesporn ist auf drei Seiten von Rhein und Birsig eingefasst. Die vierte Seite wurde durch einen Graben und einen Erdwall befestigt, einen sogenannten Murus Gallicus.

Der Erdwall, der mit Holzbalken armiert war, schützte die leicht zugängliche Südostseite des Münsterhügels auf Höhe der Rittergasse 4. Dieser Wall war an der Aussenseite mit einer Trockenmauer verblendet, in deren Front in regelmässigen Abständen senkrechte Pfosten und horizontale Balken eingelassen waren. Vor dem Wall lag ein breiter Graben, der bis zur Bäumleingasse reichte und dessen Spuren heute noch im Gelände sichtbar sind. Im Bereich der Rittergasse befand sich ein Tor, das den Zugang zur befestigten Siedlung, dem Oppidum, erlaubte.

Die Innenbebauung ist nur lückenhaft bekannt. Unter dem Münster führte auf der Achse von der Rittergasse zur Augustinergasse eine breite Strasse nach mediterranem Vorbild durch. Daran anschliessend sind Pfostenlöcher und Gruben zum Vorschein gekommen, die von der einstigen Bebauung zeugen.

Die mehr oder weniger lückenlose zweitausendjährige Besiedlung des Münsterhügels hat viele spätkeltische (spätlatènezeitliche) Bebauungsspuren zerstört. Allerdings kam eine grosse Menge an Funden zum Vorschein, welche die materielle Kultur der spätkeltischen Zeit spiegeln. Vor allem zerbrochenes Alltagsgeschirr, Tier- und Pflanzenreste von längst vergangenen Mahlzeiten, aber auch Amphoren, Münzen, Fibeln und Schmuckstücke wurden gefunden.

Fundstelle: Basel-Münsterhügel

Besondere Funde

Fundstellen der Eisenzeit (800–52 v. Chr.)

Kartenskizze der Fundorte der Eisenzeit in der Region Basel.
© Peter von Holzen, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt

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